Bürgerstiftung Haar zieht nach einem Jahr Bilanz

Haar · Ziel: Eine Million

Monika Malinowski, Beraterin für Probleme im Alltag, Vorstandsvorsitzender Jürgen Partenheimer (li.) und Geschäftsführer Wolfgang Weber.   	Foto: ikb

Monika Malinowski, Beraterin für Probleme im Alltag, Vorstandsvorsitzender Jürgen Partenheimer (li.) und Geschäftsführer Wolfgang Weber. Foto: ikb

Haar · Die Bürgerstiftung Haar (BSH) wächst und wächst – wenn auch in kleinen Schritten. Anfang November 2010 hatte die Regierung von Oberbayern grünes Licht für die Stiftung gegeben, die Kommune stellte als Grundstock 250.000 Euro und vier Gründungsstifter je 1.000 Euro bereit. Bis Jahresende kamen unter anderem 8.600 Euro an Zustiftungen und 10.000 Euro an Spenden dazu, das Bankguthaben summierte sich auf knapp 292.000 Euro.

BSH-Vorstandsvorsitzender Jürgen Partenheimer und Geschäftsführer Wolfgang Weber kalkulieren für 2011 mit Zustiftungen von 50.000 und Spenden von 75.000 Euro. »Es sieht jetzt praktisch nach einer Punktlandung aus«, konstatierte Weber trocken und hofft wohl insgeheim auf das »Geschäft« in der Vorweihnachtszeit. Bis dato sind drei Dutzend Personen registriert, die mindestens 1.000 Euro gegeben haben.

Offensichtlich hatte das Führungsduo wesentlich mehr Zuspruch erwartet. Nur diesen Schluss lassen ihre Aussagen zu. »Unser Problem ist, dass sich die Gewerbetreibenden in Haar noch schwer zurückhalten«, so Weber. Und Bankdirektor im Ruhestand Partenheimer meinte in seiner Bilanz: »Große Sprünge können wir noch nicht machen, wir müssen den Kreis der Zustifter stark erweitern. Unser Ziel ist es, die erste Million zu erreichen, denn die Zustiftung ist das Herz der BSH«. Bei der feierlichen Gründungsversammlung vor zwölf Monaten wurde als finanzielle Vision ein Betrag »von sechs bis sieben Millionen Euro« genannt.

Von Bürgern für Bürger, Gutes für die in Haar Lebenden zu tun – das ist Leitmotiv und Ziel der BSH zugleich. Dazu muss man als Hintergrund wissen: Die Verantwortlichen dürfen den Grundstock samt sämtlichen erhaltenen Zustiftungen nicht antasten, keinen einzigen Cent davon für Unterstützungen abzweigen. Lediglich der Zinsertrag davon sowie die Spenden dürfen verwendet werden. »Wir freuen uns über jeden Betrag, auch unter 1.000 Euro«, erklärte Partenheimer bei der ersten Versammlung der Stifter. Warum er dies betonte, das erschließt sich aus der BSH-Satzung: Wer 1.000 und mehr gestiftet hat, ist Mitglied der Stifterversammlung. »Viele haben wohl gedacht, wir nehmen erst ab 1.000 Euro Geld an. Das stimmt aber nicht«, erläuterte Partenheimer. Faktisch können Zuwendungen Geld oder Sachwerte sein, wobei die Stiftung letzteres in bare Münze umwandeln darf. »Vielleicht will jemand einen Goldbarren oder ein Grundstück loswerden, die BSH nimmt es«, scherzte ein Haarer am Rand der Tagung. »Die Entscheidung für die Bürgerstiftung war wichtig und richtig, um Menschen in Haar helfen zu können, die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde steht für ein beispielhaftes Miteinander«, so der Vorstandsvorsitzende in seinem Fazit, wobei er »ein bei vielen Bürgern bestehendes Missverständnis« ausräumte: Die BSH wird nicht von der Kommune finanziert, die Gemeinde hat einen Grundstock bereitgestellt, finanziert wird die BSH von den Bürgern. »Die finanzielle Ausstattung ist noch bescheiden, wir hoffen, dass es in den nächsten Jahren steil aufwärts geht«, so der verklausulierte Spendenappell Partenheimers.

Die Stiftung will aber nicht nur Geld einnehmen, sie gibt auch aus, unterstützt: 20 bedürftige Senioren erhielten je einen Gutschein über 100 Euro um die Altersarmut zu lindern, das Projekt »Kindern Chancen geben« – lernschwache Mädchen und Buben erhalten Förderstunden in Deutsch und Mathematik – wurde mit 2.000 Euro gefördert, und für den Kinderhort der evangelischen Jesuskirche gab es 200 Euro zum Aufbau einer Bibliothek für Kinder im Grundschulalter. Eine Investition der anderen Art über 1.200 Euro floss vor wenigen Monaten in die neue Einrichtung Bürgerberatungsbüro.

Ob finanzielle Sorgen, familiäre Krisen, Ärger mit dem Vermieter, Fragen bei Pflegebedürftigkeit oder zur Aus- und Fortbildung – Monika Malinowski versucht zu helfen, und zwar kostenlos. Immer montags von 10 bis 12 Uhr ist sie im Rathaus im Zimmer B 140 ansprechbar.

»Wer keine Wartezeiten in Kauf nehmen will, vereinbart einfach einen Termin unter Telefon 4 60 02 -2 18 oder per E-Mail unter beratung@buergerstiftunghaar.de«, rät die ehemalige Mitarbeiterin im gemeindlichen Sozialamt, die ihren Ruhestand für diese Aufgabe regelmäßig unterbricht. Wenn alles klappt, wird spätestens im Herbst 2013 ins neue Poststadl umgezogen, ein »Bürgertreff« aufgebaut – BSH-Investition etwa 15.000 Euro – und das Beratungsbüro angeschlossen. Dann sind auch die vermeintlichen Barrieren »Amt« und »Rathaus« für Rat- und Hilfesuchende weggeräumt. ikb

Artikel vom 18.11.2011
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