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Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Maibäume
München · Da schau her! Über die Kraft eines Maibaums
Manchmal dauert es einfach eine Weile, bis der Groschen fällt. Jetzt ist mir aber klar, was zu tun ist: Ein Stangerl aufstellen! Bei uns im Hof. Seit einiger Zeit herrscht eine seltsame Stimmung im Haus, die Neuen sind da, haben die Wohnung im ersten Stock bekommen, Vollholzparkett, Gastherme, aber einfügen wollen sie sich noch nicht recht in unseren Mikrokosmos.
Es ist schon eines kleinen Festes würdig, wenn sie mal grüßen. Wir anderen im Haus dagegen sind da anders, da stecken sogar gerne mal an einem Wochenende die Schlüssel an den Wohnungen, damit man sich freier bewegen kann. Wir haben viel miteinander zu tun. So viel, dass ich nun auch weiß, dass es bei denen im Zweiten nicht klappen will mit dem Kinderwunsch.
- München · Ein Stangerl, das verbindet
Artikel vom 28.04.2011: Maibäume der anderen Art in Schwabing und im Zentrum - München · So seh ich das! Zum Thema der Woche: Maibäume
Artikel vom 28.04.2011: Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Gabriele Heigl zum Thema: Maibäume und die bayerische Seele
Dann hab ich kürzlich vom Glockenbachmaibaum gehört. Ich wusste von ihm schon länger, einst gab's eine Riesendiskussion, warum wir jetzt in der Stadt einen Maibaum brauchen, der von der schwulen Gemeinschaft kommt. Dann wurde er irgendwann aufgestellt mit Mordsbrimborium, die wunderbaren Schwuhplattler waren freilich auch dabei. Irgendwann dann gab's einen Vandalismus, es hat dem Baum nicht geschadet, er ist zu einem schönen Teil im Viertel da unten geworden.
In diesem Jahr nun gibt’s wieder Grund zu feiern, meine hochgeschätzte Glockenbachwerkstatt stiftet ein Taferl: eine der wichtigsten Einrichtungen in dieser Stadt, die sogar durch die seltsame managerartige Führung, die zu ihr so gar nicht passen will, genau so wenig kaputt gehen will, wie durch den tragischen Tod der Seele des Hauses, der lieben Roswitha selig, vor einiger Zeit. Durch dieses Taferl-Stiften bin ich überhaupt darauf gekommen (und weil zu dem Anlass die mindestens genau so wunderbaren „Gerner Zipfeklatscher“ aufspielen): Das Glockenbachstangerl heißt „Integrationsmaibaum“. Als ich dies realisierte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Dieses traditionelle Symbol ist im Jetzt angekommen. Einst als Fruchtbarkeitssymbol verehrt, bekommt es nun also einen weiteren Sinn. Einig sein.
So liegt es auf der Hand, dass nach meiner Baumaufstellung – das Stangerl besteht aus dem Stamm meines Christbaums, der noch immer in der Garage darbt, weil ich ein fauler Hund bin, – dass dann die Kinderlein im Zweiten kommen und im ganzen Haus wieder Vollintegration herrscht. So ein Baum kann das, der strahlt, auch wenn er nicht einmal zwei Meter misst. Schön, dass wir Menschen so einen Zirkus pflegen.
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