Seit 33 Jahren lebt der Gründer der Band »Supertramp«, Dafydd Llywelyn, in München. Wenn er sich, von den Eltern musikalisch beeinflusst, in seiner Wohnung am Westend an den Flügel setzt, um Musik zu komponieren dann schläft die Stadt.
Fast scheint es, dass sich die Musik den Atemzügen der Träumenden anpasst, denn die Musikwelt des »Supertramp«-Gründers folgt jede Nacht zwischen 20 und fünf Uhr ihren eigenen Regeln: »Ich glaube an die Existenz von Engeln, das ist ein großer Bestandteil meines Lebensinhaltes und meiner Musik«, sagt Llywelyn, der ursprünglich Priester werden wollte. »Am liebsten wäre ich eine Mischung aus Albert Schweitzer und Gustav Mahler geworden, weil Schweitzer Arzt, Musiker und Komponist war und Mahler jüdisch geboren und später christlich konvertiert ist«, erklärt der gebürtige Südwaliser.
Er teilt sein Leben bis heute in zwei Abschnitte ein. Der erste endete, als er knapp drei Jahre alt war und seine Mutter an Leukämie starb. Der zweite besteht aus dem Komponieren. »Meine Eltern haben beide Klavier gespielt. Als meine Mutter starb, bin ich einfach am Klavier sitzen geblieben und habe mit meinen kleinen Fingern versucht, meinen Frust und meine Trauer auszudrücken«, erinnert sich der 65-Jährige.
Sein erstes großes Musikstück schrieb er mit zwölf Jahren. »Dies Irae Fantasy ist bis heute ein furchterregendes Stück mit Totentanz, in dem alles sehr melancholisch ist«, beschreibt Llywelyn.
Nachdem er in Birmingham und London Musik, Medizin, Kriminologie und Theologie studiert hat, ging er als 24-Jähriger nach Köln und anschließend nach Berlin. »Das war eine aufregende Zeit.« Immerhin schrieb er in den 60er und 70er Jahren erfolgreiche Filmmusik für Klassiker wie »Liebe und so weiter« (1968) oder »Mädchen, Mädchen« (1967).
Seit 1971 lebt Llywelyn in München, seit 1984 ist er hier verheiratet. Tagsüber unterrichtet er junge Musiker, um seine Brötchen zu verdienen und den deutschen Nachwuchs zu fördern, nachts komponiert er. Immer wieder gibt er als Dirigent Konzerte. Seine Musik wird beispielsweise in Auftritten junger Hoffnungsträger wie Severin von Eckardstein, Boris Berezovsky und Amir Katz am Piano inszeniert.
Auch wenn es allerdings mehr und mehr so scheint, dass es um den Musiker Llywelyn still geworden ist die Klassiker aus seiner Musikwelt werden kein bisschen leise gespielt.
Der Grundstein für die Gruppe »Supertramp« wurde ursprünglich in der Schweiz gelegt. Dafydd Llywelyn entdeckte im Genfer »Griffins-Club« die englische Gruppe »The Lonely Ones«. »Das war eine Coverband, die zwar nicht besonders gut spielen konnte, aber interessant aussah«, erinnert er sich.
Prompt half er der Gruppe, die Musik für den Film »Whats Happening« (Regie: Guido Franco, 1967) zu spielen und brachte dem Klavierspieler Rick Davies das beidhändige Spielen bei. »Keiner von den Jungs konnte damals Noten lesen.«
Aus der ursprünglichen Gruppe »The Lonely Ones« resultierte die Band »The Joint«. Die nächste Band von »The Joint«-Mitglied Rick Davies hieß »Supertramp«, deren Musik zum Kult avancierte.
Wenn Llywelyn heute die Lieder seines ehemaligen Schützlings hört, denkt er schmunzelnd: »Ich bin richtig stolz auf Rick, wie gut er inzwischen Klavier spielen kann auch mit der linken Hand.« Jennifer Bligh