Veröffentlicht am 18.05.2010 00:00

Lehel · Strand oder Tai Chi


Von red
Nächstes Jahr könnte der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen stattfinden, der Bezirksausschuss ist aber dagegen.	 (Foto: js, Urbanauten)
Nächstes Jahr könnte der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen stattfinden, der Bezirksausschuss ist aber dagegen. (Foto: js, Urbanauten)
Nächstes Jahr könnte der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen stattfinden, der Bezirksausschuss ist aber dagegen. (Foto: js, Urbanauten)
Nächstes Jahr könnte der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen stattfinden, der Bezirksausschuss ist aber dagegen. (Foto: js, Urbanauten)
Nächstes Jahr könnte der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen stattfinden, der Bezirksausschuss ist aber dagegen. (Foto: js, Urbanauten)

Zertretene Wiesen und ungepflegte Beete – die Grünanlage des denkmalgeschützten Vater-Rhein-Brunnens auf der Ludwigsbrücke ist in keinem guten Zustand. Um für eine bessere Pflege zu sorgen, hat der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) für das gesamte Areal Denkmalschutz beantragt. Nicht zuletzt, um kommerzielle Nutzung zu verhindern und den freizügigen öffentlichen Gebrauch der Erholungsanlagen nicht einzuschränken, so der BA.

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Gemeint sind die Pläne der Urbanauten: Mit Unterstützung des Stadtrats wollen die dort im kommenden Jahr nämlich den Kulturstrand veranstalten. Der BA lehnt dies ab. »Nach einem halben Tag Regen steht am Vater-Rhein-Brunnen alles unter Wasser«, klagt der BA-Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD). Der Rasen sei völlig kaputt, die Stadt lasse die Grünfläche verkommen: »Dieser beliebte Platz vergammelt zusehends.« Seine Forderung: Die Anlage soll besser gepflegt werden. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hat das Stadtteilparlament nun beim Landesamt für Denkmalpflege beantragt, den Denkmalschutz des Brunnens auf die gesamte Fläche auszuweiten. »Dann müsste die Verwaltung die Grünanlage herrichten«, erklärt Püschel. Der Vater-Rhein-Brunnen wurde 1902 durch den Münchner Bildhauer Adolf von Hildebrand ursprünglich für Straßburg geschaffen. 1932 wurde die Anlage aus Straßburg zurückgeholt und gegenüber dem Deutschen Museum an prominenter Stelle wieder aufgestellt. Der Ort werde von der Bevölkerung gut angenommen: »Im Sommer sitzen dort viele Leute, auch Tai Chi Gruppen finden auf dem Areal statt.« Daher dürfe die Stadt den Platz nicht länger vernachlässigen.

Genutzt werden könnte die Anlage ab kommenden Jahr allerdings für ein ganz anderes Projekt: Die Urbanauten planen, dort künftig den Kulturstrand zu veranstalten, der in diesem Sommer noch einmal auf der Corneliusbrücke stattfinden wird (siehe Meldung). »Der Ort ist einerseits zentrumsnah, andererseits sind keine Wohnhäuser in der Nähe«, sagt Benjamin David, einer der Organisatoren. Damit erfülle die Fläche die wesentlichen Voraussetzungen für die Veranstaltung. Auch der Stadtrat befürwortet einen Umzug des Kulturstrands von der Cornelius- an die Ludwigsbrücke. »Ich begleite die Urbanauten nun schon seit vielen Jahren bei der Standortsuche«, erzählt Siegfried Benker, Fraktionssprecher der Grünen. Insgesamt 40 Plätze habe er besichtigt. Die Anlage am Vater-Rhein-Brunnen sei einer der wenigen Orte, der für die Veranstaltung in Frage komme. Die Fraktionen von SPD, CSU und SPD bezeichneten das Gelände bei der Stadtratssitzung in der vergangenen Woche am 11. Mai ebenfalls als geeignet.

Der BA indes befürchtet, dass der Kulturstrand zu einer weiteren Verwahrlosung der Fläche führen würde. Der Stadtratsfraktion der Grünen wirft Püschel Unglaubwürdigkeit vor: »Wenn es um Wählerstimmen geht, vergessen sie plötzlich den Landschaftsschutz.« Zudem erfüllt der Platz aus seiner Sicht nicht die Kriterien für die Veranstaltung: »Ziel soll sein, dass tote Orte wieder belebt werden.« Der kleine Park an der Praterinsel werde jedoch von den Anwohnern gern und häufig besucht.

David teilt diese Ansicht nicht: »Wegen des Verkehrslärms eignet sich die Grünanlage nicht als Erholungsraum.« Er habe bislang nicht beobachtet, dass sich dort viele Menschen aufhalten. Durch kulturelle Veranstaltungen gewinne die Fläche an Attraktivität.

Benker bezeichnete es als »bedauerlich«, dass der BA gegen das Vorhaben gestimmt habe. »Jeder befürwortet den Kulturstrand, aber niemand will ihn in seinem Viertel haben«, kritisiert er.

Die Diskussion geht weiter: Wo der Kulturstrand in 2011 tatsächlich stattfinden wird, ist derzeit noch unklar. Der Stadtrat hat die Verwaltung vergangene Woche beauftragt, verschiedene Standorte zu prüfen. Julia Stark

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