Lehrer schreibt über kreative frühere Schüler am »Max«

Schwabing · Kunst auf Löschblatt

Siegfried Weiß mit seinem Manuskript: In seinem Buch geht es um ehemalige Schüler des Maximiliansgymnasiums, die Künstler wurden. 	Foto: ko

Siegfried Weiß mit seinem Manuskript: In seinem Buch geht es um ehemalige Schüler des Maximiliansgymnasiums, die Künstler wurden. Foto: ko

Schwabing · In seinen Freistunden hat Kunsterzieher und Kunsthistoriker Siegfried Weiß im Archiv des Schwabinger Maximiliansgymnasiums gestöbert, bis er durch Zufall auf den Namen des Künstlers stieß, von dem er kurz vorher ein Bild ersteigert hatte: Paul Neresheimer (1885 – 1933). Das war der Anfang des Projekts, das Weiß in den vergangenen Jahren beschäftigt hat.

Er hat ein Buch geschrieben über Künstler, die Schüler des Maximiliansgymnasiums waren. Informationen zu ungefähr 100 Künstlern, über ihren Lebenslauf und ihr Werk, hat Weiß zusammengetragen. Von 1849, den Anfängen des Gymnasiums, damals noch in der Münchner Innenstadt, bis zirka 1920, danach war Schluss. Denn Daten ab kurz nach dem Ersten Weltkrieg sind im Stadtarchiv gelagert, aus Gründen des Datenschutzes kommt Weiß nicht so einfach an diese Unterlagen heran. Interessantes hat er aber aus den verstaubten Tiefen des Schularchivs zutage befördert. Aus Jahresberichten, die seit 1849 existieren, oder aus Zeugnisprotokollen mit Lehrerbemerkungen etwa. Darin steht zum Beispiel, dass der spätere Maler Hermann Ebers (1881 – 1955) »trotz Ermahnung gerne Löschblätter voll gekritzelt« habe. Und Christian Schad (1894 – 1982), Maler der »Neuen Sachlichkeit«, hat laut Siegfried Weiß während seiner Schulzeit so viele Verweise kassiert, dass »er gesehen haben muss, dass Latein und Griechisch nichts für ihn ist«.

Siegfried Weiß war über 20 Jahre, bis 2007, Kunsterzieher am humanistischen Maximiliansgymnasium. Nachdem er vor ungefähr acht Jahren im Schularchiv über den Namen Paul Neresheimer gestolpert war, hat er im Telefonbuch nach Nachkommen gesucht: Er hat die Nichte Neresheimers kennengelernt, eine Dame um die 80. »So hat das Projekt damals auf einmal Fleisch bekommen«, erzählt Weiß. Er hat das Archiv nach bekannten Namen durchforstet. Zunächst nur aus Spaß, dann wollte er darüber schreiben. Sein Werk bezeichnet Siegfried Weiß als »Seiteneinstieg in die Münchner Kunstgeschichte«, da es die gesellschaftlich-soziale Seite wiedergebe.

Einen Verlag für sein Buch hat der Kunsthistoriker schon gefunden. Allerdings muss er für die Finanzierung selbst aufkommen. Weiß schätzt, dass er zwischen 15.000 und 18.000 Euro aufbringen muss. Auf der Suche nach Sponsoren hat er sich auch an die Bezirksausschüsse Schwabing-West (BA 4) und Schwabing-Freimann (BA 12) gewandt. Für die Mitglieder des BA 4 ist eine finanzielle Beteiligung »grundsätzlich vorstellbar«. Allerdings fehle der örtliche Bezug, da das Gymnasium an der Karl-Theodor-Straße ja auf Flur des BA 12 liege. Das BA-12-Gremium hat sich noch nicht entschieden. Voraussichtlich bis Ende 2010 wird Weiß dann wissen, wie viel Geld zusammenkommt.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 10.08.2010
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