Studentinnen sammeln an ihrer Bogenhauser Schule 28.000 Euro

Bogenhausen · Laufen gegen die Not

Anne-Sophie Mertgen (li.) und Carolin Lazarovici in einem Café in Bogenhausen und im Kindergarten Travesuras in den Slums von Buenos Aires (re.). Beim Spendenlauf konnten sie über 17.000 Euro für diese Einrichtung sammeln. F.: ikb/Priv.

Anne-Sophie Mertgen (li.) und Carolin Lazarovici in einem Café in Bogenhausen und im Kindergarten Travesuras in den Slums von Buenos Aires (re.). Beim Spendenlauf konnten sie über 17.000 Euro für diese Einrichtung sammeln. F.: ikb/Priv.

Bogenhausen · »Es ist der Wahnsinn, das ist einfach sensationell!« Anne-Sophie Mertgen und Carolin Lazarovici können es noch immer nicht fassen: Mehr als 28.000 Euro kamen zusammen beim Spendenlauf statt eines Wandertags vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG).

Bei der von den beiden 21-Jährigen initiierten Aktion ging’s richtig rund – mehr als 1.000 Schüler, Lehrer, Ehemalige und Freunde rannten Runden für einen guten Zweck: den Kindergarten Travesuras in Buenos Aires. Jeder Teilnehmer hatte einen oder mehrere Sponsoren, Eltern, Großeltern, Freunde, Nachbarn, die pro gelaufene Runde 50 Cent, einen, zwei oder gar mehr Euro ausgesetzt hatten.

Mit der WHG-Schulleitung unter Direktor Wolfgang Hansjakob war vereinbart worden, dass von den Einnahmen garantiert 7.000 Euro nach Argentinien gehen, vom darüberliegenden Betrag die Hälfte für den Kindergarten, die anderen 50 Prozent für die Schulsozialarbeit am WHG verwendet werden. Mit 17.500 Euro kann also das Projekt unterstützt werden. Die Freundinnen sind nicht nur gleichaltrig, sie haben zusammen vor zwei Jahren das Abitur gemacht, beide nennen Sport, wenn auch verschiedene Arten, als Hobby, sie studieren jetzt in Erlangen. Und sie verbindet das Reisen. »Wir haben ein Faible für Südamerika, wir waren 2008 zusammen zwei Wochen in Argentinien in Urlaub. Sprache, Musik, Kultur, Land und Leute – das fasziniert uns einfach«, erzählt Carolin und fügt an: »Wir haben aber auch die Armut, die sozialen Missstände gesehen.«

So verfestigte sich die Idee, nach der Reifeprüfung zuerst durch den Kontinent zu touren. Um die Reise finanzieren zu können, hatten die Studentinnen lange gejobbt. Nach der Reise wollten sie dann freiwillig in dem Kindergarten Travesuras in einem Slum von Buenos Aires arbeiten. Travesura ist spanisch und bedeutet Schabernack, Streich, Ausgelassenheit. Zwei Monate jeden Tag eineinhalb Stunden Anfahrt zum Kindergarten waren strapaziös, doch das Erlebte verdrängte dies: »Die Armut, die schrecklichen Zustände haben uns erschüttert. Noch in Argentinien beschlossen wir, zu Hause etwas auf die Beine zu stellen«, blickt Anne-Sophie zurück. Die Idee Spendenlauf, vor Jahren am WHG schon einmal durchgeführt, kam in den Sinn und wurde Studiendirektorin Dorothee Horváth-Maier vorgetragen.

Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium war sofort dabei

»Sie war sofort Feuer und Flamme von dem Vorhaben«, so Carolin strahlend. Bei einer Lehrerkonferenz waren alle begeistert, der Lauftermin wurde festgelegt, das Duo gründete »Auxilio«, einen gemeinnützigen Verein, um das Ganze wegen Spendenquittungen auf eine rechtliche Basis zu stellen. Bald danach hieß es »Auf die Plätze, fertig, los!« Anne-Sophie, die Medizintechnik studiert, und Carolin, die Politikwissenschaft belegt hat und mal im Journalismusbereich arbeiten will, drehten natürlich auch ihre Runden. Wie viele? »Das war bei mir nicht so wichtig, ich hatte einen Sponsor, der 800 Euro Festbetrag eingesetzt hat«, freut sich Carolin. Bei den anderen Teilnehmern wurde alles von vielen helfenden WHG-Händen fein säuberlich auf Laufkarten abgestempelt. So lief ein Schüler 33 Bahnen, also mehr als 13 Kilometer, eine andere Karte wies 400 Euro Einnahmen aus.

Im Dezember geht’s für die Studentinnen wieder an den Start – nach Buenos Aires. Im Travesuras wollen sie nicht nur Sanitäranlagen einbauen und ein Klettergerüst aufrichten lassen. Aus dem geplanten neuen Raum kann dank der Finanzspritzen ein ganzer Anbau für die Betreuung werden. Das bestehende Häuschen mit Betonwänden und -böden hat nur 30 Quadratmeter für die mehr als 40 Zwei- bis Fünfjährigen. Bei Regen gibt’s zu wenig Platz für alle, einige Kinder müssen dann wieder weggeschickt werden.

Klappt das Bauvorhaben, dann haben die Kinder ein kleines Paradies; in ihren zusammengeflickten Hütten gibt’s nämlich keine Böden, sie leben auf bloßer Erde, die sich bei Regen in Matsch verwandelt. Warme Mahlzeiten und Hygiene, etwa sich vor dem Essen die Hände waschen zu können, kennen sie auch nur vom Travesuras. ikb

Artikel vom 13.09.2011
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