Kürzungen im Kulturbereich? In Moosach war das 2006 kein Thema. Im Gegenteil: Bildung macht wieder so richtig Spaß, seit das Pelkovenschlössl vor drei Jahren wiedereröffnet wurde. Die Chefin des hiesigen Bezirksausschusses, Johanna Salzhuber (SPD), ist guter Dinge: »Nie war unser Kulturleben so reichhaltig wie in den vergangenen drei Jahren«, freut sie sich.
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Kurse in Hülle und Fülle gab es auch in diesem Jahr für alle, die von der Muse geküsst werden wollten ob als Laien-Schauspieler, Fotografen oder Klavierspieler. Zuletzt fand dort ein Christkindlmarkt statt, der mit Lesungen und musikalischen Einlagen lockte. Ein weiterer Pelkovenschlössl-Höhepunkt dieses Jahres war der historische Handwerkermarkt, der am 9. und 10. September auf dem Schlössl-Areal seine Pforten geöffnet hatte.
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Wer seinen Kopf lieber hinter Büchern versteckt, kam heuer ebenfalls auf seine Kosten. Das 20-jährige Bestehen der Moosacher Stadtteilbibliothek in der Hanauer Straße wurde eine ganze Woche lang, von 15. bis 22. Mai, gefeiert. Das Improvisationstheater »Switch on« lud in diesem Rahmen zu einem »Bibliotheksquiz« ein: wer so knifflige Fragen wie »Wo befand sich die Bücherei bis 1986?« beantworten konnte, dem winkten stattliche Preise. Auch die Ausleihzahlen wurden übrigens gefeiert: »Die haben sich seit 1986 fast verdoppelt«, verrät Bibliotheksleiterin Petra Winnerlein.
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Eine abgespeckte Variante der beliebten Moosacher Stadtteilkulturtage gab es heuer im Juli am Pelkovenschlössl. Die Moosacher hatten bei dem zweieinhalb Tage dauernden Stadtteilkulturfest auch ihren Spaß. Mit dabei war der Kabarettist, Django Asül, die BMW Dixi Drivers und viele, viele Moos-acher. Im kommenden Jahr sollen übrigens wieder ganz regulär die Moosacher Stadtteilkulturtage stattfinden. Wenn Moosach 1200 Jahre alt wird, ist das hoffentlich für mehr Moosacher ein Grund, hier tatkräftig mitzuhelfen, damit der Stadtteil gegenüber München seine Identität bewahrt.
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Auch machte Moosach dieses Jahr Open-Air-Konzerte, Beachvolleyball, Skater-Wettbewerbe und allerlei anderen Freizeitspaß möglich: Einen regelrechten Ansturm erlebte etwa das Jugend- und Freizeitgelände an der Triebstraße von 21. bis 23. Juli. Grund war die Einweihung des neuen Bushäuschens auf dem Gelände. Das alte war von der Landeshauptstadt Ende April sang- und klanglos abgerissen worden, sehr zum Verdruss der hiesigen Jugend. Bitterer Beigeschmack: Das neue Häuschen ist auch bereits Opfer eines »Vandalismusanfalls« geworden. Johanna Salzhuber nimmt hier die Moosacher Jugendlichen ausdrücklich in Schutz. Sie vermutet andere Verursacher.
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Und was hat Benedikt XVI., der in diesem Jahr seine bayerische Heimat beehrt hatte, mit Moosach zu tun? Martin Cambensy musste jedenfalls nicht lange überlegen, um dem Besuch des Papstes gerecht zu werden: Der Pfarrer der katholischen Kirche St. Martin hat einen Gedenkstein am ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde St. Martin Moosach errichten lassen. Liebevoll ist darauf der Weg festgehalten, den der bayerische Papst in Moosach beschritten hatte. Denn schließlich hatte das Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Gläubigen seine sagenhafte Karriere in Moosach begonnen in St. Martin als frisch gekürter Neupriester.
2006 wurde in Moosach aufgeräumt mit Vorurteilen ebenso wie das vermüllte ehemalige Bahnhofsgelände: Die Bürger des Stadtteils haben sich auch heuer sozial engagiert. Damit das Zusammmenleben gut funktioniert. Viele Moosacher konnten beispielsweise nicht länger dabei zusehen, wie einige Straßenzüge zur Müllhalde verkommen. Auf dem still gelegten Bahnhofsgelände an der Großbeerenstraße etwa rotteten illegal abgestellte Container seit Monaten vor sich hin. Im Juli schließlich taten sich Bürger zusammen und forderten vom Bezirksausschuss, endlich die Umweltsünder aufzuspüren. Mit Erfolg: Der Eigentümer des Geländes, eine Münchner Firma, konnte wenig später ermittelt werden ein Großteil des Sperrmülls wurde inzwischen entfernt. Derzeit wird das Gelände als Lagerplatz für Abbruchmaterialien für den U-Bahn-Bau genutzt.
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Zum Handeln aufgefordert wurde der hiesige Bezirksausschuss auch angesichts der Verkehrssituation in der Gärtnerstraße: Dort sind die Zufahrtsregelungen so chaotisch geworden, dass sich niemand mehr auskennt und Unfälle zu befürchten sind. Eine Besserung ist erwünscht.
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Was der Bezirksausschuss fördert, sind jede Menge soziale Projekte: 34.000 Euro sind heuer unter anderem in den laufenden Betrieb des Mooskito-Freizeitheims, in eine Boule-Bahn an der Merseburger Straße sowie in Aktionen zur Berufsfindung im Pelkovenschlössl geflossen. Salzhuber ist zufrieden: »Da haben wir ganz schön viel Arbeit reingesteckt, aber wir haben vieles ermöglicht.«
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Wer nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, findet im KomPro-Haus an der Dachauer Straße zumindest eine sichere Bleibe. Anfangs etwas misstrauisch von den Anwohnern beäugt, ist die Wohnanlage für Hartz-IV-Empfänger, Obdachlose und in wirtschaftliche Not Geratene inzwischen akzeptiert und integriert. Wer weiß, vielleicht wird das moderne Gebäude sogar zum Vorbild für weitere Münchner Projekte des sozialen Wohnungsbaus? Ähnliche Einrichtungen in anderen Stadtteilen sind bereits geplant, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.
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Ein Sorgenkind indes bleibt der Friedhof an der alten St.-Martins-Kirche: Teilweise gibt es dort Gräber, die im frühen 19. Jahrhundert ausgehoben wurden; Efeu überwuchert die Grabsteine, seit Jahren kümmert sich niemand mehr angemessen um einige der Beete. Schade eigentlich, denn um die Geschichte des Friedhofs kann man Moosach beneiden: Denn welcher Münchner Friedhof beherbergt schon einen Königlichen Fasanmeister, der es unter König Ludwig I. zu Glanz und Ansehen gebracht hat, dessen Leben aber bereits mit 35 Jahren zu Ende ging? Um solch ehrwürdige Historie für die Nachwelt zu sichern, wollen die Bezirksausschuss-Mitglieder den Friedhof Anfang kommenden Jahres genauer unter die Lupe nehmen und entscheiden, wie die Gräber erhalten werden können.
Es läuft rund mit dem Sport in Moosach. Zum Beispiel durfte der junge SC Moosach 50 heuer eine Sensation feiern: Weil die Mannschaft die Kicker aus Bogenhausen mit 5:3 Toren vom Rasen gefegt hatte, ist ihr auf Anhieb der Aufstieg in die B-Klasse gelungen. Seit September weht in der Münchner Amateurliga also ein frischer Wind. »Wir freuen uns riesig«, jubelt VorsitzenderJean Bouymin.
Zwei Namen haben sich bei den Aufstiegs-Spielen besonders hervorgetan: Insgesamt 40 Tore gingen in der vergangenen Saison auf das Konto von Tomeslav Topcic und Engin Acar; damit hatten sie den Aufstieg erst ermöglicht.
Seinen Namen hat sich der Verein übrigens nicht aus Nostalgiegründen gegeben, sondern weil er damit ein bestimmtes Ziel verfolgt: »Wir wollen Jugendliche aus dem gesamten Gebiet mit der ehemaligen Postleitzahl 50 für den Fußball begeistern«, so Bouymin.
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Für die erste Mannschaft des TSV Moosach-Hartmannshofen lief die aktuelle Saison nicht richtig zufriedenstellend: Sie wird auf Platz neun der Tabelle überwintern. Die Moosach-Zweite hingegen kam im letzten Punktspiel des Jahres gegen den Tabellennachbarn »Alte Haide« zu einem verdienten 4:2Erfolg und hält damit den Winter über Tuchfühlung zur Tabellenspitze: Sie befindet sich zurzeit auf Platz vier der Tabelle.
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Noch höher hinaus kamen einige der Junioren des FC Olympia Moosach: Die E1-Junioren sind mit sechs Siegen und einem Vorsprung von fünf Punkten in der Saison 2006/2007 sogar vorzeitig Gruppenherbstmeister geworden. Und auch die D1- und die E4-Junioren wurden Gruppenmeister. Schön!
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Und weil es in Moosach gerade überall fußballert, wollten es auch die hiesigen Damen wissen: Elena, Anna, Dewi, Lisa und Romina jedenfalls waren von der Fußball-WM so begeistert, dass sie sich kurzerhand entschlossen hatten, einen eigenen Verein für Frauen zu gründen. Und so kicken die Ball-Artistinnen des SV Hansa seit Juli auf dem Fußballplatz an der Menzinger Straße, den sie sich mit den Fußballern des FV Hansa Neuhausen teilen. Nach wie vor sucht der Verein händeringend nach Fußballerinnen, denn die sind trotz aller Fußball-Euphorie auch in Moosach nicht so einfach zu finden.
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Und weil das Leben nicht nur aus Fußball besteht, sollte man auch mal einen Blick in die Olympia-Eishalle riskieren. Was sich lohnt: Denn seit er einen neuen Trainer hat, gilt der Eishockey-Bundesligist EHC München als Drachentöter der Liga. Seit Pat Cortina als Verantwortlicher an der Bande steht, hat sich die Mannschaft in der Tabelle weit nach vorne gekämpft. Was uns freut: Schließlich ist die Mannschaft in Moosach beheimatet einige Spieler wohnen sogar im Viertel. ras