Veröffentlicht am 26.08.2008 00:00

Isarvorstadt · Viel Lärm um nichts?


Von red
»Wir haben die Schnauze voll!«, schimpft BA-Chef Alexander Miklosy (links). Urbanaut Benjamin David hofft trotzdem auf ein Einlenken.	 (Fotos/Montage: clash)
»Wir haben die Schnauze voll!«, schimpft BA-Chef Alexander Miklosy (links). Urbanaut Benjamin David hofft trotzdem auf ein Einlenken. (Fotos/Montage: clash)
»Wir haben die Schnauze voll!«, schimpft BA-Chef Alexander Miklosy (links). Urbanaut Benjamin David hofft trotzdem auf ein Einlenken. (Fotos/Montage: clash)
»Wir haben die Schnauze voll!«, schimpft BA-Chef Alexander Miklosy (links). Urbanaut Benjamin David hofft trotzdem auf ein Einlenken. (Fotos/Montage: clash)
»Wir haben die Schnauze voll!«, schimpft BA-Chef Alexander Miklosy (links). Urbanaut Benjamin David hofft trotzdem auf ein Einlenken. (Fotos/Montage: clash)

Eigentlich hätte das Kunst-Happening der Urbanauten »viel.lärm.um.nichts« am Gärtnerplatz schon vergangene Woche stattfinden sollen. Doch per Eilentscheidung von Alexander Miklosy (Rosa Liste), Vorsitzender des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2), wurde die Veranstaltung in letzter Minute abgesagt.

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Er schimpft: »Wir haben die Schnauze bis oben hin voll. Wir wollen hier keine Party mehr.« Die Urbanauten haben ihr Projekt jetzt auf diesen Donnerstag verschoben.

Als »Provokation« für die Anwohner empfindet Miklosy das Kunst-Happening. Urbanauten-Pressesprecher Benjamin David hingegen sieht ihr Projekt als Gesprächsangebot in der Debatte um Party, Lärm und Müll rund um den Gärtnerplatz.

»Schon die Formulierung viel.lärm.um.nichts zieht die Dinge ins Lächerliche«, findet Miklosy. Nach dem Motto »Habt euch nicht so« würde von Seiten der Urbanauten versucht, die Anwohner in die Defensive zu drängen. Ihn stört nicht nur der vom Partyvolk verursachte Lärm. Auch Müll, der nach durchfeierten Nächten auf den Straßen und Treppen des Gärtnerplatz-Theaters liegt und Glasscherben sind ihm ein Dorn im Auge. Damit nicht genug: »Einige Anwohner sind den Partygängern als Beschwerdeführer bekannt«, schreibt Miklosy in einer Stellungnahme. Sie würden mit Sprech-Chören wie »kommt runter, sonst kommen wir rauf« verängstigt. »Die trauen sich nachts nicht einmal mehr, das Haus zu verlassen.«

Benjamin David kann die Aufregung nicht verstehen. Er sieht die geplante Veranstaltung als Kommunikationsplattform für Anwohner, Politiker und Partyvolk. Und kritisiert Miklosy: »Immer heißt es, der Bezirksausschuss will mit den Partygängern ins Gespräch kommen. Jetzt, wo die Möglichkeit dazu besteht, wird sie nicht genutzt.« Geplant war, Kopfhörer rund um den Gärtnerplatz aufzustellen. Auf einem Kanal sollte Musik laufen – »keine Partymucke«, wie David sagt – sondern Musik, die jedem gefällt. Der zweite Kanal war für Statements gedacht: Zeitungsartikel zur Gärtnerplatz-Problematik, ein Satzungsentwurf des BA zur Regulierung des Platzlebens und Korrespondenz zwischen Anwohnern und Politikern. Über ein Mikrofon sollten sich die Teilnehmer einschalten können.

Dieses Projekt wurde bereits 2007 vom Stadtrat und einer zehnköpfigen Kunstjury genehmigt. Obwohl der Bezirksausschuss bei solchen Kunstprojekten kein Anhörungsrecht hat, forderte das Baureferat nachträglich eine schriftliche Zustimmung des BA 2. Die verhärteten Fronten zwischen BA 2 und Urbanauten sind nichts Neues. Auch der von der Künstlergruppe organisierte Kulturstrand an der Corneliusbrücke hat schon für Unstimmigkeiten gesorgt. Während ihn die einen für eine gelungene Veranstaltung halten, sehen ihn die anderen als Ärgernis. »Uns liegen zahlreiche Beschwerden von Anwohnern vor. Sogar die umliegenden Wirte haben sich über den Strand beschwert«, so Miklosy.

Der Polizei hingegen sind nur wenige Anwohnerbeschwerden bekannt.

Für »viel.lärm.um.nichts« sieht es schlecht aus. Miklosy hat sich mit seinen Stellvertretern Claudius Wolfrum (CSU) und Peter Körner (SPD) abgesprochen, dass sie ihre Zustimmung verweigern. »Wir sind die letzten Mohikaner, die die Interessen der Anwohner im Blick haben.« Deshalb will der BA-Vorsitzende diesen Fall zum Anlass nehmen, um für den BA künftig auch bei Kulturveranstaltungen ein Entscheidungsrecht zu erwirken.

Eva Ziegler

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