Jetzt heißt es wohl: »Zweite S-Bahn-Stammstrecke, die Dritte«. Von der Kirchen-, über die Wörth- bis hin zur Keller- und Metzstraße wie ein Schreckgespenst zieht die Tunnelröhre von einem Fleck Haidhausens zum nächsten und verursacht immer die gleich Reaktion: Ablehnung, Angst und Ärger. Jetzt vor allem bei den Bewohnern der Metz- und Kellerstraße unter deren Häusern die zweite S-Bahn-Stammstrecke verlaufen soll.
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Bei der Anhörung im Münchner Stadtrat vergangene Woche wurde dieser neue Streckenverlauf der Südring-Variante gegenübergestellt. Das Planungsbüro Vieregg-Rössler stellte seine Alternativ-Route über den Münchner Süden vor, bekam jedoch heftigen Gegenwind von den Stammstrecken-Befürwortern. Da die Entscheidungsträger Bahn und Freistaat ohnehin die Stammstrecke favorisieren, scheint die zweite Tunnelröhre beschlossene Sache.
Seit 2001 plant der Freistaat den Bau der Tunnelröhre. Genauso lange kommen die Haidhauser nicht mehr zur Ruhe. »Bei jeder Bürgerversammlung war der Tunnelbau ein heiß diskutiertes Thema«, berichtet die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, Adelheid Dietz-Will (SPD). Und jetzt wieder eine Umplanung wegen der fehlenden Haltestelle am Ostbahnhof, die durch den geplatzten Transrapid-Plan nun dringend gebraucht wird. Hinzu kommen Eingänge am Orleansplatz und Pariser Platz. Die Großbaustelle im Zentrum des Viertels bleibt den Haidhausern also erhalten Umplanung hin oder her.
Der eigentliche Tunnelbau wird wohl größtenteils unter den Häusern stattfinden in rund 40 Meter Tiefe. Auch davon sind die Haidhauser wenig begeistert. »Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs verunsichert die Anwohner zusätzlich«, berichtet Dietz-Will.
Dass bei der neuen Planung nun der Ostbahnhof als »S-Bahn-Hauptbahnhof« fungiert, hält Dietz-Will »richtig für die Verkehrserschließung«, warnt aber gleichzeitig vor den Folgen: »Dieser neue Bahnhof bedeutet für Haidhausen eine enorme Bodenpreissteigerung, die alles verändern wird«. Man habe in den letzten Jahren ohnehin schon große Mietpreiserhöhungen hinnehmen müssen, »die die angestammte Haidhauser Bevölkerung Zug um Zug vertreiben«, sagt Dietz-Will.
Aber wie geht es jetzt weiter? »Noch kann ich nicht im Detail einschätzen, wie die Strecke verlaufen wird oder wo die Notausstiege geplant sind«, sagt Dietz-Will. Aber man werde die weiteren Planungen genau verfolgen und dann das gesamte Informations- und Beteilungsprogramm für die Haidhauser anlaufen lassen inklusive hitziger Diskussionen auf Einwohnerversammlungen und Sondersitzungen. Darin haben die Haidhauser ja schon Übung und »Ex-Stammstrecken-Betroffene« können den
Anwohnern der Keller- und Metzstraße sicherlich hilfreiche Tipps geben.
Die Serie »zweite S-Bahn-Stammstrecke« bekommt also neue Protagonisten, setzt aber auf die
altbekannten Handlungsstränge zum dritten Mal. Andrea Koller