Veröffentlicht am 29.12.2009 00:00

Schwabing · Geschichte(n) aus der Nachbarschaft


Von red
Bis Palmsonntag 2010  (Foto: St. Ludwig in der Ludwigstraße.)
Bis Palmsonntag 2010 (Foto: St. Ludwig in der Ludwigstraße.)
Bis Palmsonntag 2010 (Foto: St. Ludwig in der Ludwigstraße.)
Bis Palmsonntag 2010 (Foto: St. Ludwig in der Ludwigstraße.)
Bis Palmsonntag 2010 (Foto: St. Ludwig in der Ludwigstraße.)

Neues Dach für St. Joseph: Das Gotteshaus am Josephsplatz ist noch immer mit den Schindeln des Wiederaufbaus aus dem Jahr 1951 gedeckt – und die sind allmählich marode. Die Gemeinde soll 260.00 Euro beisteuern. Ist die Finanzierung gesichert, können 2010 die Arbeiten beginnen und in ein bis zwei Monaten beendet sein.

Seit Ende Oktober wird die Decke der Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig saniert. Kleine lose Stücke des Putzes waren abgefallen; daraufhin war in der Kirche ein Schutzgerüst errichtet und die Decke mit Auffangnetzen gesichert worden. Nach umfangreichen Untersuchungen der Innenschale haben nun die Sanierungsmaßnahmen begonnen, die dadurch erschwert werden, dass im Putz Asbest gefunden wurde. Die Kirche ist deshalb für die Öffentlichkeit bis Palmsonntag 2010 nicht zugänglich.

Jahresrückblick 2009 Schwabing

Das war 2009 alles in Schwabing los! Artikel vom 29.12.2009

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Experten des Stadtarchivs am Nordbad beteiligten sich im Mai an Hilfseinsätzen für das eingestürzte Kölner Stadtarchiv. Seit Dezember 2008 ist Michael Stephan dort neuer Leiter – für den gebürtigen Stuttgarter, der mit sechs Jahren nach München kam und seine Schulzeit am Oskar-von-Miller-Gymnasium verbracht hat, »das Höchste«. Nicht nur, weil seine Arbeitsstelle in Schwabing ist, »mein Viertel«, wie er sagt. Sondern auch, weil das »Gedächtnis der Stadt zu leiten« schon eine »Erfüllung« sei. Im Stadtarchiv liegen unter anderem die Einwohnermeldebögen, die davon Zeugnis geben, wo etwa Schriftsteller Thomas Mann so überall im Viertel gewohnt hat, von der Markstraße 5 über die heutige Feilitzschstraße 32 bis hin zur Franz-Joseph-Straße 2.

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Europas größte Künstlerkolonie ist tot, aber in kleinerer Version geht es weiter: Am 11. Juli wurden am Domagkgelände die sanierten Ateliers eingeweiht. Das Haus 50 bietet 110 Künstlern Platz für ihre Arbeit – ein Drittel der Mitglieder der früheren Kolonie. Viele Künstler sehen auch Vorteile: sauberes Arbeiten statt feuchter Keller und wirklich nur Bewohner, die was tun und nicht die Räume als günstige Bleibe sehen und nur abhängen.

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2008 sagte »Kino am Pool« dem Ungererbad »Adé«. Die Veranstalter hatten immer wieder mit wenigen, aber hartnäckigen Anwohnern der Traubestraße zu kämpfen, die sich über Lärm beschwerten. Am 4. Juni 2009 startete das beliebte Freilichtkino neu, nun als »Kino am Olympiasee« an eben diesem.

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Mit einer großen Ausstellung und umfangreichem Rahmenprogramm ab September wurde in der Seidlvilla das »Projekt Erinnerung« abgeschlossen – ein mehrjähriges Forschungsprojekt von Bürgern zur NS-Zeit in Schwabing, das am klischeehaften Mythos des Viertels kratzte – hier herrschte nicht nur zunächst eine freigeistige Bohéme, sondern alsbald recht braunes Gedankengut. Auch die Schüler des Gisela-Gymnasiums haben sich bei der ernsthaften Auseinandersetzung mit ihrem Viertel mit einer besonderen Arbeit beteiligt. Sie haben Schwabinger Häuser fotografiert, in denen zwischen 1933 und 1945 jüdische Bürger gewohnt haben und während der NS-Diktatur ausgegrenzt, verschleppt und ermordet wurden.

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Am 1. September ist der Pfarrer von St. Sylvester, Josef Schlossnikel, in den Ruhestand gegangen. Leicht ist ihm der Abschied nach 28 Jahren Dienst nicht gefallen: »Ich bin hier verwurzelt.« Vorteil: Die lästige Verwaltungsarbeit fällt weg und er hat mehr Zeit für Hund Rocky, den der Pfarrer vor sieben Jahren mit seinem Bruder aus einem italienischen Tierheim gerettet hat.

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Konstantin Wecker bekommt den Ehrenpreis der Schwabinger Kunstpreise 2010, weil er ein stets widerständiges Münchner Urgestein und der Schwabinger Kleinkunstszene seit jeher verbunden ist, so die Jury in ihrer Begründung im Dezember. Der Regisseur Dominik Graf und der Autor Zé do Rock erhalten die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Schwabinger Kunstpreise. Graf ist in Schwabing zur Schule gegangen, hat hier gewohnt und ist laut Jury immer unerwartete Wege gegangen. Der weitgereiste Brasilianer Zé do Rock, der schon lang in Schwabing lebt, führe die Tradition der künstlerischen Zuwanderung fort.

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