Veröffentlicht am 24.11.2005 00:00

Münchner Zentrum · Schreckgespenst S-Bahn


Von red
Lastwagen statt Taxen? Die Ladenbesitzer in der Innenstadt – wie hier in der Sparkassenstraße – fürchten den Bauverkehr der S-Bahn-Stammstrecke. 	 (Foto: els)
Lastwagen statt Taxen? Die Ladenbesitzer in der Innenstadt – wie hier in der Sparkassenstraße – fürchten den Bauverkehr der S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: els)
Lastwagen statt Taxen? Die Ladenbesitzer in der Innenstadt – wie hier in der Sparkassenstraße – fürchten den Bauverkehr der S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: els)
Lastwagen statt Taxen? Die Ladenbesitzer in der Innenstadt – wie hier in der Sparkassenstraße – fürchten den Bauverkehr der S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: els)
Lastwagen statt Taxen? Die Ladenbesitzer in der Innenstadt – wie hier in der Sparkassenstraße – fürchten den Bauverkehr der S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: els)

Es ist ein bekanntes Muster bei fast jedem Bauprojekt: Gut, aber… Da macht auch der geplante Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke keine Ausnahme. Je näher der Baubeginn des milliardenschweren Mammutprojekts rückt, umso größer werden die Ängste der betroffenen Bürger – als deren Anwalt sich unter anderem der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) versteht, auch wenn er kein Mitspracherecht am Bau hat.

Weiterer Artikel zur 2. Stammstrecke

Themenseite: Zweite S-Bahn-Stammstrecke in München

Albert Scheller von der Deutschen Bahn, Projektleiter der Strecke, stattete dem Ausschuss auf seiner jüngsten Sitzung einen Besuch ab, um die Bedenken des Gremiums zu zerstreuen.

Gelungen ist das jedoch nur bedingt. Was beispielsweise im Raum stehen blieb, ist die Skepsis über die Folgen der neu geplanten Haltestelle Marienhof. Scheller beruhigte zwar, indem er versicherte, dass die Ausgänge der Haltestelle nur einen geringen Eingriff in die Umgebung darstellen. So ganz scheint das jedoch nicht einmal die Stadtverwaltung zu glauben: Nicht umsonst hatte sie einen Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Marienhofs aufgrund der Baumaßnahmen vorgezogen. »Da werden von der Stadt wohl bewusst noch ein paar Steine in den Weg gelegt«, mutmaßte der BA-Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD).

Die größten Sorgen machen sich laut Püschel allerdings die örtlichen Geschäftsleute, die die Großbaustelle vor allem als riesigen Kundenschreck sehen. Im Budget für das Projekt ist zwar eine Entschädigung für Verdienstausfälle vorgesehen; über deren Höhe konnte Scheller jedoch keine Auskunft geben. Püschel störte sich ohnehin vor allem daran, dass die Bahn nur über, nicht aber mit der ansässigen Wirtschaft spreche, wie er meinte: »Die Bahn wiegelt immer ab, dass sie alles im Griff habe – das hilft den Geschäftsleuten soweit aber nicht weiter.«

Doch nicht nur die Baustelle an sich, auch die Logistik derselben bringt erhebliche Belastungen für Wirtschaft und Anwohner mit sich: Um die hundert Schwerlaster werden zeitweise pro Woche unterwegs sein – auf welcher Route, das ist noch nicht beschlossen. Scheller betonte, dass alle Optionen noch offen seien, bei den Ausschussmitgliedern hinterließ er jedoch den Eindruck, dass die Zufahrtswege östlich des Marienhofs die heißeren Kandidaten sind. Denkbar wären hier vor allem die Sparkassenstraße, die Residenzstraße oder – und das scheint der Favorit der Bahn – der Hofgraben in Richtung Maximiliansstraße. Speziell von der Variante Sparkassenstraße riet Püschel der Bahn dringend ab: Die Geschäftsstrukturen im Tal seien ohnehin schon angeschlagen, »noch mehr Verkehr würde einen Niedergang bedeuten«.

Ein weiterer Kritikpunkt des Ausschusses sind die Notausstiege des über vierzig Meter tiefen Tunnels. Warum die Ausstiege gerade an den vorgesehenen Orten – etwa an der Maxburg oder der Maximilianstraße – gebaut werden müssen, konnte Scheller nach dem Ausschlussprinzip schlüssig darlegen: Die insgesamt 15 Rettungsschächte der Strecke erfüllten allesamt die Normen des Eisenbahnbundesamtes. »Mit dem Hinweis, dass die Schächte irgendwelche Normen erfüllen, beruhigt man die Bürger nicht unbedingt«, gab Püschel zu bedenken.

An ihn seien schon mehrere Bürger herangetreten, die befürchteten, dass die langen Schächte im Ernstfall zur Falle werden könnten: »Wenn man das Gedränge bedenkt, das schon bei zwanzig Stufen langen Schächten entsteht, macht man sich seine Gedanken, wie es ist, wenn es dann vierzig Meter nach oben geht.«

Das Thema S-Bahn-Bau wird die Bewohner des Stadtviertels auch auf der Bürgerversammlung am kommenden Dienstag, 29. November, ab 19 Uhr, in der Aula des St. Anna-Gymnasiums beschäftigen. Martin Hoffmann

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