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Lokalpolitiker bewerten die Lage anders als Anwohner
Daglfing · Gefährliche Tempo-30-Zone
Eng, Querparker, kein Bürgersteig, stellenweise ist nicht einmal der Randstreifen befestigt. Wahrlich kein sicherer Abschnitt für Kinder, Senioren, Fußgänger oder Radler. Foto: ikb
Daglfing · »Muss denn erst ein Kind überfahren werden, ehe etwas geändert wird?«, fragte besorgt und zugleich aufgebracht die Antragstellerin auf eine Verkehrsberuhigung in der Kohlbrenner- und weiterführend in die Mäleßkircherstraße in Daglfing.
Das im Juli zwecks Kontrolle vom Bezirksausschuss (BA) vertagte Ansinnen wurde jetzt erneut behandelt und zum Entsetzen mehrerer Anwohner einstimmig abgelehnt: »Es besteht weiterhin kein Handlungsbedarf durch den BA.« Die Forderung, den Abschnitt als Anliegerstraße auszuweisen und eine Temporeduzierung auf unter 30 km/h, war abgeschmettert worden.
Die Begründung des Gremiums: Mehrmalige Ortsbegehungen durch die Mitglieder des Unterausschusses Verkehr, Martin Tscheu (SPD) und Franz Reznik (CSU), »zu unterschiedlichen Tageszeiten ergaben eine maximale Belastung durch 30 bis 40 Personenwagen je Stunde. Die Fahrzeuge fuhren überwiegend in akzeptabler Geschwindigkeit«. Reznik befragte zudem die einzelnen Fahrer. Diese waren laut Protokoll entweder Anwohner oder Personen, die ihre Kinder zur Schule brachten. Nur wenige Fahrer nutzten die Strecke als Schleichweg.
Das Argument eines Anwohners: »Kinder, Fußgänger und Radler teilen sich die Straße mit den Autos« wurde dreifach beantwortet. Peter Reinhardt (CSU) meinte, die Verkehrsbelastung dort sei normal, BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser (Grüne) erklärte, in München gebe es viele andere Straßen mit dem selben Problem und Tscheu schilderte seine Beobachtungen vor Ort: »Ich habe keine einzige Situation erlebt, wo Kinder gefährdet waren. Und mehr als 30 kann man dort gar nicht fahren wegen der parkenden Fahrzeuge.«
Eine Viertelstunde Umschau am Nachmittag in der Kohlbrennerstraße für Fotos reichte, um zumindest letzteres Argument zu konterkarieren: Von einem Dutzend Chauffeuren ignorierten mindestens die Hälfte die Tempo-30-Zone. Ein Fußgänger blieb wohl erfahrungsgemäß dicht an einer Mauer stehen, drehte sich um und wartete ab, bis ein Auto vorbeigefahren war. Ein Radler touchierte angesichts eines überholenden Kleinlasters fast einen Gartenzaun.
Die Antragstellerin mutmaßt, dass Autofahrer versuchen, die Ampel an der Ecke Kunihoh- / Brodersenstraße zu umgehen, moniert Sichtbehinderungen von Querparkern auf Privatgrund vor einem Gebäude. Die Frau beschreibt die Wege der Schulkinder, erzählt, dass »Pferde aus dem Reitstall an der Mäleßkircherstraße auf dem Weg zur Koppel scheuten«, dass »in den Wintermonaten regelmäßig Zäune, auch der des Friedhofs, stets an denselben Stellen angefahren werden« und fügt letztendlich an, dass viele Radfahrer den Weg zum Feringasee nutzen. Wie viel Verkehr auch immer, ob Anwohner oder Abkürzer unterwegs sind – selbst bei Tempo 30 ist eines sicher: Sicherheit sieht anders aus. ikb
Artikel vom 29.08.2011Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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