Vergangenes Wochenende war es endlich soweit, nach wochenlangen Regenschauern kam endlich der Altweibersommer in die Stadt zurück. Auch mitten in Schwabing in der Kleingartenanlage am Ackermannbogen konnte kräftig »gegartelt« und geerntet werden. Der nasse August war zwar für das ein oder andere Gemüt betrüblich, der diesjährigen Ernte hat er allerdings gut getan.
Leben am Ackermannbogen
Schwabing · Ackermannbogen: Ein Stadtviertel entwickelt sich Themenseite der Münchner Wochenanzeiger/Schwabinger Seiten zum Leben im Stadtviertel Ackermannbogen
Direkt an der Ackermannstraße zwischen Olympiaberg und Neubaugebiet sprießen seither Tomaten, Radieschen und Zwiebeln und sogar Kartoffeln wachsen unter der Erde.
Bereits seit 71 Jahren existiert die Schrebergarten-Gemeinde an dieser Stelle. Ein Mann der ersten Stunde war Manfred Wenzel. »Als kleiner Bub musste ich 1946 mit meinem Vater die Ebene hier planieren«, erklärt er. »Damals haben wir das Gemüse noch aus Versorgungsgründen angebaut, heute handelt es sich eher um eine Blumenanlage«, meint er. Dass es sich dieses Jahr um eine super Ernte handelt, kann auch auch sein Nachbar Franz Pfaller bestätigen, der mit seinen Eltern 1947 in die Gartenanlage kam. Zur Parzellierung wurden nach dem Krieg lediglich vier Pfosten in die Erde gerammt, zunächst gab es keinen Strom und kein Wasser. Pfaller vertrieb sich seine Zeit in den umliegenden Ruinen: »Da haben die Leute Wasserrohre geklaut, um sie für ihr Gartenhäuschen zu verwenden. Im Winter hat es sie dann alle zerissen«, lacht Pfaller.
In seinem Garten züchtet er sogar zwei verschiedene Gurken-Arten und diese gedeihen prächtig. Er war lange Zeit im Vorstand und hat sogar einen Kurs als Fachberater für Kleingartenwesen gemacht »Da habe ich mich über die neuesten Anbaumethoden informiert«, erklärt der passionierte Kleingärtner. »Bei mir gibt es alles was der Herrgott verboten hat: Rosenkohl, Brokkoli, Zwiebeln, Gelbe Rüben und Zucchini.«
Aber vor allem die Zwetschgen und die Äpfel seien dieses Jahr der Renner. Als nächstes sind die Paprika fällig. Bis Erntedank am Sonntag, 30. September, wird noch abgerntet, doch bei Wenzels wird auch im Winter weiterhin angebaut.
»Dann gibt es Feldsalat, dazu müssen wir meist den Schnee beseite räumen um ihn zu ernten. Früher gabs hier sogar Kleintierhaltung, davon sieht man aber heute nichts mehr«, erklärt er. Pfaller bringt es auf den Punkt: »So wie früher ist es nicht mehr, heute nennt sich jeder Saustall Biotop.« K. Schubert