Liegestühle, Partymeile, Sommerfeeling: Am Donnerstag hätte es losgehen sollen mit dem Kulturstrand an der Corneliusbrücke. Doch noch ist nicht klar, ob es den Strand dieses Jahr überhaupt geben wird. Die Urbanauten als Veranstalter konnten sich bisher nicht mit der Landeshauptstadt München einigen. Nun soll der Stadtrat am 11. Mai eine Entscheidung fällen.
(Nicht nur) Urlaubsfeeling am Kulturstrand in München
Münchens Kulturstrand Themenseite zum Kulturstrand München, leidenschaftlich umkämpftes Projekt seit 2004
Die CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat spricht sich klar gegen den Kulturstrand an der Corneliusbrücke aus. Dort hätte der Strand nämlich nur einmalig stattfinden sollen, nie wäre eine Dauereinrichtung im Sinne einer jährlich wiederkehrenden Aktion geplant gewesen, teilt der Fraktionsvorsitzende Josef Schmid mit. Inzwischen sei man bereits das vierte Jahr an diesem Standort.
Auch in der SPD gibt es vermehrt skeptische Stimmen, festlegen wollte sich der Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl allerdings nicht. Wir werden das Thema am Montag abschließend behandeln, sagt Reissl. Eine Ablehnung des Kulturstrands wäre seiner Meinung nach als Konsequenz nicht unlogisch.
Das Problem: Als der Stadtrat den Kulturstrand 2009 an der Corneliusbrücke erneut genehmigte, stellte er als Bedingung an den Veranstalter, geeignete Alternativ-St(r)andorte vorzuschlagen, an denen die Veranstaltung künftig stattfinden könne. Die Urbanauten fanden acht mögliche Standorte, die jedoch alle von der Stadtverwaltung abgelehnt wurden. Kein Wunder, sagt Reissl, wer drei Monate die Hackerbrücke sperren möchte, muss damit rechnen, dass dieser Vorschlag abgelehnt wird.
Für Josef Schmid dagegen ist nicht nachvollziehbar, warum sich die Urbanauten um einen alternativen Standort bemühen sollen. Das ist ganz klar Aufgabe der Stadtverwaltung und ich frage mich, wann sich diese endlich bequemt und einen passenden Ort für den Strand findet.
Mit den Grünen haben die Urbanauten einen Befürworter des Strands: Jedem Kritiker empfehle ich, einmal den Kulturstrand an der Corneliusbrücke aufzusuchen und sich selbst davon zu überzeugen, was für ein einmaliges Flair durch den Kulturstrand geschaffen wird, sagt Hanna Sammüller, Stadtvorsitzende der Münchner Grünen. Diese Mischung aus Isar, Sand, Musik und einer gewissen Unangepasstheit stellt für München eine echte Bereicherung dar.
Auch die FDP-Stadtratsfraktion setzt sich dafür ein, dass München als nördlichste Stadt Italiens auch heuer wieder einen Kulturstrand erhält. Bisher hätte es nur einen einzigen Bürgerprotest gegeben, heißt es von Seiten der FDP.
Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr nur eine Beschwerde wegen Ruhestörung, 2008 keine einzige. Wir haben ein hervorragendes Verhältnis zu unseren Nachbarn, von denen viele auch regelmäßig Gäste am Isarbalkon sind, sagt Benjamin David von den Urbanauten.
Auch wenn es nur eine offizielle Beschwerde in den letzten zwei Jahren gab, dürften laut Josef Schmid die Leute, die vor Ort oder im Bezirksausschuss ihren Unmut äußern, nicht außer Acht gelassen werden. Die örtlichen Bezirksausschuss-Politiker seien seit Jahren gegen die Strandparty, da sie zu viel Lärm ins Viertel trage.
Für die Urbanauten ist die ewige Diskussion um den Kulturstrand unverständlich, sie hatten auf eine schnellere Entscheidung gehofft. Gelinde gesagt fühlen wir uns auch komplett überfordert, da das Projekt seit Wochen in Referentenrunden, Ältestenräten, Fraktionsvorständen von Bürgermeistern, Stadträten und Referatsleitung weit über unserer Kragenweite diskutiert wird, sagt David. Abgesehen davon habe die zeitliche Verschiebung des Kulturstrands auch finanzielle Konsequenzen, schließlich seien bereits Mitarbeiter eingestellt und das Programm weitgehend organisiert.
Doch die Veranstalter hoffen nach wie vor auf ein positives Signal aus dem Stadtrat. Auch einen Kompromissvorschlag haben die Urbanauten in der Tasche: Die Strandpartys sollen um 23 Uhr statt wie bisher um Mitternacht enden, dafür würden sie das Projekt gerne um zwei bis vier Wochen in die Sommerferien verlängern.
Dass viele Münchner das Projekt unterstützen, motiviert sie zusätzlich. Eine Facebook-Gruppe (Bitte, bitte, bitte, gebt uns den Kulturstrand, wir sind auch ganz brav!) hat bereits über 2.300 Mitglieder. Und vielleicht tun sich die Münchner ja einen großen Gefallen, wenn sie sich wieder einen Stadtstrand zum Geschenk machen, meint David. Denn wer weiß, was die isländischen Vulkane noch alles an Urlaubsflügen verhindern.
Von Stefanie Moser