Veröffentlicht am 29.12.2004 00:00

Das war 2004


Von red

2004 war in Haidhausen vor allem ein Jahr der Jubiläen. 30, 70, 100, 150 Jahre – und kein bisschen leise. Denn während die einen selbst im hohen Alter immer noch zu cholerischen Anfällen neigen, leisten andere bereits seit Jahren beständige Dienste zum Wohle der Allgemeinheit. Letztlich gab’s für jeden was zu Feiern, und zwar vor allem mit...

Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger

Themenseite Jahresrückblicke : Jahresrückblicke für alle Bewohner der Stadtviertel im Verteilungsbereich der Münchner Wochenanzeiger

... Kultur pur. Geplant war die Kulturwoche in der Au und in Haidhausen ursprünglich für 2005. Dass heuer dennoch vom 18. bis 25. Juni eine kunterbunte Stadtteilwoche über die Bühne ging, lag daran, dass 2004 für den Stadtteil ein echtes Jubiläumsjahr war. Zu feiern gab es 150 Jahre Eingemeindung des Viertels nach München. Neben zahlreichen Attraktionen und viel Musik stand ein ganz besonderer Rückblick auf alte Zeiten im Mittelpunkt des Geschehens. Am 21. Juni wurde der Gebsattelberg kurzerhand zum Seifenkistl-Parcours umfunktioniert. Was vor rund 50 Jahren aktuell war, geriet weitgehend in Vergessenheit. Umso aufregender also der Moment, in dem die selbstbastelten Kisten munter drauf los ratterten. Trotz Dauerregen und Bibberkälte harrten an die Tausend Zuschauer aus und feuerten die 19 fantasievoll gebastelten Fahrzeuge an. Vom superschnellen Liegekistl bis zum rollenden Eisbären war manch Skurrilität vertreten – da ließ es sich auch Oberbürgermeister Christian Ude nicht nehmen eine Runde zu drehen.

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Genommen hatte der Stadtrat den Obergiesingern hingegen einen wesentlichen Bestandteil ihres Stadtteilfestes – ebenfalls aus Anlass der 150-jährigen Eingemeindung.

Knapp zehn Tage vor dem Starttermin hatte das Gremium nämlich dem geplanten verkaufsoffenen Sonntag in der Tegernseer Landstraße eine Absage erteilt.

Sehr zum Missfallen von Bezirksausschuss und den rund 75 beteiligten Geschäftsleuten. So wurden die Planungen in letzter Minute noch geändert in einen Tag der offenen Tür – ohne Beratung und Verkauf.

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Keine Probleme mit Stadtrat oder Wetter hatte heuer hingegen ein Jubilar ganz anderer Coleur. Viel mehr ärgern den 70-jährigen Geburtstagserpel in schöner Regelmäßigkeit seine drei kleinen Neffen. Einer der Zeichner der »Donald Duck« Leben einhaucht lebt in Haidhausen. Nächstes Jahr sind es dann bereits 25 Jahre in denen Jan Gulbransson die Entenabenteuer für den deutschsprachigen Raum zeichnet und textet.

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Komponieren und musizieren ist in St. Wolfgang seit kurzem angesagt. Die neue Orgel nämlich, ein 100 Jahre altes Instrument aus Leeds, England, inspiriert Kirchenmusiker Stefan Ludwig derart, dass es eine wahre Freude ist, ihm beim Üben, Improvisieren und Komponieren zuzuhören. Einen kleinen Einblick in die englische Klangwelt, vornehmlich geprägt von satten wuchtigen Bässen, gabs Ende November bei einem großen Orgelkonzert. Auch eine CD ist bereits produziert und weitere Konzertveranstaltungen sind geplant. Schließlich ist die Orgel St. Wolfgangs die einzige mit englischer Klangausrichtung in ganz Deutschland.

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Und noch ein Jubiläum: Der Integrationsverein »AKA e.V.«, »Aktiv für kulturellen Austausch«, bietet seit 30 Jahren Hilfe für Kinder, Teenager und Senioren – angesichts aufflammender Diskussionen um »Leitkultur«, Integration und EU-Beitritt der Türkei erscheint dieses Engagement aktueller denn je.

Ein Thema knattert wie ein roter Faden durch die Köpfe der Stadtteilbewohner. Dabei wäre die Lösung doch denkbar einfach: Rücksicht nehmen. Doch auf den Straßen geht’s nicht immer und in den Parks will nicht jeder. Futter für die Politik.

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Gleich zu Jahresbeginn verschafften sich die Stadtteilbewohner erst einmal richtig Gehör. Genauer gesagt in Ramersdorf und Berg am Laim fühlte das Projekt »Soziale Stadt« den Bewohnern und ihren Sorgen genauer auf den Zahn. Zum Startschuss der ehrgeizigen Beschwerde- und Vorschlagaktion mit einer Ausstellung in der Ludwig-Thoma-Realschule kristallisierte sich vor allem ein Problem heraus: Der Verkehr.

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Der zwickt auch die Anwohner in Haidhausen und Au. Nicht nur der fließende, auch der ruhende Verkehr ist den meisten ein Dorn im Auge. Wenig Platz für viel Blech – ein Parkwapperl soll Abhilfe schaffen. Inzwischen steht fest: im Frühjahr 2005 kommt ein Parkraummanagement-System in drei Kategorien: Anwohner, Kurzzeitparker und gemischte Parkzonen.

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Bezahlen, mit Lärm und Abgasen, das befürchten die Bogenhausener schließlich, müssten die Nachbarn Haidhausens. Was dort an Parkraum freigeschaufelt, würde hier wieder zugestopft. Peter Geck vom Kreisverwaltungsreferat wirkt im Januar noch beschwichtigend in die Diskussion mit der BürgerInteressenGemeinschaft Parkstadt Bogenhausen ein: »In der Parkstadt ist doch schon alles zugeparkt, da kann man nicht mehr viel verdrängen.«

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Verdrängt werden sollte auch das Corneliuswehr im Rahmen der Isar-Renaturierung. »Der Betonklotz muss weg«, wünschen sich Bürger und Bezirksausschüsse – allein der Sieger des Architekturwettbewerbs stellt sich eine betonierte Isar vor. Eine verfahrene Situation in der jüngst Abrissbefürworter wieder eine Schlappe wegstecken mussten: »Einwandfreier Zustand«, bescheinigt ein Gutachten dem Wehr.

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Einen schlechten Zustand attestiert Thomas Köster, Verwaltungsleiter des Englischen Gartens, Anfang des Jahres der Selbstverantwortung vieler Besucher: »Wir müssen wieder lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen!«, forderte er Mitte des Jahres und eben auch im Dezember.

Doch weil sich an der Hundehäufchenfront, der Radl-Rowdielobby und bei den Partylärmfreunden im Park nichts getan hat, wird 2005 die Gesetzesinitiative zur Parkverordnung auf den Weg gebracht, der auch die Maximiliansanlagen an der Isar betrifft. Viele protestierten – im Frühjahr, Sommer und im Winter – allein Vermüllung und Verrohung des Parkflairs habe sich nicht verbessert, so Köster. Im Gegenteil: Wie der Ton der Protestler, so werden auch die Unglücke, etwa am lebensgefährlichen Eisbach, härter. Wasser auf die Mühlen der Verordnungsverfechter.

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Mehr Rücksicht wäre auch an der Grillparzerstraße angebracht. Nur sind die Verhältnisse ein wenig anders: Autos und Schulkinder sind eine gefährliche Kombination. Lotsen und Tempolimit gab’s bereits. Trotzdem war die Verkehrssicherheit der Schüler noch nicht gewährleistet an der durch Tunnelbau stark belasteten Straße. Ein Einbahnsystem rund um die Grillparzerstraße soll seit Mai dem Verkehrschaos abhelfen – auf der Strecke bleiben aus Sicht der Betroffenen Fußgänger wie Schulkinder und Senioren. »Seit Mai sind die Kinder hier noch mehr Risiken ausgeliefert«, erzählte Lis Scherer, Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule an der Ernst-Reuter-Straße. Doch Bau und Chaos brauchen noch Zeit – im Dezember geschah ein Unfall, bei dem zwei Schulkinder verletzt wurden. Die Polizei will nun verstärkt kontrollieren.

2004 ging es den Sportlern um mehr als Punkte, Tore, Titel

»Wichtig ist die taktische Einstellung«

Zufrieden zeigt sich die Fußballabteilung des ESV München-Ost: ein Teilstück des gesteckten Zieles sei 2004 erreicht. Mit der Ersten Herrenmannschaft in der A-Klasse Gruppe 8 wurde der Verein Herbstmeister und liegt mit einem Spiel weniger als TSV Neubiberg an erster Stelle. Der Abstand zu Tabellen Dritten beträgt dagegen schon fünf Punkte. Die Zweite Herrenmannschaft liegt in der C-Klasse Gruppe 5 an einem guten Mittelplatz. Im Jugendbereich belegen die ESV-ler zwei 1. Plätze in der E1 –und E3-Jugend, zwei 2. Plätze in der G- und C2-Jugend, zwei 3. Plätze in der C1 –und B1-Jugend, sowie bei der A1-Jugend ebenfalls einen beachtlichen Mittelplatz. Die D-Junioren, sowie die F1- und F2-Junioren befinden sich in der hinteren Tabelle ihrer Gruppe. Das kann sich aber bis Saisonende noch ändern. Um dieses Ziel zu erreichen, sucht der Verein in allen Altersklassen noch weitere Spieler. Außerdem freut sich der ESV über den einen oder anderen neuen Trainer. Mehr Infos in der Geschäftsstelle, Tel. 431 06 54.

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Auch Karin Ruckdäschel bringt dem ESV München-Ost Ruhm und Ehre. Beim Taekwondo-Turnier »German Open« in Bonn erkämpfte sich die 29-Jährige einen bärenstarken dritten Platz. Immerhin maßen sich bei dem Turnier über 900 Kampfsportler aus 44 Nationen. »Wichtig ist vor allem der taktische Umgang mit dem Gegner«, bremst die Sozialpädagogin entsprechend souverän auch jeden Unkenrufer aus: »Taekwondo ist einfach viel mehr als nur ›Rumgebolze.«

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Frische Luft tanken die Teilnehmer beim »Isarwalken« vom ASZ-Untergiesing inzwischen regelmäßig jede Woche. Motivationsprobleme? Keine Spur, schließlich erobert der Trendsport jeden Winkel der Stadt im Sturm.

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Einen Gang zugelegt hat hingegen Leistungssportler Patrick Sturm. Der Münchner IT-Berater nahm am 11. Juli kräftig die Beine in die Hand, lief, schwamm und strampelte in seinem ersten Iron-Man in Frankfurt am Main was das Zeug hielt. Dabei wagte der erfahrene Marathon- und Triathlon-Sportler den Schritt aufs Parkett der Konditions-Königsklasse nicht nur aus purem Eigennutz. »Wichtig war mir, dass das Ganze Kindern zugute kommt, mit Sport zu tun hat und einen lokalen Bezug hat«, erklärte Sturm im Vorfeld.

Auftrag ausgeführt: Für jeden gelaufenen, geradelten und geschwommenen Kilometer der 226 Kilometer langen »Folterstrecke« gaben Sponsoren und Spender zwischen zehn und 100 Euro für eine Kletterwand des Erziehungshilfezentrums Adelgundenheim. Den Grundstein für die Spendenaktion legten übrigens die Kinder selbst, als sie in der Hochstraße ähnlich auf Spendenlauf gingen. Sturms Leistung half letztlich, das Projekt Kletterwand voll zu finanzieren. Gelungen!

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