Vor 20 Jahren gründete sich die überparteiliche Bürgerinitiative »Bahn im Tunnel e.V.« (BIT). Engagierte Bürger aus Eching, Neufahrn, Ober- und Unterschleißheim hatten sich zum Ziel gesetzt, eine komplette Untertunnelung der Bahnlinie in den Ortsbereichen ihrer Gemeinden zu erreichen. Anlass war der, durch den Bau des Flughafens II und den Fall des »Eisernen Vorhangs«, zu erwartende, oberirdische Ausbau der Bahnstrecke München-Neufahrn (Verkehrszunahme von täglich 177 Zügen im Jahre 1983 auf täglich 368 Züge im Jahre 1998).
München Nord - »Bahn im Tunnel e. V.« (BIT)
»Bahn im Tunnel e.V.« (BIT) - Bürgerinitiative Themenseite zur geplanten Untertunnelung der Bahnlinie, Gebiet: Unterschleißheim, Unterschleißheim, Eching, Neufahrn
Obwohl die Zahl der Flugpassagiere viel steiler anstieg als prognostiziert worden war, wurde von den Plänen bis Ende der 1990er-Jahre nur die »Neufahrner Spange« (Anbindung der S1 an den Flughafen) realisiert. »Eine totale Untertunnelung würde nicht nur ausreichenden Lärmschutz gewährleisten, sondern die durch die Bahnlinie getrennten Ortsteile könnten auch wieder zusammenwachsen«, erklärt der Oberschleißheimer Peter Benthues, Erster Vorsitzender der BIT. Über dem Bahntunnel hätte in allen Gemeinden ein »Stadtpark« (grüne Lunge) entstehen können, die nicht nur den Wohnwert in den Gemeinden gesteigert hätte, sondern auch noch den folgenden Generationen zugute gekommen wäre.
Zwei Jahrzehnte später gibt es immer noch keine komplette Untertunnelung, obwohl bereits in den 1990er Jahren nachgewiesen wurde, dass eine derartige Tunnellösung machbar sei.
»Die Kosten wurden uns immer wieder vorgehalten. Aber als der Transrapidgedanke aufkam gegen den wir uns übrigens auch stark gemacht haben war die Verwunderung schon groß, dass dafür Geld da ist«, sagt Benthues. Das Hauptziel, die Bahn im Tunnel, habe die Bürgerinitiative zwar nie aus den Augen verloren, aber in all den Jahren, sei es viel mehr darauf hinausgelaufen, für einzelne Lösungen zu kämpfen. Derzeit wartet die BIT beispielsweise darauf, inwieweit sich der Bund an den Plänen der Express-S-Bahn beteiligt. Diese Bahn fährt vom Hauptbahnhof nur noch mit wenigen Stopps direkt zum Flughafen durch. Zur Auswahl standen drei Varianten: die Ost-Trasse, der Nord-Tunnel und die West-Trasse. Letztere wäre die Wunschtrasse der Bürgerinitiative gewesen.
»Wenn unsere Gleise für diese Trasse hätten ausgebaut werden müssen, dann hätten wir die Untertunnelung gefordert, so steht es in unserer Satzung«, erklärt Dr. Benno Reuter, stellvertretender BIT-Vorsitzender aus Oberschleißheim. Politisch beschlossen ist allerdings die Ost-Trasse. Nach einer Machbarkeitsstudie sollen die Züge über die S1-Trasse abgeleitet werden, damit der Express-S-Bahn-Verkehr über die Ost-Trasse zum Flughafen reibungslos ablaufen kann. »Damit haben wir beispielsweise in Oberschleißheim keinen vernünftigen S-Bahn-Verkehr mehr, der uns nutzt, sondern nur noch Durchgangsverkehr«, so Benthues. Wieviel dieses Projekt kosten soll, ist unklar. Die Schätzungen liegen zwischen 3,5 und 6,5 Milliarden Euro. Im Herbst wird erwartet, dass der Bund bekannt gibt, inwieweit er sich finanziell an diesem Projekt beteiligt.
»Deshalb wollen wir jetzt auch noch nicht aufgeben, da im Augenblick alles unentschieden ist. Politisch beschlossen war der Transrapid auch schon einmal. Aber wenn sich herausstellt, dass das nicht finanzierbar ist, ist wieder alles offen«, so Reuter. Dennoch sei der Kampf in den vergangenen 20 Jahren teilweise zermürbend gewesen, was auch stark an der Mitgliederzahl der Bürgerinitiative »Bahn im Tunnel e. V.« zu bemerken sei: »Wir hatten mal an die 1.000 Mitglieder, jetzt sind wir nur noch etwa 500. Einige sind natürlich auch schon verstorben, aber es gab auch Leute, die keinen Sinn mehr in unserer Arbeit gesehen haben, weil der Weg einfach viel zu lang ist und gar nicht sicher ist, ob die Bahn im Tunnel wirklich irgendwann mal realisiert wird«, berichtet Peter Benthues. Ähnlich ging es der Bürgerinitiative auch in der Politik.
»Von den meisten Parteien wurde das Projekt unterstützt, aber wir wurden sowohl von einigen Parteien als auch von Bürgern angefeindet und als Traumtänzer tituliert«, erinnert sich der Erste Vorsitzende und resümiert: »Wir sind nur Ideenträger. Wir planen nicht, auch das wurde uns schon vorgeworfen.« Am 14. Juni trifft sich die Bürgerinitiative wieder zu einer ihrer regelmäßigen Vorstandssitzungen. Dort wird unter anderem auch besprochen, wie sie den 20. Tag ihrer Gründung am 20. Juni feiern wollen. Nähere Informationen gibt Peter Benthues unter Telefon: 3 15 17 50.
Silke Leuendorf