Veröffentlicht am 06.05.2010 00:00

München · Albrecht Ackerland über das ewige Strand-Theater


Von red

Eine dermaßene Spießigkeit, typisch München: Das wird meinen, wer dieses ewige Hin und Her um die Strandbar an der Corneliusbrücke nur am Rande verfolgt oder in manche kleine Wahrheiten nicht eingeweiht ist. Oder wer den so genannten „Kulturstrand“ der Gruppe „Urbanauten“ einfach nie gesehen hat. Das, was da nun seit ein paar Jahren nach einem fast schon traditionell anmutenden Genehmigungsgeplänkel am Balkon der wunderschönen Corneliusbrücke abgezogen wird, ist eine Frechheit.

(Nicht nur) Urlaubsfeeling am Kulturstrand in München

Münchens Kulturstrand Themenseite zum Kulturstrand München, leidenschaftlich umkämpftes Projekt seit 2004

Jene „Urbanauten“ kümmern sich laut Eigeninformation um die „Rückgewinnung des öffentlichen Raums“. Das klingt hochgestochen, wer so formulieren kann, muss ja schon für sich ein kultureller Mensch sein, möchte der Außenstehende denken.

Wenn ich mich an dieser Stelle kurz beim Wiener Idiom bedienen darf: Das ist ein außerordentlich großes Hundstrümmerl, was da verzapft wird. Die „Urbanauten“ gaukeln mit drei, vier Dudeljazz-Konzerten auf ihrem Strand und der Vorführung eines mittelklassigen Hollywood-Gassenhauers vor, das sei wichtige, großstädtische Kultur auf einem „rückeroberten“ Platz.

Die Rhetorik ist sogar so gut, dass auch überhöhte Preise von weiten Teilen der Öffentlichkeit durchgewinkt werden. Man mag anführen können, dass Kultur ja irgendwie finanziert werden will, Eintritt wird gottlob und fast schon erstaunlicherweise nicht genommen. Nur: Wo zum Deifi ist die Kultur? Die Einseiferei mit großen Worten macht dann auch den Stadtrat blind.

Nur den Ude nicht, das muss an dieser Stelle ausdrücklich gelobt werden: Er fordert eine Ausschreibung des Strands. Jaaaaaaaa – möchte ich rufen! Und wenn es die Stadt dann auch noch schafft, vier, fünf kompetente Entscheider an die Sache zu setzen, dann bekommen wir vielleicht irgendwann wirklich einen Kulturstrand. Der schön ist und nicht nach billigstem Kommerzmüll aussieht. Der womöglich wirklich Underground-Kultur fördert an außergewöhnlichen Plätzen. Und der ohne das große Geschwafel auskommt, mit dem jene „Urbanauten“ seit Jahren die Stadt bequatschen.

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