Veröffentlicht am 23.10.2008 00:00

München - „Dialekt ist Heimat“


Von red
Der Preisträger des diesjährigen  (Foto: Michael Lerchenberg)
Der Preisträger des diesjährigen (Foto: Michael Lerchenberg)
Der Preisträger des diesjährigen (Foto: Michael Lerchenberg)
Der Preisträger des diesjährigen (Foto: Michael Lerchenberg)
Der Preisträger des diesjährigen (Foto: Michael Lerchenberg)

Die Münchner Gesellschaft Narrhalla zeichnet jährlich einen Künstler von Bühne, Funk, Film, Fernsehen oder von der schreibenden Zunft mit dem Kunst- und Kabarettpreis „Sigi-Sommer-Taler“ aus. Dieses Jahr geht der Preis an Michael Lerchenberg.

Sigi-Sommer-Taler

Sigi-Sommer-Taler-Kunstpreis Der Sigi-Sommer-Taler-Kunstpreis wird an Künstler verliehen, die in München und Bayern ihren Lebensmittelpunkt haben

Samstagblatt München: Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Lerchenberg: Der Preis ist eine besondere Ehre, denn er ist ja eine spezifisch münchnerische Auszeichnung; von Münchnern an einen Münchner, der diese Stadt liebt, aber auch manchmal hasst. So wie es Sigi Sommer eben auch getan hat.

Samstagblatt München: Die Münze aus reinem Silber ist eine Rarität und zeigt das Profil von Sigi Sommer, das er selbst gezeichnet hat. Wo werden Sie den Taler aufbewahren?

Lerchenberg: Unterm Kopfkissen, weil auf der Bank wär’ er ja heute nicht mehr sicher – quatsch, er wird natürlich neben dem Paulaner Dukaten seinen Ehrenplatz kriegen. Vielleicht häng ich ihn aber auch an den alten Charivari meines Großvaters, aber nachdem ich den nicht trage, läge er dann auch nur im Schrank.

Samstagblatt München: Vor Ihnen erhielten Erni Singerl, Christian Springer, Lisa Fitz, Fredl Fesl, Konstantin Wecker, Christian Ude und Frank-Markus Barwasser den „Sigi-Sommer-Taler“. Was haben Sie mit Ihren Vorgängern gemeinsam?

Lerchenberg: Viele von meinen Vorgängern sind auch nicht eben pflegeleicht, da sind schon einige Querdenker und Unbequeme dabei. Alle aber haben eines gemeinsam: Humor! Und die Lust am Leben! Beides hoffe ich auch zu haben.

Samstagblatt München: Sommerakademie für bairisches Volksschauspiel: Die Teilnehmer lernen in Seminaren den richtigen Umgang mit Dialekt im Theater und im Film. Warum ist Dialekt so wichtig?

Lerchenberg: Dialekt ist Heimat. Gerade heute in unserer globalisierten, internationalen, schnellen Welt brauchen und suchen die Leute nach einer Heimat. Goethe sagt zum Beispiel: ,Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn es ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele Atem schöpft‘.

Samstagblatt München: Sie sind Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Intendant. Was macht Multitalent Lerchenberg in seiner Freizeit?

Lerchenberg: Ich gehe ins Fitnesstudio, fahre leidenschaftlich gerne Ski, ärgere mich über 1860 und träume immer davon, um die Welt zu segeln, aber vorerst sind es noch die kleineren Törns.

Samstagblatt München: Insgesamt 22 Mal doubelten Sie Edmund Stoiber beim Singspiel der Salvatorprobe. Wie viel Stoiber steckt in Lerchenberg?

Lerchenberg: Fragen Sie doch mal Stoiber, wie viel Lerchenberg in ihm steckt. Aber es gibt schon Parallelen. Ein gewisser Hang zur Unpünktlichkeit, beide reden wir – wenn man uns lässt – gerne viel und ohne Punkt und Komma. Und dann glauben wir beide an die oberbayerische Effizienz im Tun.

Samstagblatt München: 2008 hatten Sie Ihr Debüt als Fastenprediger auf dem Nockherberg und auch im nächsten Jahr werden Sie wieder in die Rolle des Bruder Barnabas schlüpfen. Stoff bieten die politischen Verhältnisse ja zur Genüge. Was können wir vom Nockherberg 2009 erwarten?

Lerchenberg: Eine Weichspülerveranstaltung wird das sicher nicht werden. Viele, vor allem die, welche uns heftig kritisiert haben, müssen die Inhalte unserer Fastenpredigt 2008 nach zwei verlorenen Wahlen nun in einem anderen Licht betrachten. Man kann sagen, Christian Springer und ich haben den Nerv gut getroffen. Das ist auch unsere Zielsetzung für 2009, das erwarten auch die Leute inzwischen von einer Fastenpredigt. Von Stefanie Moser

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