U-Bahn-Bau, -Eröffnung und schon wieder -Bau. Das politische und alltägliche Leben im Stadtteil Moosach war selten so geprägt vom Personennahverkehr wie im vergangenen Jahr.
Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger
Themenseite Jahresrückblicke : Jahresrückblicke für alle Bewohner der Stadtviertel im Verteilungsbereich der Münchner Wochenanzeiger
Lange wurde die Geduld der Anwohner der Hanauer Straße durch die Verlängerung der U 1 strapaziert. Mittlerweile ist diese aber wieder frei, das OEZ ist nun auch mit der U-Bahn zu erreichen. Die Entlastung für den Verkehr in Moosach währt aber nur kurz. Seit Ende des Jahres wird auch die U 3 durch Moosach hindurch verlängert. Der Moosacher Bahnhof, bisher nur mit S-Bahn-Anbindung, wird an das U-Bahnnetz angeschlossen. 2009 soll es soweit sein.
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Der für die U 3 neu entstehende Bahnhof an der Leipziger Straße hatte schon im Vorfeld für großen Wirbel gesorgt. Da der Bahnhof nicht, wie die Tunnels, komplett unterirdisch gebaut werden kann, muss in der Pelkovenstraße und in der Baubergerstraße eine offene Baustelle errichtet werden. Die schockierende Nachricht: 170 Bäume sollten gefällt werden, damit die Baufahrzeuge besser rangieren können und Materiallager errichtet werden können. Dabei war diese Nachricht »viel Lärm um nichts«. Die Anwohner hatten befürchtet, sämtliche Bäume entlang der Pelkovenstraße könnten abgeholzt werden. Das Missverständnis lag im Behördendeutsch. Hier zählt nämlich auch ein Strauch ab gewissem Umfang als Baum, so dass »echte« Bäume zum Glück nur wenige gefällt werden mussten. Nach Anwohnerprotesten reduzierte das Baureferat aber sogar noch die geringe Zahl der zu fällenden Bäume.
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Außer dem U-Bahn-Verkehr lag auch noch ein anderes, in diesem Fall futuristisches Verkehrsmittel den Moosachern auf der Seele. Das Thema »Transrapid« begleitete den ganzen Münchner Norden durch das Jahr. Für die Moosacher gab es in diesem Zusammenhang aber eher positive Nachrichten. Besonders die Anwohner der Borstei horchten auf, als die Bayerische Magnetbahnvorbereitungsgesellschaft (BMG) ihre Neuigkeiten bekannt gab. Bisher sollte der Zug, der ab dem Startpunkt Hauptbahnhof unterirdisch verläuft in etwa 100 Meter Entfernung der Borstei wieder an die Oberfläche tauchen. Nach den neuen Plänen sieht die Zukunft belastungsärmer aus. Der Abstand wurde auf 200 Meter verdoppelt.
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Abgesehen von den Verkehrsneuerungen schienen die Moosacher aber mit und in ihrem Stadtteil zufrieden zu sein.
Das zeigte jedenfalls die Bürgerversammlung im Oktober. Geradeeinmal sieben Anträge wurden gestellt und die meisten davon drehten sich um die U-Bahn-Verlängerung. Einem Anwohner waren dafür die Graugänse an den umliegenden Seen ein Dorn im Auge.
Er forderte deren Vertreibung. Das Gartenbaureferat stimmte zwar zu, dass die Vögel tatsächlich viel Dreck produzieren, warf den Badeseenutzern aber selbst die stete Überfütterung der Tiere vor.
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Die Moosacher Polizei wird daran wohl nichts ändern können. Auch wenn sie seit diesem Jahr unter neuer Leitung steht. Für den aus dem Dienst scheidenden »Oberschandi« Gerhard Fleck, der sich zur Ruhe setzte, kam Klaus Kellerer als neuer Dienststellenleiter in die Puchheimer Straße. Die Anreise aus seiner bisherigen Dienststelle an der Moosacher Straße in Milbertshofen, gestalteten ihm die Kollegen besonders nett: Mit einem Bummelzug gings durch den Olympiapark ins benachbarte Moosach.
Das KULTURELLE JAHR 2004 in Moosach war geprägt von einem Ereignis: die Einweihung des neuen kulturellen Mittelpunkts des Stadtteils dem Pelkovenschlössl am Moosacher St.-Martins-Platz.
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Im Vorfeld hatte es schon kleine Querelen im Bezirksausschuss (BA) um das Konzept des neuen Kultur- und Bürgerhauses gegeben. Die Verträge zum Konzept hatten der CSU-Fraktion des BA nicht vorgelegen, weshalb der Vorsitzende Alexander Dietrich die Abstimmung vertagen wollte. Die SPD-Fraktion und die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber hatten aber versichert, dass in den Verträgen keine Klauseln vorhanden seien, die den Bürgern die Nutzung des Schlössl untersagen sollten. Im Großen und Ganzen solle alles genauso laufen, wie es vorher beim Hacklhaus schon so gut geklappt hatte. Darauf einigten sich beide Fraktionen und der Abstimmung stand nichts im Weg.
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Im März wurde das Schlössl dann endlich eingeweiht. Mit einem drei Tage währenden, rauschenden Fest wurde das neue Kulturzentrum gefeiert. Nach zwei Jahren der Sanierung freute sich der Gesamtverein Moosach mit allen Beteiligten und den Bürgen feiern zu können.
Der evangelische Posaunenchor blies zum Einstand und »DMooserer« sorgten für Musik aus dem Stadtteil. Am Wochenende, 20. und 21. März gab es zwei Tage der offenen Tür.
Die Moosacher Vereine stellten sich mit ihrem Angebot vor. Der Faschingsclub war ebenso vertreten, wie der FC Olympia Moosach, die Freiwillige Feuerwehr, der Müttertreff oder das »Moosacher Brettl«. Mittlerweile hat sich das Schlössl mit Veranstaltungen, von der Lesung bis zum Schauspielkurs, in den Stadtteil perfekt integriert.
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Wie sehr das Schlössl schon im ersten Jahr zum kulturellen Mittelpunkt geworden ist zeigten auch die Stadtteilkulturtage 2004. Im Juli fanden diese nämlich fast ausschließlich im und um das Schlössl herum statt. Die Schlössl-Chefin Jutta Brandl-Hammer sorgte für ein buntes Programm. Vom Gospelchor bis Kabarett standen viele Highlights auf dem Programm.
Und schon jetzt laufen die Vorbereitungen für das kommende Jahr auf Hochtouren. Von 17. bis 26. Juni werden im kommenden Jahr wieder Kulturtage stattfinden. Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich bei »REGSAM« c/o Martina Hainer, Leipziger Straße 38, 80992 München, unter der Telefonnummer 14 98 97 14 oder per E-Mail unter mhainer@caritas muenchen.de melden.
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Einen Wechsel gab es beim Moosacher Kulturverein »Linie 1«. Hiltraud Pusch-Zilker löste im Mai Christl Oehler-Seliger ab. Zusammen mit dem Kassier Uli Krautwasser und Schriftführer Axel Mendt stellte sie sich und ihr neues Programm vor. Seither bereichert der Kulturverein das kulturelle Leben des Stadtteils mit Ausstellungen, Lesungen, Bällen und Theater.
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Auch für die kleinen Moosacher wurde viel getan im vergangenen Jahr. Der Moosacher Anzeiger richtete mit dem Gesamtverein ein großes Kinderfest am Bahnhof aus. Die Feuerwehr und die Polizei zeigten den interessierten Kleinen ihre Einsatzfahrzeuge, ein Song-Contest begeisterte Jung und Alt und viel Gaudi gab es auch auf der Hüpfburg und beim Maskenmalen.
AUFSTIEG, BUNDESLIGA, WELTREKORD - Die Moosacher Vereine bescherten dem Stadtteil ein erfolgreiches Jahr
n Moosach · Die Moosacher Vereine können auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Und das in diversen Sportarten. Ob Fußball, Judo oder Taekwondo. Die Moosacher sind stets vorne mit dabei.
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Der FC Olympia Moosach schaffte im Juni mit seiner ersten Herrenmannschaft den lange ersehnten Aufstieg in die B-Klasse. Die Jungs um Trainer Andreas Schmalz ließen zur Feier des Sieges nicht nur die Korken knallen sondern auch die Sprühdosen kreisen. Die Haare der Mannschaftskameraden wurden in den Vereinsfarben weiß und rot gefärbt. 13 Punkte Vorsprung hatte der Tabellenerste auf seinen Verfolger und somit wurden die Moosacher souverän Meister ihrer Klasse. Auch in der laufenden Saison sind die Kicker des FC Olympia wieder gut dabei. Punktgleich liegen sie mit dem SV Weichs zur Herbstmeisterschaft an der Tabellenspitze. Die bessere Tordifferenz setzt die Moosacher aber auf den Platz des Herbstmeisters.
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Weniger erfolgreich aber dennoch herausragend steht der PSV München da. Zwar ist er Tabellenletzter aber dafür der einzige Münchner Taekwondo-Verein in der Bundesliga. Was viele Moosacher nämlich nicht wissen: Der PSV ist einer der größten und erfolgreichsten Taekwondo-Stützpunkte Deutschlands. Der Verein stellt allein 40 Prozent des Nationalkaders. So war es doch eine kleine Enttäuschung für Trainer Necdet Bairaktar, dass seine Jungs und Mädels beim ersten Bundesligakampf der koreanischen Sportart auf Münchner Boden nicht gewinnen konnten. Im Februar geht es in die nächste Runde. Bairaktar und seine Kämpfer werden dann wieder angreifen. Immerhin ist der PSV einer der traditionsreichsten Taekwondo-Vereine Deutschlands.
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Der PSV ist aber nicht nur im koreanischen Kampf, dem Taekwondo, herausragend auch in der Japanischen Sportart Judo sind die Moosacher an der Spitze mit dabei. Bei den bayerischen Vizemeisterschaften in Abensberg holte sich Stephan Hirschsteiner den Titel des Vizemeisters. Ohne Niederlage hatte er sich bis ins Finale vorgekämpft, wo er sich allerdings Hendrik Schumacher aus dem Nationalkader geschlagen geben musste.
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Auch ein dritter Platz wurde in Moosach frenetisch gefeiert, zumal er völlig unerwartet kam. Faris Al-Sultan wurde von Familie und Fans am Flughafen in Empfang genommen, als er von seiner Iron-Man-Teilnahme auf Hawaii zurückkehrte. Im härtesten Triathlon-Wettkampf der Welt schwamm, radelte und lief er am drittschnellsten.
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Doch nicht nur die Moosacher Sportler waren hier im Stadtteil erfolgreich. Auch andere brachten es hier als Gast zu Höchstleistungen, einer sogar zum Weltrekord. Beim internationalen Münchner Pfingstsportfest im Dantestadion gingen 400 Leichtatlethen von 12 bis 60 Jahren an den Start. Bayerische Schülermeister beteiligten sich ebenso wie der mehrfache Senioren-Weltmeister Guido Müller aus Vaterstetten. Im 200-Meter-Lauf gelang ihm dann das Außergewöhnliche: er toppte mit einer Zeit von 25,76 Sekunden den Weltrekord in der Altersklasse M65 (d.h. für Männer ab 65 Jahren und darüber).