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Patenkinder vor Missbrauch schützen: Projekt von „Amyna“
München · Besonders verletzlich
Jerome Braun (Geschäftsführer der Stiftung Hänsel+Gretel) gratuliert Christine Rudolf-Jilg (Amyna) zur Auszeichnung. Foto: Privat
München · „Amyna“, das Institut zur Prävention von sexuellem Missbrauch, hat für die Projektidee, ein Praxishandbuch zur „Prävention in Patenschaftsprojekten“ zu erstellen, den diesjährigen „Hänsel+Gretel–Stiftungspreis“ erhalten.
Mit dem Preisgeld von 5.000 Euro wird das Institut, das in Haidhausen sitzt, nun bis 2012 ein Handbuch erarbeiten, das praxisnahe Tipps und Hinweise für Vermittlungsstellen von Patenschaften für Kinder enthält. Ziel ist es, sexuellem Missbrauch im Rahmen von Patenschaftsprojekten möglichst umfassend vorzubeugen.
In über 700 Projekten werden bundesweit Patenkinder an ehrenamtliche Paten und Patinnen vermittelt. Patenschaftsprojekte erlebten in den letzten fünf Jahren einen enormen Aufschwung. Sie zielen darauf ab, Verluste und Defizite der Kinder durch Bildung neuer außerfamiliärer Beziehungen auszugleichen. Anlässlich eines Vortrages mit dem Titel „Verletzliche Patenkinder“ wurde im Institut bereits vergangenes Jahr deutlich, dass das Bewusstsein um die Gefahren in den Projekten groß ist und es tatsächlich bereits Verdachtsfälle gegeben hat. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass leider genau die Kinder und Jugendlichen, die bevorzugt im Rahmen von Patenschaften vermittelt werden, über eine deutlich reduzierte Eigenschutzfähigkeit verfügen. Aber auch deren Eltern sind häufig in der Schutzfähigkeit für ihre Kinder eingeschränkt. Dies kann durch bekannte Täterstrategien in diesem Bereich besonders leicht ausgenutzt werden, da es in der Regel zu 1:1-Kontakten kommt. Es ist also von größter Bedeutung ganz genau hinzusehen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen zu treffen. Träger von Patenschaftsprojekten sind guten Willens, diesen Schutz zu verbessern, haben bis jetzt aber noch keine rechte Vorstellung von Möglichkeiten der Prävention. Amyna wird hier mit seinem Handbuch kompetente und praxistaugliche Unterstützung bieten.
„Die öffentliche Diskussion über Missbrauchsfälle in Institutionen im vergangenen Jahr und deren Aufarbeitung erweckt den Eindruck, dass die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen nun beseitigt sei. Das Projekt „Patenkinder“ von Amyna zeigt dagegen sehr deutlich, welche Bedeutung nachhaltige präventive Arbeit im Kinderschutz weltweit besitzt. Amyna fällt auf durch originäre Projektarbeit für den Kinderschutz und verdient deshalb Beachtung und Förderung“, so Barbara Schäfer-Wiegand, Vorsitzende der Stiftung. Der Preis wurde nun durch den Geschäftsführer der Stiftung Jerome Braun, in Karlsruhe an Christine Rudolf-Jilg, Mitarbeiterin im Institut überreicht, die das Projekt betreuen wird.
„Missbrauch im Rahmen einer ehrenamtlichen Patenschaft für Kinder ist besonders perfide, sind diese Kinder doch meist besonders bedürftig, aber auch besonders verletzlich. Zudem werden durch solch eine Tat die unzähligen ehrenamtlich engagierten Menschen in unserer Gesellschaft, die Kinder tatsächlich unterstützen wollen, verunsichert und zum Teil diskreditiert, obwohl sie sich völlig korrekt verhalten. Hier muss dringend für größere Klarheit in der Arbeit von Patenschaftsprojekten gesorgt werden. Wir können nun unseren Beitrag dazu leisten“, freut sich Rudolf-Jilg.
Artikel vom 07.04.2011
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