Was haben ein General und ein Libero gemeinsam? Sie sind Brüder. Und sie spielen für die Munich Cowboys. Oliver (22) und Daniel Schober (24) gelten als die vielversprechendsten Talente im Münchner Football. Während Oliver, Position Linebacker, von sich selbst sagt, er sei »der General der Defensive«, umschreibt der ältere der beiden Brüder, Daniel, seine Position wie die des Liberos beim Fußball.
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Unter den sogenannten Defensive Backs füllt Daniel Schober die Rolle des Free Safety aus er ist frei und hat doch überall zu sein.
Die Söhne eines Deutschen und einer Jamaikanerin kommen als absolute Modellathleten daher. Daniel Schober verteilt 98 Kilogramm (man möchte fast meinen reine Muskelmasse) auf 1,84 m Körpergröße. Bruder Oliver bringt sogar noch einige Kilos mehr auf die Waage, schließlich unterscheiden sich auch die körperlichen Anforderungen auf den verschiedenen Defensivpositionen der Brüder. Während Oliver vor allem Kraft braucht, geht es bei Daniel mehr um die Schnelligkeit. »Meine Position ist vielleicht die athletischste in unserem Sport«, sagt der 24-Jährige.
Einst spielte Daniel in der NFL Europe für die Cologne Centurions. »Damals«, erzählt er zurückblickend, »hat das Studium ziemlich unter dem Sport gelitten. Das ging nicht zusammen.«
Nun steht er als Student der TU München kurz vor seinem Abschluss. In wenigen Monaten soll das Diplom als Sportokönom in der Tasche stecken. Dass es überhaupt soweit gekommen ist, dass Daniel Schober sein Studium abschließen möchte, hat er der Finanzkrise zu verdanken oder besser gesagt: die Finanzkrise hat einen riesigen Karrieresprung des Daniel Schober verhindert.
Bereits 2008 hatte der Defense Back versucht, sich in einem Camp für das NFL-Team der Denver Broncos zu empfehlen. Ein Jahr später hätte es dann fast geklappt mit dem Wechsel in die Vereinigten Staaten.
Die New York Giants zeigten Interesse, Daniel Schober zu verpflichten. Doch die US-amerikanische Football-Liga hatte enorm unter den Auswirkungen der Finanzkrise zu leiden. Budgets wurden gekürzt. Daniel Schobers Traum war (vorübergehend) vorbei. Eine »extreme Enttäuschung« sei die Absage aus New York gewesen.
Das Ziel USA ist nun erstmal in den Hintergrund gerückt. Seinem Bruder Oliver traut Daniel diesen Sprung unabhängig von den eigenen Erfahrungen jedoch zu. »Er ist noch jung, er ist eines der größten Talente Deutschlands und er kann sich in Taktik-Bücher reinbeißen. Oliver bringt wirklich alles mit, was man braucht«, schwärmt Daniel Schober. Vorerst aber werden die Brüder weiter für die Munich Cowboys auflaufen.
»Es war schon ein Riesentraum, als wir das erste Mal gemeinsam für die Cowboys gespielt haben«, erinnert sich Daniel, »und dass wir jetzt auch noch gemeinsam für die Nationalmannschaft auflaufen, ist wunderschön.«
Im Nationalkader sind die beiden Münchner mittlerweile eine feste Größe, aus dem Team der Cowboys sind sie nicht mehr wegzudenken. Noch vor dem Start der laufenden Saison hatte Headcoach John Rosenberg Daniel Schober als »den besten Defense Back in ganz Europa« geadelt. Dieses Lob »bedeutet mir unglaublich viel«, sagt der Spieler stolz, »wenn das von einem so erfahrenen Mann kommt, der schon auf so hohem Niveau gearbeitet hat, dann bringt das einfach eine unglaubliche zusätzliche Motivation.«
Jan Lüdeke