Moosach im Sinnesrausch: Nicht wiederzuerkennen waren Dachauer wie Feldmochinger Straße am vergangenen Sonntagvormittag, wo sich zwei Stunden lang mittelalterliches Volk tummelte, aber auch zahllose »Abgesandte« des modernen Moosach. Der historische Festzug war Auftakt und Höhepunkt der 1200-Jahr-Feier des Stadtviertels. Und tausende Moosacher Bürger waren vor Ort, um dieses eindrucksvolle Schauspiel der Vergangenheit mitzuerleben.
So hatten Sicco, durch den Moosach im Jahr 807 in einer Urkunde erwähnt wurde, der Dichter, Priester und Komponist Johann Khuen und die Gebrüder Pelkoven ihren Auftritt. Je länger der Zug, desto näher die Gegenwart. Der »historische Zug« zur 1200-Jahr-Feier fuhr chronologisch sortiert durch die Straßen: So kamen am Ende des langen Weges seit dem Jahr 807 die Bürger dran, die aktuell das politische und gesellschaftliche Geschehen in Moosach bestimmen, wie die Vertreter des Bezirksausschusses und vor allem die Vereine und Einrichtungen des Stadtteils. »Das ist ein wunderbares Fest«, schwärmte Hannelore Schrimpf, die für die Moosacher SPD dabei war.
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In der Tat wurde ohne Ende gejubelt: Tausende Moosacher Bürger säumten die Feldmochinger und die Dachauer Straße, als der Zug pünktlich um 10 Uhr vom Claudiusplatz startete. Die Trommelwirbel und die Trompetenklänge des »Münchner Fanfarenzuges« kündigten all die längst vergessenen Damen und Herren ehrfürchtig an. Alle eben, die seit 807 in Moosach Geschichte geschrieben hatten: die Rittersleut und Fuhrknechte, die hohe Geistlichkeit mit dem Generalvikar am Freisinger Dom, Veit Adam von Pelkoven, die niederen Mägde und die Vertreter der Stände quer durch die Jahrhunderte.
Zum Beispiel das Bauernehepaar Maria und Franz Rieger, das im 18. Jahrhundert gelebt hatte, oder der Brauereimeister Georg Patzenhofer, der im Pelkovenschlössl geboren wurde und später die Preußen lehrte, was es heißt, ein süffiges und würziges bayerisches Bier herzustellen. Nicht zu vergessen der Hofrat Maximilian von Pelkoven, dem die Moosacher ihr »Schlössl« zu verdanken haben.
Karl Bucher in schwarzem Gewand stellte den würdigen Herrn gar trefflich dar, indem er erhobenen Hauptes auf dem heißen Asphalt der Dachauer Straße entlang schritt. Die Sonne brannte derweil ungnädig hernieder und brachte so manche Dame unter den Hauben, Miedern, Ledergamaschen und kniehohen Strümpfen zum Schwitzen. Alle aber harrten geduldig aus, angefeuert von einer Menge, die zur Pelkovenstraße hin stetig anwuchs. Knirpse, die auf den Schultern ihrer Eltern saßen, verfolgten das Schauspiel ebenso gebannt wie die Familie im Garten an der Dachauer Straße, die die Fanfaren mit Klatschen begleitete.
Gegen 11 Uhr wurden die Bierhähne im Zelt am Moosacher St.-Martins-Platz aufgedreht. Wer noch einen Platz haben wollte, musste bis 15 Uhr warten, denn den Rittern und Geistlichen gebührte nach dem langen Marsch natürlich der Vorrang. Rafael Sala