Veröffentlicht am 25.05.2010 00:00

Ludwigsvorstadt · Umstrittene Sparidee


Von red
Geschäftsführerin Petra König wundert sich darüber, dass die FDP das EineWeltHaus schließen will.	 (Foto: js)
Geschäftsführerin Petra König wundert sich darüber, dass die FDP das EineWeltHaus schließen will. (Foto: js)
Geschäftsführerin Petra König wundert sich darüber, dass die FDP das EineWeltHaus schließen will. (Foto: js)
Geschäftsführerin Petra König wundert sich darüber, dass die FDP das EineWeltHaus schließen will. (Foto: js)
Geschäftsführerin Petra König wundert sich darüber, dass die FDP das EineWeltHaus schließen will. (Foto: js)

Das EineWeltHaus in der Schwanthalerstraße gehört zu den meistgenutzten sozialen Einrichtungen in München. Dennoch fordern die Stadtratsfraktionen von FDP und CSU nun, das Haus zu schließen. Der Grund: Sparzwänge. Projekte wie dieses haben in Zeiten finanzieller Engpässe keine Priorität, finden der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Mattar und Hans Podiuk, Fraktionsvize der CSU.

Dr. Michael Mattar (FDP)

Dr. Michael Mattar (FDP) Themenseite: Dr. Michael Mattar (FDP), Vorsitzender der FDP-Fraktion im Münchner Stadtrat, seit 2008 Stadtrat und Oberbürgermeisterkandidat der FDP

Gefährdet ist die Einrichtung indes nicht: SPD und Grüne, die im Rathaus die Mehrheit stellen, wollen das Haus erhalten. Der Glaskasten im Eingangsbereich zeigt ein dichtes Programm: Elf Deutsch- und Alphabetisierungskurse finden im EineWeltHaus statt – allein an diesem Tag. Im Nebenraum kehren ehrenamtliche Helfer zusammen. Dort hat die Münchner Tafel gerade Essen an bedürftige Migranten ausgegeben. »Viele vertragen die Speisen nicht, die sie in ihren Unterkünften bekommen«, erklärt Petra König, die Geschäftsführerin der Einrichtung. Rund 72.000 Menschen haben das Haus im vergangenen Jahr besucht.

Geboten sind unter anderem Rechtsberatung für Ausländer, Podiumsdiskussionen und kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte. »Der Schwerpunkt liegt aber bei den Sprach- und Integrationskursen«, sagt König. Weshalb die FDP die Schließung der Einrichtung beantragt hat, versteht sie nicht: »Wir machen eine gute Arbeit, unsere Zahlen belegen das.« Dennoch hält es die FDP für sinnvoll, hier den Rotstift anzusetzen. »Wir machen seit den Osterferien jede Woche einen Sparvorschlag«, sagt Mattar. Das EineWeltHaus sei nur eines von vielen Projekten, das aus Gründen der Haushaltskonsolidierung gestrichen werden müsse. Die CSU unterstützt das Vorhaben.

»Diese Einrichtung hat in Zeiten knapper finanzieller Mittel keine Priorität«, findet Podiuk. Nach den Plänen der FDP sollen die Veranstaltungen des EineWeltHauses künftig in den Bürgerhäusern der Stadtteile, den Volkshochschulen und Gasthäusern stattfinden. »Dort tagen unter anderem auch Parteien, die ebenso gut in ein Lokal gehen könnten«, sagt Mattar. Es sei nicht sinnvoll, dass die Stadt der örtlichen Gastronomie Konkurrenz mache. Derartige Veranstaltungen sind in der Einrichtung jedoch die Ausnahme. »Die Antragsteller kennen unser Programm gar nicht«, klagt König. Ein Informationsdefizit, das aus ihrer Sicht selbstverschuldet ist – die FDP-Stadträtin Christa Stock sitzt nämlich im Beirat des Hauses. Doch auch sie befürwortet die Schließung.

»In den Bürgerhäusern wäre die Integration erfolgreicher, weil die Menschen dort mehr mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt kämen«, glaubt Stock. König teilt diese Ansicht nicht: »Unser Angebot richtet sich an Leute aus der ganzen Stadt.« Die Projekte in die einzelnen Viertel zu verlagern, sei organisatorisch nicht möglich. Angst um den Fortbestand ihres Hauses hat sie jedoch nicht. Seitens der Politik sei ihr bereits Unterstützung zugesagt worden. Siegfried Benker, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, bestätigte dies: »Das EineWeltHaus ist die erfolgreichste soziale Einrichtung in München, wir werden sie sicher nicht zumachen.«

Auch die SPD hält vom Vorhaben der Opposition wenig. »Dieser Antrag entlockt mir ein mildes Lächeln«, sagt Ingrid Anker, Beisitzerin im SPD-Fraktionsvorstand. Das Haus bleibe selbstverständlich erhalten.

Julia Stark

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