Das Jahr 2008 startete mit einem Verbot. Qualmen war ab sofort in Kneipen untersagt. Ein herber Tiefschlag für die bayerische Wirtshauskultur. Die sich auch prompt rächte so zumindest die Meinung der CSU. Herbe Verluste mussten die Christsozialen bei den Kommunal- und Landtagswahlen einstecken.
Als Konsequenz der Wahl-Schlappe traten CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günter Beckstein zurück. Die schwarz-gelbe Koalition wählte Horst Seehofer zu deren Nachfolger. Das Wahljahr 2008 war ohnehin mit jeder Menge bitteren Pillen gespickt nicht nur für die Christsozialen. Auch die SPD musste bei der Kommunalwahl Federn lassen. Die Gewinner waren klar die kleinen Parteien. So auch im Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5). Hier holten die Grünen 6,5 Prozent mehr Stimmen als noch vor sechs Jahren und sicherten sich mit 30,9 Prozent acht Sitze im Plenum. Auch die FDP legte zu.
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Mit 8,8 Prozent bekamen sie zwei Sitze. Beim Vorsitz bleib alles beim Alten: Adelheid Dietz-Will (SPD) wurde erneut von der rot-grünen Koalition zur BA-Chefin gewählt. Einfach zu teuer hieß es Ende März für die geplante Transrapid-Strecke zum Münchner Flughafen. Die Planungen zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke wurden dieses Jahr jedoch konkret. Würde die Trasse tatsächlich, wie von der Bahn geplant, gebaut, wäre der ganze 5. Stadtbezirk betroffen Lärm und Verkehr vorprogrammiert. Und genau davor fürchten sich die Haidhauser und machten in einer eigens zu diesem Thema einberufenen Einwohnerversammlung ihrem Ärger Luft. Auch im BA sah man das Thema kritisch. Vor allem die geplanten Notausstiege in den Grünanlagen stören den BA.
Heftige Proteste gab es auch als die olympische Fackel im April Europa durchquerte. Trotz dieser Zwischenfälle eröffneten im August die Chinesen die Olympischen Spiele in Peking mit einer gigantischen Feier. Unterdessen war man in München mit den Feierlichkeiten zum 850. Stadtgeburtstag beschäftigt. Auch im Münchner Osten war man dieses Jahr in Feierlaune. Sowohl Ramersdorf als auch Haidhausen feierten Geburtstag. Vier Tage im Juni standen im 16. Stadtbezirk ganz im Zeichen des 1002. Geburtstags und der Kultur. Erst im Oktober feierte der ältere Nachbar Haidhausen sein 1200-jähriges Jubiläum mit einem Festwochenende voller Veranstaltungshighlights.
Ein leiser und nachdenklicher Höhepunkt des Jahres fand am 9. November vor der Mariahilfkirche statt. Dort wurden die Namen der in der Reichskristallnacht vertriebenen und ermordeten Juden aus der Au und Haidhausen vorgelesen.
Schmökern konnten die Haidhauser auch im Kirchenführer der Pfarrei Mariahilf. Zusammen mit Pfarrer Gottswinter erstellten engagierte Gemeindemitglieder das Büchlein mit geschichtlichen Informationen sowie Marienabbildungen mit dazu passenden Gebeten.
Den Glauben und die Hoffnung, dass es rund um den Leuchtenberg Ring und die Grillparzerstraße bald nicht mehr so laut sein wird, müssen die Anwohner nicht aufgeben. Denn zwei Stadtteilpolitiker setzten sich dieses Jahr für den Bau von Lärmschutzwänden beziehungsweise einer Verkehrsberuhigung ein. Um das Thema Verkehr ging es auch den Bewohnern der Hochstraße 17. Sie wehrten sich massiv gegen den Bau eines Hotels direkt vor ihren Wohnungen. Denn sie fürchten sich vor dem Lärm der an- und abreisenden Touristen des 500-Betten-Hauses. Ihr Protest war jedoch umsonst der Stadtrat gab grünes Licht für den Bau.
Andrea Koller
Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger
Themenseite Jahresrückblicke : Jahresrückblicke für alle Bewohner der Stadtviertel im Verteilungsbereich der Münchner Wochenanzeiger