Integration ist in Mode: Alle sollen sie eingegliedert werden Menschen anderer Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Kultur. »Auch für Menschen mit Behinderung besteht dieser Ansatz, wird jedoch nicht konsequent genug umgesetzt«, sagt Dieter Rippel. Der FDP-Sprecher im Bezirksausschuss Haidhausen (BA 5) stellte daher kürzlich den Antrag Integrationsplätze in städtischen Kindergärten auszubauen.
»Nach Angaben des Behindertenbeirats bestehen in ganz München lediglich 24 integrative Plätze das ist definitiv zu wenig.« Auch bei den Schulen sieht es wenig besser aus. 340 Schulen gibt es in München nur ein Bruchteil davon nimmt behinderte Kinder auf und lässt sie zusammen mit nicht-behinderten Kindern fürs Leben lernen.
»Genau aus diesem Mangel an Integrationsplätzen heraus, haben wir uns vor zwei Jahren zusammengetan und begonnen das Schulprojekt Integrative Montessori Schule an der Balanstraße zu planen«, berichtet Tina Schmitz. Sie hat selbst ein entwicklungsverzögertes Mädchen, das künftig in der Montessori Schule gefördert und gefordert werden soll. Bis die ersten Schüler im September diesen Jahres die Räume in der Balanstraße beziehen konnten, war es jedoch ein langer und nervenaufreibender Weg. »Erst eine Woche vor Schulbeginn haben wir die schriftliche Genehmigung erhalten«, berichtet Schmitz. Zusammen mit Tina Köstler und weiteren engagierten Eltern wollte sie einen »Ort für Kinder schaffen, an dem man sicher sein kann, dass es ihnen gut geht« auch den Kindern mit Handicap.
Zwei bis drei Kinder mit Behinderung gibt es pro Klasse mit 24 Schülern. Ingesamt besuchen aktuell 72 Schüler die integrative Einrichtung, die jahrgangsübergreifende Klassen (1. bis 3. Klasse und 4. bis 6. Klasse) bildet, so dass auch der Übertrittsstress in der 4. Klasse entfällt.
»Dennoch sollen unsere Schüler künftig die Möglichkeit haben, einen Realschulabschluss oder das Fachabitur zu machen«, sagt Schulleiter Johannes Schmitthenner. Der Pädagoge unterrichtet die Viert- bis Sechstklässler mit den Unterrichtsmaterialien der Montessori-Pädagogik. Dreh- und Angel- punkt ist die Freiarbeit, bei der sich jedes Kind nach den persönlichen Neigungen mit den unterschiedlichsten Unterrichtsinhalten beschäftigen kann.
»Es gibt zwar Leistungskontrollen, aber keinen Bewertungsdruck«, erzählt Schmitthenner. Dadurch wachse das Selbstvertrauen der Kinder, sie würden selbstständiger und verantwortungsbewusster, »weil sie erkennen, dass es an ihnen liegt, was sie lernen«. »Bei der Montessori Pädagogik hat man also die Möglichkeit mehr zu lernen als anderswo, läuft jedoch auch Gefahr hinter seinen Möglichkeit zurückzubleiben«, gibt der Schulleiter zu.
Unbestritten sei jedoch der positive Effekt auf das Sozialverhalten der Kinder. »Diejenigen mit Handicap erleben Normalität statt Ausgrenzung und entwickeln so ein starkes Selbstbewusstsein, die anderen Kinder schulen jeden Tag ihre soziale Kompetenz«, resümiert der Rektor.
Damit mehr Kinder von dieser Art zu lernen profitieren können, will Rippel im kommenden Jahr aktiv werden. »Aber die Stadt München kann auch hier nicht alles auf den Bezirk oder den Staat abschieben, sondern steht dort, wo sie selbst handeln kann und muss, selbst in der Verantwortung«, sagt der FDP-Politiker.
Wer selbst aktiv werden möchte und sich für die Montessori-Pädagogik interessiert, kann am 21. Januar um 19.30 Uhr beim zweiten Elternabend für das Schuljahr 2009/ 2010 mit dem Schwerpunkt »Wie wird an unserer Schule gelernt« mit den Verantwortlichen in Kontakt treten.
Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage der Montessori-Schule .
Andrea Koller