Gemeindegrund soll als »Ökokonto« Geld in die Kasse bringen

Taufkirchen · Neue Chance für Jagdhofgelände

Bürgermeister Jörg Pötke (l.) mit Bauamtsleiterin Karin Mosch (2. v. l.) und Landschaftsarchitekt Ralph Kulak (3. v. r.) Foto: mst

Bürgermeister Jörg Pötke (l.) mit Bauamtsleiterin Karin Mosch (2. v. l.) und Landschaftsarchitekt Ralph Kulak (3. v. r.) Foto: mst

Taufkirchen · Die ersten Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Jagdhof-Geländes sind eingeleitet: Im Beisein von Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) und Bauamtsleiterin Karin Mosch haben gestern Mitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros »Logo Verde« mit den angekündigten Renaturierungsmaßnahmen begonnen.

Unter anderem soll in den kommenden Wochen die Fichtenhecke um den ehemaligen Parkplatz entfernt werden. Zusätzlich sollen Büsche und Bäume waldnah gepflanzt werden, der Asphalt der früheren Zufahrtstraße wird aufgerissen und ein Feuchtbiotop angelegt. »Fiktiv werden hier rund 60.000 Quadratmeter Ausgleichsfläche für die Gemeinde entstehen«, freut sich Projektplaner und Logo-Verde-Chef Ralph Kulak bereits. Fiktiv, denn die Fläche existiert ja bereits, wird jetzt aber entsprechend aufgewertet.

Einer der schönsten Flecken

Es ist einer der schönsten Flecken Taufkirchens: Beinahe täglich wird das im Deisenhofener Forst gelegene »Jagdhof«-Gelände von Spaziergängern und Ausflüglern aufgesucht. Nun soll die rund sechs Hektar große Lichtung am südöstlichen Ortsausgang Taufkirchens in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde mittels eines »Ökokontos« zu gemeindlichem Tafelsilber gemacht werden. Im Mai diesen Jahres hatte der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Ziel ist es, aus dem Gebiet Kapital zu schlagen – nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell: Investoren sollen es als Ausgleichsfläche für Bauprojekte in Taufkirchen erwerben können, und zwar zu einem wesentlich höheren Preis, als es der Marktwert derzeit vorsieht. Diese Wertsteigerung wiederum soll das »Ökokonto« herbeiführen, worunter laut Umweltministerium eine »gezielte Bevorratung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen« zu verstehen ist, die »bei späteren Eingriffen in Natur und Landschaft als Kompensationsmaßnahmen angerechnet werden können«.

Verschiedene Aufwertungspläne

Die Aufwertungsmaßnahmen werden sich den Plänen zufolge auf verschiedene Zonen erstrecken. So soll beispielsweise auf dem ehemaligen Biergarten ein Kastanienhain mit Bänken und Sitzplätzen angelegt werden. Hier wird nach den Plänen des Landschaftsarchitekten auch ein »Sonderstandort« mit Infotafeln zur Geschichte des Jagdhofs eingerichtet.

Neue Pflanzungen kommen

Das Entwicklungsziel bei den Baumgruppen hingegen lautet: Fällung von Fichten zu Gunsten der Kiefern, Eichen, Buchen-, Hainbuchen- und Kieferngruppen als »Leitarten«. Die Zone »Waldrand« wiederum wird einst heimische Sträucher und Strauchgruppen zieren, während für den Saum ein Hochstaudenflur vorgesehen ist.

Weitere Maßnahmen sind laut Kulak Pflanzungen alter Obstbaumsorten sowie – wenn gewünscht – die Errichtung eines Aussichtsturmes: Von dort aus sollen die Ausflügler das gesamte Gelände überblicken sowie Vögel und Fledermäuse beobachten können. Durch Anbindung an das bestehende Rad-Wegenetz soll die Lichtung ein »gut erreichbares Naherholungsgebiet für die ganze Familie werden«, wie es sich der Experte wünscht. Mit all den Maßnahmen verbunden sei eine deutliche Wertsteigerung: »Wir können Teile dieses Ökokontos sofort absetzen, auch wenn der Mehrwert erst in 10 bis 20 Jahren eintritt«. Mit Ökomaßnahmen verdienen

Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) zeigte sich begeistert: Damit habe die Gemeinde die Möglichkeit, »wenigstens einen Teil der Gelder, die wir damals investiert haben, wiederzubekommen«, seufzte er mit Blick auf die rund eine Million Euro, die die Gemeinde für den Erwerb des Grundstücks und des ehemaligen, inzwischen abgerissenen Jagdhofs investiert hat.

mst

Artikel vom 17.11.2010
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