Stubenhocker hatten keine Chance, sich zu Hause zu verkriechen. Als am vorigen Samstag auch überm Westend die Sonne am Himmel die Oberhand gewonnen und es aufgehört hatte zu regnen, erfüllte Musik die Straßen und Plätze rund um den Gollierplatz. Die Bewohner der Schwanthalerhöhe konnten wählen. Es gab gleich zwei Feste zu feiern: das zum Abschluss der 27. Stadtteiltage vor der Gaststätte „Bürgerheim“ und 50 Meter Luftlinie davon entfernt: das Internationale Stadtteilfest Westend auf dem Platz vor der Kirche St. Rupert. Wer mochte, konnte pendeln. Sich mal hier und mal dort niederlassen, Nachbarn und Bekannte treffen und sich am bunten Unterhaltungsprogramm mit Musik und Tanz erfreuen. Vor allem für die Kinder gab es allerlei kurzweilige Spiele und Vergnügungen: Vom Torwandschießen übers Stelzenlaufen hin zum Ausprobieren, Hula-Hoop-Reifen um die eigene Taille kreisen zu lassen. Vieles wurde geboten. Neben Sportlichem schätzten die Kinder Schöpferisches: Malen, basteln oder am Stand des Multikulturellen Jugendzentrums selbst entworfene Buttons pressen und sie sich gleich anstecken.
„Wir hatten viel Glück mit dem Wetter.“ Kira Kaslack und Alexandra Fürstenhagen, Organisatorinnen der Stadtteiltage Schwanthalerhöhe, ziehen eine erfreuliche Bilanz des zweiwöchigen Kulturspektakels, das von Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen und Filmabenden bis hin zu Stadtteilführungen und Kochkursen keine Wünsche offen ließ. So seien die drei Straßenfeste an den Wochenenden trotz der Kapriolen, die das Wetter schlug, jeweils bis spät abends gut besucht gewesen. Alexandra Fürstenhagen: „Wir bekamen ein sehr positives Feedback.“ Veranstalter für die Stadtteiltage waren heuer der „Kultur- und Vereinskeller D’Schwanthalerhöhe’ e.V.” und der Bezirksausschuss 8, unterstützt vom Kulturreferat der Stadt.
Am Nachmittag des Samstag entwickelte die Sonne beim Abschlussfest in der Gollierstraße ihre volle Kraft. Da ließen es sich die Besucher gern gefallen, beim Tanzauftritt der Nachwuchs-Feuerwehr von den Knirpsen mit Wasser bespritzt zu werden. Kim-Gaby Flammiger von „Kim’s Kindertanz“, die mit dem Nachwuchs den Tanz einstudiert hatte – sie hat 146 Kinder aus 28 Nationen unter ihren Fittichen – räumte mit einem Vorurteil auf: „Auch Jungs können tanzen.“ Und die begeisterten denn auch das Publikum mit ihrem „Ta-tü-ta-ta-Feuerwehr-Einsatz”. Ein Höhepunkt des Nachmittags: die Musiklesung des Liedermachers Frank Bornkamp mit dem Titel: „Der Stille Wind“ für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren.
Dem Vorbild anderer europäischer Länder folgend, hatte das Multikulturelle Jugendzentrum (MKJZ) zum Nachbarschaftsfest während der Stadtteiltage geladen. Der Leiter des Zentrums, Ismail Sahin, findet das höchst spannend. „Unser Ziel ist es, Gemeinschaft und Solidarität durch nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen.“ Er freut sich darüber, dass viele Nachbarn und Vertreter von befreundeten Einrichtungen das Fest besuchten. Ihm gehe es vor allem darum, Berührungsängste abzubauen. In diesem Sinn soll es auch im kommenden Jahr wieder ein Nachbarschaftsfest geben.
Die Leute beim Feiern so zusammenzubringen, dass sie sich kennenlernen können, wünscht sich Dimitris Drogitis. Der ist hauptamtlicher Mitarbeiter des „Griechischen Hauses“ und organisierte federführend das „Internationale Stadtteilfest“. Drogitis: „Seit 32 Jahren nehmen viele Nationalitäten an diesem Traditionsfest am ersten Samstag im Juli teil. Wir wollen, dass alle, die hier leben und arbeiten, sich mit diesem Stadtteil identifizieren“, begrüßte er die Gäste. Das Westend solle schön bleiben und sogar noch schöner werden. Der Platz vorm Portal von St. Rupert erinnere ihn, Drogitis, an die Feste in seiner Heimat. „Dort finden Feste genauso auf dem Kirchplatz statt.“