Fast 20 Meter breit, neun Meter hoch und stolze 110 Meter lang ein riesiger Hohlraum liegt tief im Innern der U-Bahnstation am Wettersteinplatz und fristet ein dunkles, kaltes und inhaltsleeres Dasein. Seit fast zweieinhalb Jahrzehnten laufen Diskussionen, ob hier nicht eine Tiefgarage geschaffen werden könnte, um den Parkdruck im Viertel zu lindern. Mit der Ertüchtigung des nahen Stadions an der Grünwalder Straße sind Forderungen dafür wieder lauter geworden aber auch die alten Vorbehalte wie fehlende geeignete Zufahrtswege.
Weitere Artikel zum Thema
Harlaching/Giesing · Wettersteinplatz erfährt einige Umbauten Artikel vom 21.03.2018: Mehr Sicherheit und Qualität
Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Stadt warb jetzt Fürsprecher und Stadtrat Dr. Reinhold Babor (CSU) erneut für das umstrittene Projekt. Zusagen seitens der Stadt, die durch Planer Ralf Wulf aus dem Baureferat vertreten war, bekam er freilich zumindest noch nicht. Denn eine Realisierung hängt an vielen Problemtröpfen. Neben den hohen Kosten der Realisierung bleibt die Frage der Zufahrtsmöglichkeiten zum Tiefgaragenkomplex offen, die nur das Sondermodell mit einer automatischen Zufahrt und einem festen Regalsystem für rund 200 Parkplätze betrieben werden könnte. Immerhin: ein ähnliches System wurde von der Stadt bereits an der Donnersberger Straße eingeführt, wird dort laut Wulf sehr gut angenommen und hat auch zu einer attraktiveren Oberflächengestaltung beigetragen. Am Wettersteinplatz jedoch scheinen die Probleme noch vielschichtiger erst frühestens im Herbst diesen Jahres soll laut Wulf eine Entscheidung in der Sache fallen.
Details
»Der Hohlraum ist quasi ein Abfallprodukt des damaligen U-Bahnbaus«, erklärte Wulf jetzt beim Ortstermin. Denn um die Geländerippe am Giesinger Berg höhentechnisch aufzufangen, liegt der Bahnsteig am Wettersteinplatz rund 18,5 Meter unter der Oberfläche und damit vergleichsweise sehr tief. Um bei einer maximal möglichen Steigungsfahrt der Untergrundbahn die Höhenunterschiede bewältigen zu können, wurde deshalb über dem Bahnsteig der besagte Hohlraum angelegt. Einer Nutzung als Versammlungs- oder Begegnungsstätte, als konzertanter Raum oder Atelier aber harrt der dunkle Riese seither mit Ausnahme einiger Lichtinstallationen und künstlerischer Einmalveranstaltungen vergebens.
Grund: die engmaschigen Sicherheitsbestimmungen und Auflagen lassen einen Betrieb in dieser Richtung nicht zu. Bereits vor rund 25 Jahren setzten Planungen ein, das Areal wenigstens als Tiefgarage nutzen zu können. Doch damals wie heute ist das Zufahrtsproblem zu einer solchen unterirdischen Parkzone nicht wirklich gelöst. Wegen der Architektur vor Ort böte allein ein naher Jugendspielplatz einer Freizeitstätte an der Fromund-/Reginfriedstraße laut Wulf die notwendige Raumentwicklung für eine Zufahrtsrampe.
Doch hier regte sich und regt sich seitens der Freizeitstätten-Verantwortlichen, der Fromundstraße nebenan und des dortigen Elternbeirates geballter Widerstand. »Nahe der Kinder kann man eine solche Zufahrt mit großer Lärm- und Schmutzentwicklung doch nicht situieren«, argumentierte gegenüber unserer Zeitung mit Dieter Hügenell einer der Initiativenbetreiber gegen die Tiefgarage. Alternative könnte laut Stadtvertreter Wulf deshalb nur ein filigranes, aber kostenintensives Regalsystem darstellen, wie es an der Donnersberger Straße realisiert wurde. Für den notwendigen Transport der Fahrzeuge in die Tiefe und wieder heraus wären dann aber gleich vier, in relativ geringen Abständen entlang der Fromundstraße liegende Fahrzeugaufzugsschächte zu situieren.
Auf drei Ebenen könnten darunter dann insgesamt rund 200 Autos untergebracht werden, während an der Oberfläche einiger Parkraum wegfiele. Doch für diese Maßnahme müsste in und um die neue Parkdeckanlage nicht nur sehr viel Führungs- und Sicherheitstechnik installiert, sondern auch die Bahnsteigdecke erheblich verstärkt werden. »Das würde enorme Kosten verursachen«, gab der im Baureferat tätige Hauptabteilungsleiter Ingenieurbau Ralf Wulf ebenfalls zu bedenken und nannte Zahlen: Er rechnet mit über 30.000 Euro an Kosten pro Stellplatz ebenso wie mit rund 62 Euro Miete für die Nutzer pro Monat, um wirtschaftlich genutzt zu werden.
Weiteres Problem: aus versicherungstechnischen Gründen ebenso wie aus Erwägungen der Sicherheit kämen laut Wulf voraussichtlich nur Dauernutzer also Anwohner oder Geschäftsleute aus der Umgebung in den Genuss eines Platzes dort. Für die Veranstaltung im nahen Städtischen Stadion dagegen würde die Anlage als Parkfläche nicht zur Verfügung stehen. Trotz aller Bedenken bleibt etwa Stadtrat Dr. Babor bei seinem Vorstoß: »Durch eine solche Parkgarage würde die Oberfläche auch optisch an Attraktivität gewinnen und Parkraum in eine geeignetere Zone verlagert«. Wulf blieb dagegen skeptisch eine Skepsis, welche die Stadt seit Jahren am »Parkzugriff« unter der Oberfläche des Wettersteinplatzes hindert. Im Herbst soll eine Entscheidung fallen. Harald Hettich