Film »Die Wörter der anderen« wird noch bis 30. Januar im Kulturhaus gezeigt

Milbertshofen · Die Wunden des Krieges

Bürger aus dem Münchner Norden berichten im Kulturhaus Milbertshofen über ihre eigenen Kriegserlebnisse oder über die ihrer Verwandten. 	Fotos: VA

Bürger aus dem Münchner Norden berichten im Kulturhaus Milbertshofen über ihre eigenen Kriegserlebnisse oder über die ihrer Verwandten. Fotos: VA

Milbertshofen · »Meine Oma redet nicht über den Krieg. Die hat in Srebrenica ihre ganze Familie verloren«, berichtet ein Mädchen in dem Film »Die Wörter der anderen«. Darin berichten Bürger aus dem Münchner Norden über ihre eigenen Kriegserlebnisse oder über die ihrer Verwandten.

Der Film ist im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung täglich bis 30. Januar um 18 Uhr im Foyer des Kulturhauses Milbertshofen, am Curt-Mezger-Platz 1, zu sehen. Das Massaker von Srebenica im Juli 1995, bei dem bis zu 8000 Menschen, hauptsächlich Buben und Männer, getötet wurden, war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs und wurde durch UN-Gerichte als Völkermord klassifiziert. Es gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. »Die Wörter der anderen« nennt sich ein Projekt des Jugendtreffs Harthof, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene im vergangenen Jahr teilnahmen.

Allen wurde die Frage gestellt: »Hast du mal zuhause etwas über Krieg gehört?« Der 20-minütige Film von Maro Nikolaidou und Tom Murdock sammelt Zitate und kleine Geschichten. »Das Projekt ist keine Dokumentation von Gut und Böse, sondern zeigt, dass auch in Europa noch offene Wunden das Gesicht des Krieges zeigen«, kommentiert Marta Reichenberger, eine der beiden Geschäftsführerinnen des Kulturhauses Milbertshofen, Ausstellung und Film. Die Befragung der Teilnehmer sei anonym gewesen, erläutert Projektleiterin Maro Nikolaidou vom Jugendtreff Harthof.

Man habe zum jeweiligen Zitat ganz bewusst eine andere Person fotografiert beziehungsweise gefilmt, um die zitierte Person selbst, quasi den Autor, zu schützen. Deshalb lautet der Titel »Die Wörter der anderen«. So sind im Saal des Kulturhauses Milbertshofen an einer Wand zwölf Bilder von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nebeneinander aufgehängt – doch das jeweilige Zitat stammt eben nicht von ihnen. »Egal, was mir passiert, Hauptsache meinen Kindern passiert nichts, sagte mein Opa«, steht da zum Beispiel. Über dem Text hängt das Foto einer jungen Frau mit ihrem Baby. Auf einem anderen Bild ist ein junger Mann zu sehen. Darunter steht: »Krieg ist echt Scheiße«. Stammt natürlich auch nicht von ihm. Auf einem dritten Foto ist ein Mädchen zu sehen, darunter ist zu lesen: »Es gibt nichts Schlimmeres als den Krieg«. Noch viel beeindruckender ist der Film.

Die Erlebnisse reichen mitunter bis in den Zweiten Weltkrieg zurück. Danach »kam mein Opa als fremder Mann zurück« und »Großvater hat sich zu Fuß aus dem Krieg auf den Weg nach Hause gemacht. Er hatte nichts, nur großen Hunger«. Eine ältere Dame hat ihre Geschichte niedergeschrieben. Denn, so ein anderes Zitat, »über Krieg wird in meiner Wohnung nicht geredet«. Die wenigsten der Befragten hätten auf Anhieb geantwortet, nur zögerlich nach und nach. Über Kriegserlebnisse werde wohl oftmals gar nicht zu Hause geredet. Dabei »geht der Krieg in den Köpfen weiter«, auch wenn er beendet ist, resümiert Projektleiterin Nikolaidou. Wally Schmidt

Artikel vom 11.01.2011
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