Franz Albrecht hebt den Deckel hoch. Um ihn herum summt die Luft vor lauter Bienen, und im Inneren des Stocks wuseln die flauschigen Tierchen fleißig herum. Alles wie es sein soll, die Bienen sind frühjahrsfit und haben angefangen, Honig zu machen. Gut ein Dutzend Interessierte steht um den Imker und seine Frau Bettina Weidinger herum. Beide sind gut geschützt in ihren stichfesten Anzügen und geben bereitwillig Tipps aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. Immer wenn an den Freitagnachmittagen kein Kurs ist, besteht am Lehrbienenstand in Starnberg die Möglichkeit, den Imkern über die Schulter zu schauen.
Die Leute, die heute gekommen sind, haben schon allerhand Ahnung vom Honigmachen, viele sind nicht zum ersten Mal hier. Sie kommen aus Starnberg, Gauting, Stockdorf und Steinebach, mitunter fahren sie bis vom Chiemsee her, erzählt Franz Albrecht, der selbst in Hochstadt bei Weßling wohnt. Ein jüngerer Mann möchte von ihm wissen, wie man einen Ableger macht, also ein neues Bienenvolk. Franz Albrecht zählt ihm mehrere Möglichkeiten auf. Ein Ehepaar erzählt bekümmert, dass ihre Bienen gestorben sind, obwohl sie sie mit eigenem Honig gefüttert haben. Hier kann die Ursache nicht so ohne weiteres geklärt werden. Ein anderer Freizeitimker hat eine Frage, die leichter zu beantworten ist: Dass sein Honig gärt, liegt daran, dass zu viel Wasser enthalten ist.
Imkern ist längst kein Altherren-Hobby mehr. Immer mehr Bürger begeistern sich dafür und bevölkern den heimischen Garten mit ihren Bienenstöcken. Die Kurse am Lehrbienenstand sind gut besucht. Dass die nützlichen Tiere vom Aussterben bedroht sind, geht den Menschen unter die Haut. Die in der Landwirtschaft verwendeten Pestizide – immerhin wurden mehrere dieser „Neonics“ kürzlich verboten – verwirren ihren Orientierungssinn. Zu wenig Blüten auf den Wiesen lassen sie verhungern. Und die Varroa-Milbe schwächt sie zusätzlich. Ohne Bienen aber keine Blumen, kein Obst und Gemüse.
Dabei kann jeder einzelne dazu beitragen, dass es den Bienen wieder besser geht. Vor allem den Wildbienen. „Die Honigbiene hat eine Lobby, denn die Imker kümmern sich um sie und füttern sie“, sagt das Imker-Ehepaar. „Aber um die Wildbiene muss man sich Sorgen machen, weil zu wenig Blüten da sind und damit die Nahrung fehlt.“ Was kann man tun? Die Antwort ist für Bettina Weidinger klar: „Die Gärten bienenfreundlich anlegen, damit sie genug Futter finden.“ Damit könne man den Tieren sogar noch mehr helfen, als selber Bienenvölker zu halten.
Zierpflanzen sind „Mogelpackung“
Der „pflegeleichte” Garten ist halt oft nur eine eintönige grüne Wiese – also lieber den Mäher stehen und die Blumen wachsen lassen. Und häufig würde die falsche Sorte Blumen gepflanzt, wie die beliebten gefüllten Rosen zum Beispiel. „Die Leute wissen gar nicht, dass die Bienen gar nicht ins Innere der Blüte hineingelangen können“, klärt Weidinger auf. Ähnlich ist es mit den Forsythien, die wegen ihrer langen Blütezeit gefragt sind: Trotz des farbenfrohen Gelbs sind die Zierpflanzen so etwas wie eine Mogelpackung, weil im Inneren gähnende Leere herrscht (und sie daher länger blühen). Weidinger empfiehlt stattdessen den Sonnenhut, Cornellkirschen oder Wildkräuter mit mehr Pollen- und Nektargehalt zu pflanzen.
Franz Albrecht und Bettina Weidinger betreuen den Lehrbienenstand seit mehr als zehn Jahren. Noch länger ist es her, dass die beiden Bio-Imker ihr Hobby betreiben. „Früher fuhr ich Kundendienst für Haushaltsgeräte“, erzählt Franz Albrecht über die Anfänge. „Öfter bekam ich von den Kunden ein Glas selbergemachten Honig geschenkt, der schmeckte so gut.“ Als er dann beruflich umsattelte, habe ihm der Honig „richtig gefehlt“. So kam es, dass er zusammen mit seiner Frau selbst mit dem Imkern anfing.
Gratis-Tütchen zum Ausprobieren: Spezielle Blühmischungen für Bienen, Insekten und Schmetterlingen mit Wildblumen und Wildgräsern gibt’s im Landratsamt (Fachstelle Energie und Klimaschutz, Eingang Rückseite vom „Tutzinger Hof“). Die kleinen Tütchen mit Inhalt für einen Quadratmeter kann man sich dort kostenlos abholen.