München gefällt sich noch immer in der Rolle als Mittelpunkt der Welt. Auch wenn der Anlass noch so unbedeutend scheint, spricht man hierzulande gerne davon, dass die ganze Welt auf München schaut. Doch 2005 könnte dies, wenn vielleicht nicht auf die ganze Welt, aber immerhin auf ganz Deutschland bezogen, durchaus einige Male eintreten.
Einige Großereignisse werfen ihre Schatten schon jetzt, zu Beginn des neuen Jahres, weit voraus. Und selbst bei genauerem Betrachten wird klar: In München wird 2005 wahrlich einiges geboten werden. Auch für Menschen, die nördlich des Weißwurst-Äquators leben.
Doch bevor wir mit unserer Jahresvorschau beginnen, zunächst noch eine gute Nachricht: Im Gegensatz zu 2004, hat das neue Jahr ganz ohne Gesundheitsreform-Schock oder sonstige lästige Teuerungen begonnen.
Im Gegenteil: Zwar haben die Stadtwerke zum Unmut der CSU die Fernwärme-Preise um 3,5 Prozent erhöht (im Februar soll der Strom um 3,9 Prozent teurer werden), doch damit liegen sie immer noch im nationalen Durchschnitt. Die Erdgaspreise sollen aber bis auf weiteres stabil bleiben. Und für die meisten Bürger winken 2005 sogar, durch die nächste Stufe der Steuerreform, richtige Steuerersparnisse.
Sogar der befürchtete Hartz-IV-Schock ist in München weitgehend ausgeblieben: Fast alle Anträge auf die neue Stütze wurden bewilligt, und der große Teil der Förderberechtigten hatte in München am 3. Januar den, wenn auch sehr geringen, Geldsegen auf seinem Konto.
Das SamstagsBlatt beschreibt, was die Münchner 2005 sonst noch bewegen wird.
Das erste Mal werden die Augen vieler Journalisten und damit auch vieler Bürger im Februar auf die Landeshauptstadt gerichtet sein. Vom 11. bis 13. Februar wird im Bayerischen Hof wieder die Sicherheitskonferenz stattfinden.
Zum 41. Mal werden sich dabei Militärs und Verteidigungsminister vieler Staaten treffen, um über Strategien der Verteidigungspolitik zu diskutieren. Angekündigt hat sich in diesem Jahr neben Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Horst Köhler auch UN-Generalsekretär Kofi Annan. Angekündigt haben sich natürlich auch wieder zahlreiche Demonstranten, die lautstark auf den Münchner Straßen gegen das Treffen der Kriegstreiber protestieren wollen. Zwar erwartet die Polizei deutlich weniger Protestler als zu den Hochzeiten 2002 und 2003, doch trotzdem wird München für ein Wochenende wieder einer Festung gleichen.
Der städtische Stehempfang für die Teilnehmer wird in diesem Jahr übrigens ausfallen. OB Christian Ude wird es nicht weiter stören ein besonders großer Freund der Siko war auch er nie.
Viel mehr freuen wird sich Ude, und mit ihm viele andere Stadtpolitiker und Bürger, über die Bundesgartenschau 2005, die vom 28. April bis 9. Oktober ein halbes Jahr lang ein Fest nicht nur für Pflanzenfreunde werden wird. Auf rund 200 Hektar wird die Buga2005 einen grandiosen Landschaftspark an der Messe Riem etablieren, der das moderne Zusammenspiel zwischen Gartenkunst und Stadtentwicklung veranschaulichen soll. Hunderttausende Blumen und Pflanzen werden zu besichtigen sein, rund 20 wechselnde Hallenausstellungen wird es zu betrachten geben und sogar eine Seilbahn haben die Macher neben dem Messegelände auf das Veranstaltungsgelände gebaut.
Außerdem lädt ein rund zwölf Hektar große Badesee zum Entspannen ein. Wer sich schon jetzt auf die Buga2005 einstimmen möchte, sollte sich die Homepage des Ereignisses unter www.buga2005.de ansehen.
Für viele fast ebenso bedeutend und heiß ersehnt wie die Bundesgartenschau, ist die Eröffnung des neuen Fußball-Tempels in Fröttmaning: Am 30. Mai wird die neue Allianz-Arena mit einem Spiel der Münchner Löwen gegen die Nürnberger Clubberer zum ersten Mal bespielt. Und schon am nächsten Tag wird zum ersten Mal die Mannschaft auf dem grünen Rasen der Arena gastieren, für die sie eigentlich gebaut wurde. Rund ein Jahr vor der Weltmeisterschaft wird die deutsche Nationalmannschaft gegen den FC Bayern antreten.
Ab der neuen Saison werden sowohl Löwen, als auch Bayern ihre Heimspiele in dem jetzt schon liebevoll Schlauchboot genannten Stadion mit beleuchtbarer Außenhaut austragen. Doch nicht alle freuen sich über die neue Arena: Weil es keine richtigen Stehplätze und in der Südkurve nicht genügend Platz für alle treuen Bayern-Anhänger geben wird, muss wohl ein Teil der Fans in die verhasste Nordkurve, also dorthin, wo sonst die Sechzger stehen, ausweichen. Streit ist da vorprogrammiert.
Nach jahrelangen Querelen konnte allerdings ein anderer Konfliktpunkt gelöst werden: In der Altstadt und im Hauptbahnhofsbereich soll München endlich ein Parkleitsystem erhalten. Das in allen anderen Großstädten übliche System soll dafür sorgen, dass der knappe Parkraum besser organisiert wird, so dass jeder schneller einen Parkplatz ergattern kann. Das 2,2 Millionen Euro teure System, an dem sich neben der Stadt auch die Parkhäuser beteiligen, soll im Dezember eingeweiht werden.
Bereits ab Februar wird es die nächsten Parklizenzbereiche in der Stadt geben. Im Mittleren Lehel, Nördlichen Lehel und in Au/Haidhausen dürfen dann bevorzugt Anwohner parken. Alle anderen dürfen auch, müssen aber Gebühren berappen. In den bisherigen Parklizenzbereichen wie in Schwabing hat sich die Situation durch die Lizenzen deutlich entspannt.
Auch der Ausbau und die Renovierung der Altstadt wird 2005 weiter vorangetrieben. Im Mai wird die Schrannenhalle neben dem Viktualienmarkt fertig. Zwar wird sie nicht mehr wie früher eine reine Markthalle sein, aber Erlebniscenter klingt doch auch ganz nett.
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Doch nicht nur Neues wird die Münchner erfreuen oder auch Anlass zum Granteln geben. Natürlich wird auch 2005 wieder Altbewährtes stattfinden die Wiesn dauert heuer übrigens einen Tag länger (vom 17. September bis 3. Oktober). Von Filippo Cataldo