Veröffentlicht am 14.12.2007 00:00

Das Herz der Sechzger darf weiterschlagen


Von red
Da tun sich völlig neue Partnerschaften auf: Rund die Hälfte des Stadtrats (SPD, FDP, Sonstige) ist für, die andere Hälfte (Schwarz und Grün) gegen den Erhalt des Grünwalder Stadions. Foto: Archiv,  (Diagramm: clash)
Da tun sich völlig neue Partnerschaften auf: Rund die Hälfte des Stadtrats (SPD, FDP, Sonstige) ist für, die andere Hälfte (Schwarz und Grün) gegen den Erhalt des Grünwalder Stadions. Foto: Archiv, (Diagramm: clash)
Da tun sich völlig neue Partnerschaften auf: Rund die Hälfte des Stadtrats (SPD, FDP, Sonstige) ist für, die andere Hälfte (Schwarz und Grün) gegen den Erhalt des Grünwalder Stadions. Foto: Archiv, (Diagramm: clash)
Da tun sich völlig neue Partnerschaften auf: Rund die Hälfte des Stadtrats (SPD, FDP, Sonstige) ist für, die andere Hälfte (Schwarz und Grün) gegen den Erhalt des Grünwalder Stadions. Foto: Archiv, (Diagramm: clash)
Da tun sich völlig neue Partnerschaften auf: Rund die Hälfte des Stadtrats (SPD, FDP, Sonstige) ist für, die andere Hälfte (Schwarz und Grün) gegen den Erhalt des Grünwalder Stadions. Foto: Archiv, (Diagramm: clash)

Weil München außer der Allianz-Arena wenig Spielfläche für höherklassigen Fußball zu bieten hat, will die SPD das Grünwalder Stadion erhalten – zumindest 10 Jahre. Beim Koalitionspartner Bündnis 90/die Grünen stoßen diese Pläne auf Ablehnung. Unterdessen erneuert der ehemalige FC Bayern- und TSV 1860-Profi Manfred Schwabl seine Stadion-Idee.

Jahrelang wurde diskutiert, auf einmal ging es dann ganz schnell: Das legendäre Grünwalder Stadion darf bleiben – zumindest wenn es nach Oberbürgermeister Ude und seiner Stellvertreterin Christine Strobl (beide SPD) geht, die damit dem Wunsch der beiden größten Münchner Fußballvereine nachgegeben haben. Am Montag hatten sich im Geheimen die Spitzen der beiden Bundesligavereine TSV 1860 und FC Bayern mit Sportbürgermeisterin Christine Strobl getroffen. Ergebnis: Das Stadion – bis 1972 Heimat der Sechzger und der Bayern – soll bis 2018 den Nachwuchsteams zur Verfügung stehen. Dafür sollen jährlich Mittel in Höhe von mehreren hunderttausend Euro bereit gestellt werden, derzeit kostet das Stadion 150.000 Euro pro Jahr. Eigentlich hatte die Stadtratsvollversammlung 2006 parteiübergreifend entschieden, die Verwertung – sprich Verkauf – der inzwischen recht maroden Spielstatt und vor allem des Geländes zu prüfen und zum Ende des Jahrzehnts anzugehen. Grüne und wohl auch die CSU halten an dieser Linie fest. Christine Strobl teilte jetzt, ein Jahr später, mit, dass es einerseits keine „konkrete Idee“ für das Grundstück gibt. Und andererseits fehle in München ein anderes mittelgroßes Stadion in dem die zweiten Mannschaften und Jugendteams der Bundesligisten ihre jährlich etwa 100 Partien – in der Bayernliga oder Regionalliga - spielen können. Als Konsequenz der neuen alten Erkenntnis will Strobl nun in Abstimmung mit Ude dem Stadtrat vorschlagen, vom Verkauf abzulassen und eine „längerfristige Sicherung des Spielbetriebs“ zu erreichen.

Grüne sind verärgert

Das Problem: Die anderen Stadtratsfraktionen spielen den vorgelegten Ball nicht so recht mit. So viel spontane Sportlichkeit der Sportbürgermeisterin ist vor allem den Grünen zu viel. Nach dem überraschenden Geheim-Deal ist der Koalitionspartner reichlich angefressen. Zeitgleich mit den Medien haben die Grünen von den neuen Stadionplänen der SPD-Fraktion erfahren. „Es ist eine schwierige Situation für alle, dass die Zweite Bürgermeisterin plötzlich ihre Meinung komplett ändert“, schimpft Stadträtin Sabine Krieger gegenüber dem „SamstagsBlatt“. „Zuvor bestand dazu ein Konsens im Stadtrat, das ist jetzt vorbei.“ Hauptkritik der Grünen: Das alte Stadion nehme Giesing „eine städtebauliche Entwicklungsmöglichkeit“. Mit den Stimmen der Grünen könne Strobl – übrigens heiß gehandelt als SPD-Oberbürgermeisterkandidatin in der Nach-Ude-Ära – nicht rechnen.

Voll auf Fußballkurs ist dagegen die Rathaus-FDP. „Endlich ist die SPD auf unserer Linie“, freute sich Stadträtin Christa Stock auf Nachfrage des „SamstagsBlatt“. „Wir befürworten den Erhalt des Stadions aus vollster Überzeugung.“ Der Erhalt stehe auch im Wahlprogramm.

Noch nicht ordentlich geklärt sind Sturm- und Abwehrreihen bei der überrumpelten CSU. „So lange kein Konzept vorliegt, wie der Spielbetrieb der Jugend- und Amateurmannschaften weitergehen kann, können die Tore des Sechzger Stadions nicht geschlossen werden“, erklärte CSU-OB-Kandidat Josef Schmid gegenüber dem „SamstagsBlatt“. Auf Dauer könne sich die Stadt aber den Erhalt des Grünwalder Stadions „nicht leisten“, so Schmid. Marian Offman dagegen will sich nicht vom Strobl-Vorstoß hetzen lassen: „Die CSU-Fraktion steht zu dem Stadtratsbeschluss, der besagt, dass 2010 das Ende des Stadions gekommen ist.“ Allerdings werde das Thema nach der SPD-Vorlage in den nächsten Fraktionssitzungen sich nochmals diskutiert. „Aber das hat keine Eile“, so Offman gegenüber dem „SamstagsBlatt“.

Freude beim TSV 1860

Freude dagegen bei 1860-Vizepräsident Franz Maget: „Das hilft unserem Verein enorm“, erklärte er im Gespräch mit dem „SamstagsBlatt“. Zweifel an einer Stadtratsmehrheit hat Maget trotz grüner Gegner und wankender CSUler nicht. „Ich gehe schon davon aus, wenn die Stadtspitze sich entscheidet, dann wird das passieren.“ Und auch im Jahr 2018 sieht der fußballspielende SPD-Politiker (Fraktionschef im Landtag) den Abpfiff für den Münchner Amateur-Fußball nicht kommen: „Wenn die Stadt Geld investiert, dann kann der Zeitraum zur Nutzung deutlich länger sein als zehn Jahre.“ An einen Stadion-Neubau oder großen Umbau glaubt Maget aber trotzdem nicht. So etwas wäre heutzutage kaum noch genehmigungsfähig, „da braucht man Stellflächen und ein Sicherheitskonzept“.

Argumente, die Manni Schwabl nicht nachvollziehen kann. Der ehemalige Mittelfeldspieler hat im Jahr 2000 einen Modernisierungsplan für das Stadion vorgelegt und sogar erste Investorengespräche geführt. Gescheitert war die Umbau-Idee unter anderem an der Parkplatzfrage. „Ich kann den Schmarrn mit den Stellflächen nicht mehr hören“, erklärte Schwabl in dieser Woche dem „SamstagsBlatt“. In England oder Portugal gebe es auch oft keine Parkplätze am Stadion, aber dafür emotionalen Fußball mitten in der Stadt. „Mein Umbau-Vorschlag steht immer noch“, erklärte der Ex-Bundesliga-Profi dem „SamstagsBlatt“. „Aber klar ist auch: Entscheiden müssen andere, und zwar vor allem der Verein. In unserem Plan würde ein neues Stadion am selben Platz stehen, nur die alte Anzeigentafel würde bleiben.“

Von Nadine Nöhmaier und Max Hägler

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