Das Vorhaben der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom, im Lehel eine Synagoge zu errichten, nimmt konkrete Formen an: Stararchitekt Daniel Libeskind hat bereits einen Entwurf für das Gotteshaus gezeichnet. In wenigen Wochen will die Gemeinde für den Bau einen Vorbescheid bei der Stadt beantragen. Die Anwohner haben am Sonntag, 14. März, bei einem Bürgerfest Gelegenheit, sich über die Pläne zu informieren und können auf der Einwohnerversammlung am 13. April über das Projekt abstimmen.
Liberale Juden hoffen auf eigene Synagoge auf dem Jakobsplatz
Eine Synagoge auf dem Jakobsplatz Themenseite zum Synagogenbau für die liberale jüdische Gemeinde »Beth Shalom« in München (Beth Salom hebr.: Haus des Friedens)
Seit vergangenem Oktober ist es offiziell: Beth Shalom will seine Gottesdienste nicht länger in dem Keller in der Isartalstraße abhalten, sondern auf dem Grundstück Am Gries eine eigene Synagoge bauen. Nun ist das Projekt einen entscheidenden Schritt weiter. Der berühmte New Yorker Architekt Daniel Libeskind, der unter anderem das jüdische Museum in Berlin geschaffen hat, hat eine Skizze und einen Bauplan für das Gebäude erstellt. »Damit haben wir nun die Voraussetzungen, um beim Baureferat den Antrag für einen Vorbescheid zu stellen«, sagt Terry Swartzberg, Sprecher von Beth Shalom.
Sobald die Mitglieder der Gemeinde den Entwurf abgesegnet haben, soll das Gesuch bei der Behörde eingereicht werden. »Ich gehe davon aus, dass es in etwa zwei Wochen soweit sein wird«, so Swartzberg. Das Baureferat muss dann prüfen, ob die Pläne von Libeskind rechtlich zulässig sind. Dies ist bislang unklar, da auf dem Grundstück nur Wohnbebauung erlaubt ist. »In Teilbereichen ist die Fläche aber auch gewerblich nutzbar«, sagt Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker, dessen Partei sich auf ihrer jüngsten Stadtversammlung geschlossen für das Projekt ausgesprochen hat. Ob dort auch religiöse Aktivitäten stattfinden dürfen, wird die Behörde innerhalb der kommenden drei Monate klären. »Sollte dies nicht den Vorschriften entsprechen, müsste der Bebauungsplan geändert werden«, erklärt Benker. Das würde jedoch mehrere Jahre dauern. Doch selbst wenn das Baureferat den Vorbescheid erteilt, muss die größte Hürde erst noch genommen werden. Für den Bauantrag muss Beth Shalom nämlich eine solide Finanzierung nachweisen. Bislang hofft die Gemeinde auf Mittel vom Freistaat. Am 25. März treffen sich Vertreter der liberalen Juden daher mit Kultusminister Ludwig Spaenle. Fördergelder aus dem Fonds für israelitische Gemeinden wurden bereits beantragt. Gewährt wurden laut Ludwig Unger, Sprecher des Ministeriums, jedoch nur rund 60.000 Euro für das etwa elf Millionen Euro teure Vorhaben ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zwar könnten für derartige Einzelprojekte zusätzliche Gelder vergeben werden, erklärt Unger. »Die Höhe des Betrags aber richtet sich nach der Anzahl der Mitglieder«, räumt er ein. Nachdem Beth Shalom nur rund 300 Gläubige vereinige, sei nicht mit großen Summen zu rechnen.
Wer mehr über den aktuellen Stand des Projekts erfahren will, kann am 14. März ab 15 Uhr zum Bürgerfest der Gemeinde in den Festsaal im Haus Alt-Lehel in der Christophstraße 12 kommen. Der Rabbiner Tom Kucera hält einen Vortrag über das liberale Judentum, außerdem gibt es Live-Musik, Kaffee und Kuchen. Auf der Einwohnerversammlung am 14. April um 19 Uhr in der Lukaskirche am Mariannenplatz können die Bewohner aus Altstadt und Lehel darüber abstimmen, ob sie den Bau der Synagoge befürworten. Julia Stark