Veröffentlicht am 18.12.2007 00:00

Ein Engel im Hasenbergl


Von red
Charlotte Kaltschmid (links) wurde von Erika Fellner (rechts) als Weihnachtsengel der Münchener Nord-Rundschau vorgeschlagen.	  (Foto: em)
Charlotte Kaltschmid (links) wurde von Erika Fellner (rechts) als Weihnachtsengel der Münchener Nord-Rundschau vorgeschlagen. (Foto: em)
Charlotte Kaltschmid (links) wurde von Erika Fellner (rechts) als Weihnachtsengel der Münchener Nord-Rundschau vorgeschlagen. (Foto: em)
Charlotte Kaltschmid (links) wurde von Erika Fellner (rechts) als Weihnachtsengel der Münchener Nord-Rundschau vorgeschlagen. (Foto: em)
Charlotte Kaltschmid (links) wurde von Erika Fellner (rechts) als Weihnachtsengel der Münchener Nord-Rundschau vorgeschlagen. (Foto: em)

»Ich bin sprachlos!« Charlotte Kaltschmid kann es zunächst kaum glauben, als die Münchener Nord-Rundschau sie anruft und ihr zur Wahl als »Weihnachtsengel« gratuliert. Doch dann ist die Freude groß, und sie ist gerne bereit, etwas über sich und ihr Engagement fürs Hasenbergl zu erzählen. Ein Treffpunkt ist schnell gefunden: Der neue Weihnachtsmarkt auf der Dülferwiese.

»Den wollte ich mir sowieso anschauen«, sagt die Hasenberglerin der ersten Stunde und legt den Hörer auf. Flink ist sie und resolut. 77 Jahre alt und kein bisschen leise.

Auf dem Weihnachtsmarkt gönnt sie sich einen Glühwein mit der Frau, die sie vorgeschlagen hat als »Weihnachtsengel«: Erika Fellner , Mitglied des Bezirksausschusses Feldmoching - Hasenbergl und Vorsitzende des Arbeitskreises Kultur und Stadtteilarbeit. Die beiden schauen sich um auf der neuen Dülferwiese – und sind zufrieden. »Ist das nicht schön, unser erster eigener Weihnachtsmarkt im Hasenbergl«, strahlt Fellner. »Das wird schon!« gibt sich Charlotte Kaltschmid pragmatisch und wirft einen zufriedenen Blick in die Runde.

Dann stellt sie die Becher beiseite, um ihrem Geschenk genügend Raum zu geben: Eine Engelsbüste hat ihr die Nord-Rundschau mitgebracht. Und zwei Karten für das Show-Spektakel »Afrika, Afrika«. »Ich glaube, ich weiß schon, wen ich da mitnehme«, freut sich Kaltschmid. Sie denkt an jemanden, der wie sie selbst schon lange in der Seniorenarbeit im Stadtteil engagiert ist. Kaltschmid leitet seit 1995 den »Altenclub« der Evangeliumskirche.

Das bedeutet, jede Woche ein Programm auf die Beine zu stellen, das den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht werden muss. Also bietet Kaltschmid zusammen mit dem Diakon mal Vorträge, mal Filme oder Gedächtnisspiele an – und lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. Außerdem gibt es Standards, die jede Woche angeboten werden, eine Gymnastikgruppe und einen Mittagstisch. Höhepunkte sind Ausflugsfahrten, die Kaltschmid für den Altenclub organisiert. »Dabei bin ich schon ganz schön rumgekommen«, freut sie sich. Und erzählt, wie viele »Kleinigkeiten« es immer wieder zu organisieren gibt. Doch ganz schnell huscht dieses feine Lächeln über ihr waches Gesicht: »Ich mach’s ja gern.«

Dabei war ihre Situation alles andere als fröhlich, als sie 1974 mit der Arbeit für die Evangeliumskirche begann. Ihr Ehemann hatte sie verlassen, und plötzlich war sie eine alleinerziehende Mutter, der eine Krankenkassenrechnung ins Haus flatterte, die sie nicht bezahlen konnte. So ging sie zu ihrem Pfarrer – aber nicht, um ihn um finanzielle Unterstützung zu bitten, sondern um eine Arbeit. So begann sie in der Altenpflege, und bald kam die Betreuung der Reisen hinzu, auch für Alleinerziehende. Als es 1995 Zeit für die Rente war, war an »Ruhestand« nicht zu denken. »Man kann doch die Leute nicht einfach so stehen lassen«, sagt Charlotte Kaltschmid nur dazu. So machte sie einfach weiter. Wie lange noch? Da ist es wieder, dieses feine Lächeln. »So lange, wie’s mir gut geht. Die Arbeit hält mich doch jung!« Recht hat sie. Eva Mäkler

north