Veröffentlicht am 27.10.2011 00:00

München · Ross und Reiter


Von red
Das Brauchtum hat in Bayern auch heute noch einen festen Platz – wie die traditionelle Leonhardifahrt zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges.	 (Foto: Museum, MartinHansV)
Das Brauchtum hat in Bayern auch heute noch einen festen Platz – wie die traditionelle Leonhardifahrt zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges. (Foto: Museum, MartinHansV)
Das Brauchtum hat in Bayern auch heute noch einen festen Platz – wie die traditionelle Leonhardifahrt zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges. (Foto: Museum, MartinHansV)
Das Brauchtum hat in Bayern auch heute noch einen festen Platz – wie die traditionelle Leonhardifahrt zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges. (Foto: Museum, MartinHansV)
Das Brauchtum hat in Bayern auch heute noch einen festen Platz – wie die traditionelle Leonhardifahrt zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges. (Foto: Museum, MartinHansV)

Grüß Gott! Sie brauchen gar kein eigenes Ross zu besitzen, oder damit zu arbeiten, um zu wissen, was für ein Tag der 6. November ist. Ganz genau, Leonhardi. So einfach drücken wir diesen Feiertag aus, den jeder kennt. Aber ich mag ja gerne, ein bisserl historisch „graben“ und so erzähle ich Ihnen heute ein bisserl was über den Ursprung.

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Leonhard von Limoges, auch Leonhard von Noblat, dessen Geburtsjahr nicht genau bekannt ist und der um 559 gestorben ist, wurde im fränkischen Reich geboren und am Hof der Merowinger vom Erzbischof Remigus von Reims zu einem Adelssohn erzogen. Der junge Leonhard hatte sehr viel Mitleid mit seinen Mitmenschen und so setzte er sich sehr für die Freilassung vieler Gefangener ein. Eine ihm angebotene Bischofswürde lehnte er ab und zog sich als Eremit in die Einsamkeit in der Nähe von Limoges zurück. Von dort aus predigte er für Kranke und Hilfsbedürftige. Dennoch kam er, wie die Geschichte erzählt, zu Grundbesitz, weil er der hochschwangeren Frau des Königs Chlodwig I. das Leben selbst und das ihres ungeborenen Kindes rettete. Der König wollte Leonhard mit Reichtümern danken, doch dieser wollte nur so viel Land, wie er mit seinem Esel in einer Nacht umreiten konnte. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und Leonhard gründete auf diesem Grund das Kloster Saint-Léonard-de-Noblat, welches heute noch besteht.

Der heilige Leonhard war zunächst Schutzpatron der Gefangenen und wurde auch als „Kettenheiliger“ bezeichnet. Ab dem 13. Jahrhundert wurde er fälschlicherweise als Benediktinerabt mit Buch, Stab, Kette, oftmals auch mit Pferden und Ochsen dargestellt. Die Kette symbolisiert dabei jedoch die von ihm erwirkten Befreiungen von Gefangenen. Im Laufe der Zeit wurde sie falsch interpretiert und als Viehkette angesehen, weswegen es zu seinem Patronat über das Vieh kam. Vor allem in Altbayern wurde und wird er als Nothelfer, Patron und Fürsprecher für Vieh, besonders für die Pferde angesehen. Im Volksmund bekam er den Beinamen „Bayerischer Herrgott“ oder „Bauernherrgott“. Der heilige Leonhard wird von Bauern, Stallknechten, Fuhrmannsleuten, Schmieden und Schlossern, oft aber auch von Obsthändlern und Bergleuten angerufen. Außerdem, wie nur wenige wissen, gilt er auch als Helfer von Wöchnerinnen, sowie bei Kopfweh und Geisteskrankheiten.

Zu Leonhardi gibt es gerade in Bayern vielerorts Wallfahrten mit Tiersegnung. Motiv für die Segnung der Pferde ist die wichtige Aufgabe, die die Pferde als Last- und Arbeitstiere für die Bevölkerung übernommen hatten. Bauern und Pferdebesitzer fahren dabei in Gespannen, den sogenannten Truhenwagen (das bessere Stück im Fuhrpark eines Hofes) zum Wallfahrtsziel. Die Wagen und Pferde sind dabei festlich geschmückt und es gibt viele heimische Trachten zu sehen. Manches Mal wird auch versucht zwischen Leonhardiritt und -fahrt zu unterscheiden, indem beim Ritt ausschließlich Männer auf den Pferden reiten, so dass Frauen ausgeschlossen sind, während bei einer Leonhardifahrt vor allem auch die Frauen und Kinder gefahren werden.

Wenn Sie jetzt neugierig auf so eine kleine, aber sehr feine Prozession sind, dann kommen S’ doch am Sonntag, den 6. November nach Schliersee, da stellt sich in der Früh um neun der Festzug am Bahnhof auf und fährt am Ufer des Sees zur Leonhardikirche in Fischhausen, wo um zehn der Gottesdienst mit anschließendem Umritt stattfindet. Von dort aus sind es nur ein paar wenige Schritte zu mir, wo wir dann gemeinsam den letzten geöffneten Tag meines Museums bei einer guten Brotzeit, einem frischen Schluck Bier und einer zünftigen Musik ausklingen lassen können. Darauf und auf Sie freu ich mich schon jetzt!

Ihr Markus Wasmeier

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