Veröffentlicht am 09.04.2008 00:00

Ab Mitte April wird in Garching gebohrt


Von red

Die Energie-Wende-Garching GmbH und Co. KG (EWG) beginnt voraussichtlich Mitte April mit den Bohrarbeiten für das Geothermie-Projekt in Garching. Mit den Arbeiten wurde eine Spezialbohrfirma beauftragt. Nach dem Aufbau des Bohrgerüsts wird die erste Bohrung nördlich der Speicherbibliothek an der Ludwig-Prandtl-Straße in Angriff genommen; die zweite Bohrung erfolgt nach Fertigstellung in knapp zwei Kilometer Entfernung in der Nähe des Hüterwegs.

Geothermie in Garching

Geothermie in Garching Themenseite zur Energie-Wende-Garching (EWG)

Die vorgesehenen Bohrtiefen betragen 2.030 bzw. 2.175 Meter. Die Kosten für die Bohrungen einschließlich der Förder- und Verpresstechnik liegen bei rund 13 Millionen Euro; als Zeitrahmen sind für die eigentlichen Bohrarbeiten drei Monate pro Bohrung veranschlagt. Die Projektplanung sieht jeweils vier Bohrabschnitte vor, die sich in der Länge nur geringfügig unterscheiden.

Bei der ersten Bohrung wird zunächst ein Standrohr mit einem Durchmesser von 47 Zentimetern auf 30 Meter Tiefe gesetzt, der Durchmesser des Bohrmeißels beträgt 58 Zentimeter. Dann beginnt die eigentliche Tiefenbohrung mit dem Ziel von 710 Metern, die Durchmesser des Bohrkopfes bzw. des Futterrohrs sind 45 und 34 Zentimeter. Ab hier kommt ein kleinerer Meißel mit einem Durchmesser von 31 Zentimetern zum Einsatz, der die Bohrung um 880 Meter auf eine Tiefe von 1.590 Meter fortführt; hier werden Futterrohre mit einem Durchmesser von 24 Zentimetern verwendet. Im letzten Bohrabschnitt peilen die Ingenieure die Endtiefe von 2.030 Metern an. Wegen der höheren Erfolgschancen, Tiefenwasser zu finden, haben sich die Fachleute hier für eine sogenannte »abgelenkte Bohrung« entschieden, deshalb umfasst die Bohrlänge 2.245 Meter.

Nach den bisher vorliegenden seismischen Erkundungen kann von einer Wassertemperatur von über 74 °C ausgegangen werden; die gewinnbare Thermalwassermenge bei 95 Litern pro Sekunde und einer Temperaturspreizung von 20 Kelvin (Unterschied der Temperatur des geförderten zum injizierten Warmwasser in Grad Celsius) liegt bei zirka 7,7 Megawatt (MW), die nutzbare Wärmeabgabe voraussichtlich bei 48.000.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Zusätzlich werden mit Hilfe einer Absorptions-Wärmepumpe mit einer Leistung von 12,7 MW weitere 10.000.000 kWh aus dem Thermalwasser gewonnen.

Die zweite Bohrung erfolgt in der Nähe des Hüterwegs. Über diese Bohrung wird das entnommene Wasser wieder zurückgeführt. Die Zieltiefe umfasst hier 2.175, die Bohrlänge 2.385 Meter. Aus wirtschaftlichen Gründen soll, mit Schallschutzmaßnahmen, rund um die Uhr gebohrt werden. Ergebnisse sollen Mitte Juli vorliegen.

Die gesamte installierte Wärmeleistung einschließlich Biomasse-Heizwerk soll in der ersten Phase 32 MW betragen. Die jährliche Wärmeerzeugung ist mit 130 Millionen kWh veranschlagt, wozu die Geothermie etwa 45 Prozent beitragen soll.

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