Veröffentlicht am 01.06.2010 00:00

Ludwigsvorstadt · Kultur auf Zeit


Von red
Das Haus in der Goethestraße 30 ist ab Freitag Zentrum des Kulturprojekts »Munich Central«: Regisseur Bülent Kullukcu bei Proben von »Rettet die Vögel«. 	 (F.: js)
Das Haus in der Goethestraße 30 ist ab Freitag Zentrum des Kulturprojekts »Munich Central«: Regisseur Bülent Kullukcu bei Proben von »Rettet die Vögel«. (F.: js)
Das Haus in der Goethestraße 30 ist ab Freitag Zentrum des Kulturprojekts »Munich Central«: Regisseur Bülent Kullukcu bei Proben von »Rettet die Vögel«. (F.: js)
Das Haus in der Goethestraße 30 ist ab Freitag Zentrum des Kulturprojekts »Munich Central«: Regisseur Bülent Kullukcu bei Proben von »Rettet die Vögel«. (F.: js)
Das Haus in der Goethestraße 30 ist ab Freitag Zentrum des Kulturprojekts »Munich Central«: Regisseur Bülent Kullukcu bei Proben von »Rettet die Vögel«. (F.: js)

Bis vor kurzem hat die Goethestraße 30 einen türkischen Supermarkt beherbergt. Inzwischen gastiert dort die »Import-Export-Bar« als Zentrum der Veranstaltung »Munich Central«, bei der die Kulturschaffenden der Münchner Kammerspiele alljährlich den Elfenbeinturm verlassen und ihre Kunst in die Stadtteile bringen.

Diesmal fiel die Wahl auf das südliche Bahnhofsviertel, denn die Veranstalter sehen das Viertel durch Investoren bedroht. Geboten ist in der »Import-Export-Bar«, die nur für wenige Wochen geöffnet ist, ab Freitag, 4. Juni, jede Menge Kultur: Das Theaterstück »Rettet die Vögel« etwa, bei dem der türkische Regisseur Bülent Kullukcu sein Publikum mit einem Doppeldecker-Bus durch die Stadt fährt (Premiere Montag, 14. Juni). Die Geschichte handelt laut Kullukcu von einem heruntergekommenen Mann aus dem Bahnhofsviertel, der zum reichen Börsenspekulanten aufsteigt. Die Darsteller kommen aus den Reihen des Kammerspiele-Ensembles, die ihr Können im Bus und bei Stopps am Königsplatz und dem Schwammerlsee beim Aumeister zeigen.

Einblicke in die Geschichte des Viertels gibt Christine Umpfenbach mit ihrem Dokumentartheater zu Gastarbeitern in den 1960er-Jahren, das im Luftschutzbunker direkt unter dem Gleis 11 am Hauptbahnhof stattfindet. Die Regisseurin hat einige von ihnen gefunden und lässt sie, teilweise in der Originalkleidung von damals, aus ihrem Leben berichten (Premiere: Samstag, 5. Juni).

Über das Leben im Viertel informieren die Regisseure Karnik Gregorian und Anne-Isabelle Zils. Bei Stadterkundungen führen sie durch Einrichtungen, Bars, Kirchen und Moscheen. »Kein Stadtteil verändert sich im Verlauf eines Tages so sehr wie das Bahnhofsviertel«, sagt Gregorian. Deshalb finden die Veranstaltungen stets zu einer anderen Uhrzeit statt. Am Mittwoch, 9. Juni, etwa steht von 10 bis 12 Uhr ein Treffen mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen auf dem Programm. Bei den nächtlichen Erkundungsgängen am Donnerstag, 17., Samstag, 19., und Sonntag, 20. Juni, begleitet ein Mitarbeiter aus dem Gastgewerbe die Besucher in Bars und Spielhallen. Sorge bereitet den Veranstaltern, ob die Vielfalt im Viertel erhalten werden kann. Laut Maiken Hagemeister, Sprecherin der Kammerspiele, werden immer mehr Häuser von Investoren aufgekauft und in Hotels umgewandelt. Davon betroffen ist auch das Gebäude an der Goethestraße 30. Wenn das Kulturprojekt am Freitag, 25. Juni, endet, wird die »Import-Export-Bar« schließen und das Haus an den Käufer übergeben.

Das Veranstaltungsprogramm ist im Internet unter www.munich-central.de

zu finden, der Eintritt kostet jeweils 9 Euro, Karten gibt es bei den Münchner Kammerspielen.

Julia Stark

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