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70 Jahre danach: Lichtergang erinnert an ermordete Juden
Berg am Laim · Gegen das Vergessen
Robert Zajonz (links), einer der Organisatoren des Lichterganges, und Helmut Kolmeder vom BA, legen nach jüdischem Brauch Steine am Mahnmal beim Altenheim St. Michael ab. Foto: js
Berg am Laim · Zum 24. Mal findet am kommenden Sonntag, 20. November, der traditionelle Lichtergang statt. Bei der jährlichen Veranstaltung wird der Juden gedacht, die in der Nazizeit im Kloster der Barmherzigen Schwestern untergebracht waren.
Diesmal fällt die Aktion mit einem traurigen Jubiläum zusammen: Dem 70. Jahrestag der Deportation von 1.000 Münchner Juden, von denen 85 aus dem Lager in Berg am Laim stammten. »Darum habe ich den Termin dieses Mal auf diesen Tag gelegt«, erklärt Erich Kasberger. Der ehemalige Geschichtslehrer am Michaeligymnasium hat unter dem Titel »Leben in zwei Welten« (Volk Verlag) gemeinsam mit seiner Frau, der Geschichtsprofessorin Marita Krauss, die Tagebücher von Else Behrend-Rosenfeld herausgebracht.
Zu Beginn des Lichtergangs wird er im Kloster der Barmherzigen Schwestern bei einer etwa einstündigen Lesung aus dem Buch über das Leben von Else Behrend-Rosenfeld berichten, die die sogenannte »Heimanlage für Juden in Berg am Laim« als wirtschaftliche Leiterin geführt hat. Das Lager sei von den Nazis im Sommer 1941 im Nordflügel des Klosters, der für die Novizinnen gedacht gewesen sei, errichtet und am 1. März 1943 geschlossen worden, erzählt Kasberger. Auf engstem Raum seien dort stets rund 320 Juden untergebracht gewesen, insgesamt wurden etwa 500 von ihnen ermordet. Die Deportation am 20. November 1941, bei der auch 85 Juden aus der Anlage in Berg am Laim den Tod fanden, sei eine der ersten großen Vorfälle dieser Art gewesen. Offiziell beschlossen worden sei der Holocaust zwar erst bei der Wannseekonferenz im Januar 1942: »Passiert sind solche Dinge aber schon vorher.« Statt die Lagerinsassen wie geplant nach dem lettischen Riga zu bringen, habe der SS-Mann Karl Jäger die insgesamt 1.000 Juden eigenmächtig im litauischen Kaunas erschießen lassen.
Auch Behrend-Rosenfeld selbst sei nur knapp einer Deportation entkommen. Die Heimleiterin sei nämlich selbst Halbjüdin gewesen und zu ihrer Tätigkeit im Lager gezwungen worden. Sie sei der israelitischen Gemeinde stets verbunden gewesen und habe immer versucht, den Insassen zu helfen. Unterstützt worden sei sie auch von den Ordensschwestern, die Obst und Gemüse vorbei gebracht und den Menschen vor Deportationen oft Zucker und Kakao mit auf den Weg gegeben hätten: »Dabei durften sie sich aber nicht erwischen lassen«, so Kasberger.
Inzwischen ist das ehemalige Lager längst abgerissen, seit den 1980er-Jahren steht auf dem Gelände das Altenheim St. Michael. Allerdings erinnert seit 1987 dort ein Mahnmal an die Ereignisse in der Nazizeit. »Das reicht uns aber nicht«, sagt Robert Zajonz, Pastoralreferent der Pfarrei St. Franz Xaver und Mitglied der Berg-am-Laimer Gruppe Pax Christi, die den Lichtergang seit mehr als 20 Jahren mitorganisiert. Um die Geschehnisse von damals nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sei zusätzlich auch eine regelmäßige Veranstaltung nötig.
Der Lichtergang führt vom Kloster zum Mahnmal
Rund 80 bis 120 Menschen, die meisten von ihnen aus dem Viertel, folgen dem Lichtergang, der vom Kloster bis zum Mahnmal geht, jedes Jahr. An der Organisation beteiligt ist seit 2006 außerdem auch die Volkshochschule. »Wir wollen das Ereignis auf eine breitere Basis stellen«, sagt Winfried Eckardt, Stadtbereichsleiter der Volkshochschule München Ost. Lange Jahre sei die Veranstaltung von Menschen aus dem Viertel getragen worden. Viele der Initiatoren könnten sich inzwischen aber aus Altersgründen nicht mehr um die Organisation kümmern: »Deshalb bemühen auch wir uns darum, diese Erinnerungskultur zu erhalten.«
Zu den Mitveranstaltern gehört seit etwa vier Jahren auch der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14). »Der Lichtergang hat bei uns lange Tradition und wurde von uns immer unterstützt«, betont der BA-Vorsitzende Josef Koch (SPD), der diesmal auch wieder selbst teilnehmen wird. Indirekt sei das Stadtteilparlament über die Friedensgemeinschaft aber schon lange an dem Projekt beteiligt, so Helmut Kolmeder (SPD), der beim BA für den Unterausschuss Kultur und Fest zuständig ist: »Viele aus den Parteien sind auch Mitglied bei der Friedensgemeinschaft, die den Lichtergang von Anfang an mitorganisiert hat.«
Nicht vergessen haben das, was auf ihrem Gelände geschehen ist, außerdem die Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul. »Wir stellen jedes Jahr den Raum für den Vortrag zur Verfügung«, sagt die Konventoberin Schwester Vinzentia. Zahlreiche Nonnen des Ordens gehen bei dem Marsch außerdem mit. Anschließen können sich natürlich auch alle Bürger, die Teilnahme ist kostenfrei. Nach der Veranstaltung findet im Pfarrsaal ein geselliges Beisammensein statt. Julia Stark
Artikel vom 15.11.2011Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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