Veröffentlicht am 28.09.2006 00:00

„Plattenauflegen und Kochen ist das Gleiche“


Von red
Sven Christ, ein bayerischer Hip-Hop-Koch.	 (Foto: Yvonne Bauer)
Sven Christ, ein bayerischer Hip-Hop-Koch. (Foto: Yvonne Bauer)
Sven Christ, ein bayerischer Hip-Hop-Koch. (Foto: Yvonne Bauer)
Sven Christ, ein bayerischer Hip-Hop-Koch. (Foto: Yvonne Bauer)
Sven Christ, ein bayerischer Hip-Hop-Koch. (Foto: Yvonne Bauer)

Sven Christ war ungefähr sieben Jahre alt, als der Koch Max Inzinger das Fernsehpublikum unterhalten hatte. Das gefiel dem kleinen Herrn Christ so sehr, dass er sich selbst in die Küche stellte: „Zur Freude meiner Mutter habe ich mit meinen Schüsselchen herum experimentiert, schließlich auch öfter die ganze Familie bekocht.“

Aus Christ wurde einige Jahre später DJ Katmandu, heute ist der Mittdreißiger eine Münchner Hip-Hop-Legende, in der Szene rund um die Welt bekannt – und seit mehr als zwei Jahren Aushilfskoch in diversen Münchner Lokalen, immer am Dienstag etwa im charmanten Edel-Rocker-Restaurant „Last Supper“ in der Fürstenstraße.

Für den Schallplatten sammelnden Turnschuhfan ist die Motivation, in Clubs wie der „Ersten Liga“ oder dem „Atomic Café“ aufzulegen, dieselbe, wie am Herd zu zaubern: „Du fügst Elemente zusammen und unterhältst damit Leute – das ist ein Prinzip, das ich mag.“

Sogar die Liebe zu bestimmten Subkulturen – bei Christ eben Hip-Hop – kann sich in der Art zu kochen festmachen: „Ich bin eben ein Hip-Hopper, und so hat mich schon früh interessiert, was das denn ist, wenn sie in den Songs von ‚Soulfood’ singen.“ Wenig später fand er sich in der berüchtigten Bronx wieder, und zwar nicht nur im Plattenladen: „Ein prägendes Erlebnis war, bei der Mutter eines Kumpels in der Küche zu stehen – einer Puertoricanerin. Die lehrte mich, traditionelle Gerichte zu kochen, zum Beispiel Hühnchen in Bier.“ Klingt vielleicht im ersten Moment wenig spektakulär, doch die bajuwarisierte Version des kreolischen Gerichts, serviert vom Hip-Hop-Koch, beeindruckt. Bajuwarisiert wurde dies, indem Christ dazu Maisbrotknödel reicht – „die dort drüben essen zu vielem Maisbrot, wir Bayern essen eben Knödel“.

So hat er freilich auch die bayerischen Klassiker drauf, die aber mutig variiert werden. Eine Kunst, die er sich nicht nur selbst beigebracht hat: Sogar von Sternekoch und Gallionsfigur der „Jungen Wilden“, Stefan Marquard, hat sich Christ schon trainieren lassen. „Ich möchte einfach gut kochen können, das Lernen hört dabei nie auf – und die Herausforderung, nicht nur für Gäste zu Hause zu kochen, treibt mich an. Die Gefahr, dass ein Teller zurückkommt mit der harschen Kritik eines Gastes, ist ein Antrieb, der einen weiterbringt. Freunde sind nicht kritisch genug.“ Das professionelle Kochen hat für Christ auch einen Nebeneffekt: „Du lernst, Speisekarten zu lesen, merkst schnell, wenn ein Koch lieber Zeitung liest als seine Virtuosität voranzutreiben.“ Diese Gefahr besteht bei Christ nicht.

Von Florian Falterer

north