Unterföhring kämpft gegen neues Gewerbegebiet

Unterföhring · Schwarz sieht Rot

Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz fürchtet eine »unerträgliche Zusatzbelastung« durch Lkw-Verkehr auf der Kreisstraße M 3.	Fotos: ikb/Archiv

Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz fürchtet eine »unerträgliche Zusatzbelastung« durch Lkw-Verkehr auf der Kreisstraße M 3. Fotos: ikb/Archiv

Unterföhring · Die Beziehungen zwischen den Nachbargemeinden Unterföhring und Aschheim sind momentan eher frostig. Der Grund ist die »29. Flächennutzungsplanänderung« Aschheims, die Ausweisung von nahezu 50 Hektar neuer Gewerbeflächen, um den akuten und künftigen Bedarf zu decken.

Mehr als 400.000 Quadratmeter, ungefähr ein Areal von fünf Dutzend Fußballfeldern, »liegen unmittelbar an der östlichen Grenze Unterföhrings und sollen wohl überwiegend über unser Gemeindegebiet und die Kreisstraße M3 erschlossen werden. Nach heutiger Einschätzung werden wir auf keinen Fall einer Erschließung dieser Gewerbeflächen über unser Gemeindeareal zustimmen«, wettert Franz Schwarz (SPD), Bürgermeister des Medienorts, gegen die Absicht. Auch die Lokalpolitiker in Münchens nächstgelegenem Stadtteil Bogenhausen lehnen die Pläne einstimmig ab. All dies kontert Aschheims erster Mann im Rathaus Helmut J. Englmann (CSU): »Die M3 ist keine Privatstraße Unterföhrings, sondern eine Kreisstraße des Landkreises«. In einem offenen Brief an das Landratsamt München, die Regierung von Oberbayern, die Gemeinde Ismaning und die Presse schreibt Schwarz pointiert: »Im Rahmen der Anhörung wird es wohl gestattet sein, dass wir für diese Form der Nutzung mit ›autobahnorientiertem Gewerbe‹ – das sind wohl Speditions- und/oder Logistikunternehmen, die unserem sowieso schon verkehrsmäßig stark belasteten Raum eine unerträglich starke Zusatzbelastung nach sich ziehen würden – ausdrückliche Einwendungen erheben. Bereits heute sprechen die Zahlen der Kreisstraße M 3, der B 471 und der A 99 ihre eigene Sprache«.

Schwarz sieht Rot, fährt schwere Geschütze auf und erklärt öffentlich: »Die M3 wurde in erster Linie zur Entlastung unserer Ortsdurchfahrt geschaffen. Die Kreisstraße hat sich dann schnell als Parallelstrecke der A 9 als Zufahrt zum Flughafen München entwickelt. Sie (Anm. d. Red.: Helmut J. Englmann) haben am 16. Oktober 1984 in unserem Rathaus gesagt ›Die Gemeinde Aschheim braucht und wünscht sich die M 3 nicht‹. Erst als Sie merkten, dass sich bei der Planfeststellung keine realistische Verhinderung dieser Straße mehr abzeichnete, kaufte sich Aschheim mit einem Grundstück auf Unterföhringer Flur ein. Dies war die Trumpfkarte Aschheims, um eine Änderung der Trassenführung zu erreichen – mit einem Schwenk zu den Mühlen in Aschheim und mit Überführung der A 99. Es heute so dazustellen, als wären Sie damals der ›Geburtshelfer‹ der M3 gewesen, halte ich schon für sehr waghalsig«.

Abschließend bittet Schwarz seinen Amtskollegen: »Lassen Sie uns bitte sachlich diese orts- und regionalplanerisch wichtige Auseinandersetzung führen, wie es das gesetzliche Verfahren vorsieht.« Schützenhilfe erfährt der Unterföhringer Rathaus-Chef nicht nur vom Gemeinderat Ismaning, der das Vorhaben unter anderem als »rücksichtslos« einstuft, sondern auch aus München, vom Bezirksausschuss Bogenhausen. Der wurde zur Änderung des Flächennutzungsplans angehört, die Kommunalpolitiker lehnten die Vorlage ab. Frank Otto, Chef des Planungsgremiums im 13. Stadtbezirk: »Große Gewerbeflächen sollen in nördlicher Nachbarschaft an den geplanten Nordost-Park gesetzt werden. Diese liegen zudem direkt im regionalen Grünzug. Daher ist das Vorhaben als äußerst kritisch anzusehen«. Die Hoffnungen zur Verhinderung der Aschheimer Pläne hängen nun am entscheidenden Regionalen Planungsverband. Sollte keine Ablehnung erfolgen, bliebe Unterföhring – eventuell in Verbund mit Ismaning – letztendlich nur der Klageweg. Ikb

Artikel vom 30.04.2012
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