Veröffentlicht am 25.08.2005 00:00

Unterwegs im wilden Kurdistan


Von red
Als gelehriger Schüler erwies sich OB Ude, gerade frischgebackener Ehrenbürger von Pülümür. Im Laufe des Honigfestes wagte Christian Ude übrigens mehrere der anatolischen  Rundtänze.	  (Foto: Inés Berber)
Als gelehriger Schüler erwies sich OB Ude, gerade frischgebackener Ehrenbürger von Pülümür. Im Laufe des Honigfestes wagte Christian Ude übrigens mehrere der anatolischen Rundtänze. (Foto: Inés Berber)
Als gelehriger Schüler erwies sich OB Ude, gerade frischgebackener Ehrenbürger von Pülümür. Im Laufe des Honigfestes wagte Christian Ude übrigens mehrere der anatolischen Rundtänze. (Foto: Inés Berber)
Als gelehriger Schüler erwies sich OB Ude, gerade frischgebackener Ehrenbürger von Pülümür. Im Laufe des Honigfestes wagte Christian Ude übrigens mehrere der anatolischen Rundtänze. (Foto: Inés Berber)
Als gelehriger Schüler erwies sich OB Ude, gerade frischgebackener Ehrenbürger von Pülümür. Im Laufe des Honigfestes wagte Christian Ude übrigens mehrere der anatolischen Rundtänze. (Foto: Inés Berber)

Donnerstag: Münchner Flughafen, Terminal 1, Ebene C, beim Schalter der Turkish Airlines, 17.15 Uhr (etwa 17 Grad Celsius): Unruhig schaut Ali Kilic, der Vorsitzende des bundesdeutschen Vereins der „Deutsch-Türkischen Freundschaftsföderation“, auf die Uhr. Denn seine Hauptakteure für die nächsten fünf Tage – Oberbürgermeister Christian Ude und seine Frau Edith von Welser-Ude – sind noch nicht aufgetaucht.

Genau eine Stunde später soll die Maschine nach Istanbul losgehen, wo aber ist der OB? Da klingelt ein Handy: „Wir sind gleich da“, die Erklärung folgt: Katze Lola hatte die Abreiseambitionen von Herrchen und Frauchen genau beobachtet und sich zum passenden Zeitpunkt versteckt. Es half kein Rufen, kein Locken, sie blieb verschwunden. Voller Unruhe begab man sich doch auf die Reise und erst am Abend kam die erleichternde SMS des Sohnes: „Lola ist da, ich streichele sie gerade“.

Großes Aufatmen, die SMS kommt gegen 22 Uhr an, inzwischen sitzt man allerdings am Meeresstrand in Istanbul, im Garten eines Strandrestaurants, an einer riesigen Tafel voller Köstlichkeiten, die nur zur Vorspeise dienen. Etwa 15 türkische Top-Journalisten sitzen mit am Tisch, und bis 2 Uhr morgens muss Christian Ude unzählige Fragen beantworten.

Trotzdem hat man genügend Zeit, den in Salzteig gebackenen Meeresfisch zu genießen, die sonnengereiften Melonen als Nachtisch und überhaupt, die laue Luft – ganz anders als im kalten München. Dann ab ins Hotel, dem 89 Stockwerke hohen Polat-Hotel, wo sofort etwas augenfällig wird, die „Bierstube“, neben fünf anderen internationalen Lokalitäten, die zum Hotel gehören. „Irgendwann will ich da schon mal reingehen“, meint der OB.

Freitag, Flughafen Istanbul, 12.10 Uhr, rund 35 Grad Celsius, Abflug nach Erzurum, von wo aus der Weg mitten ins „wilde Kurdistan“ führt.

Die Münchner Delegation wird in drei Privatautos verstaut, denn ganz ungefährlich ist die Chose nicht. Der Weg führt nach Pülümür, einem kleinen Städtchen mitten im kurdischen Gebirge und damit in ein Gebiet, das von der PKK oft terrorisiert wird. Zwei Stunden führt der Weg in das kurdische Gebirge, doch dann der Hammer: 26 Kilometer geht es hinauf nach Pülümür, auf einer Schotterstrecke, bei der jeder Meter Milliarden von Feinstaub-Partikeln aufwirbelt und Augen Mund und Nase völlig austrocknet.

Kurz vor Pülümür geht es vorbei an Militärposten (die dort als Abschreckung für die PKK stationiert sind) und plötzlich – unmittelbar vor der Stadt gibt es einen Stopp: Nein, keine Entführung, sondern ein herzliches Willkommen für Christian Ude. „Hosgeldin Christian!“ steht auf einem riesigen Plakat, die Musiker des Dorfes spielen auf.

Anschließend findet das Kontrastprogramm zum Luxus-Hotel in Istanbul statt: Unterbringung in einem Haus, das Mesut Coskun, der Bürgermeister von Pülümür, von deutschen Spendengeldern eingerichtet hat. Das Haus wird 24 Stunden von den Mitgliedern des Stadtrates bewacht, die im übrigen auch für das Essen sorgen. Stundenlang brieten sie Lämmer, bereiteten diverse heimische Gemüse zu und brachten als Dessert Trauben, verschiedene Melonen, Feigen. Gegen 22 Uhr geht man zu Bett, gut bewacht.

Samstag, Pülümür:

Nach dem Frühstück geht es zur Grundsteinlegung für das künftige „Christian Ude-Kulturzentrum“. Eingebettet ist die Veranstaltung in das große Honigfest von Pülümür. In seiner Ansprache erinnert Christian Ude daran, dass er vor genau 33 Jahren zum ersten Mal hier in der Gegend gewesen war – als Student und Journalist.

Bei dieser Gelegenheit lernte er die Gastfreundschaft der Familie Kilic kennen. Und er nahm etwas mit, das ihn die weiteren 33 Jahre begleitet: Seinen Schnauzbart. Die ständige Frage „Du Tourist?“ ging ihm so auf die Nerven, dass er sich kurzerhand den damals landesüblichen Bart wachsen ließ. Zu Udes Überraschung wird er auch noch zum Ehrenbürger von Pülümür ernannt.

Nach vielen Reden der örtlichen Politiker und Abgeordneten des türkischen Parlaments macht sich die Münchner Delegation auf eine ganz geheime Tour. Denn keiner sollte wissen, dass sich der Münchner Oberbürgermeister, der dieses kleine alevitische Städtchen so ins Herz geschlossen hat, sich noch weiter in das „wilde Kurdistan“ hinein wagt. Denn dort oben in den Bergen – auf etwa 2.000 Metern Höhe – lernte er den damals siebenjährigen Ali Kilic kennen, der nun unter anderem zusammen mit seinem Bruder eine Gebäudereinigungsfirma in München leitet. Und dort lebt noch immer die Familie der Kilic.

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