Neues Betriebszentrum in Moosach gilt als modernste Leitzentrale in Europa

Moosach · »Verkehrs-Hirn« eröffnet

Die neue gemeinsame Verkehrsleitzentrale von Polizei und Stadt München gilt derzeit als die modernste Einrichtung dieser Art in Europa.	Foto: ws

Die neue gemeinsame Verkehrsleitzentrale von Polizei und Stadt München gilt derzeit als die modernste Einrichtung dieser Art in Europa. Foto: ws

München/Moosach · Alle Tunnels und wichtigen Straßen in München werden seit Anfang des Jahres von Moosach aus überwacht: Erstmals haben Polizei und Stadt eine gemeinsame Verkehrsleitzentrale: Sie hat Deutschlands größte Multimedia-Videowand und ist die modernste Verkehrsleitzentrale Europas.

Sie ist das Herzstück des neuen Technischen Betriebszentrums der Stadt in der Schragenhofstraße 6, an der Allacher Straßenbrücke. Der Komplex wurde am vergangenen Freitag offiziell eröffnet. Das Gebäude vereint die hochmoderne Verkehrsleitzentrale München sowie die Betriebsgebäude des Baureferates für die Straßenbeleuchtung, die Verkehrsleittechnik, des Verkehrszeichenbetriebes und des Parkraummanagements: Das »Gehirn des Münchner Straßenverkehrs«, so nennt man im Baureferat die neue Einrichtung in Moosach.

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An der Schragenhofstraße gab es bis vor ein paar Jahren einen sanierungsbedürftigen Bauhof mit großem Grundstück. Früher wurden dort Steine vielerlei Art gelagert, etwa um Randsteine auf den Straßen zu erneuern. »Vom Steinlager zum Technischen Betriebszentrum«, mit diesen Worten erinnerte der Moosacher Stadtrat Alexander Reissl und Chef der SPD-Stadtratsfraktion, der für Oberbürgermeister Christian Ude die Rede hielt, an die Vorgeschichte des Geländes. Der OB hatte kurzfristig wegen anderer Termine absagen müssen. »Das alte Gelände war eine nicht ansehnliche Brache«, ergänzte die Moosacher Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Endlich sei das riesige Grundstück geordnet, anstelle des Steinlagers steht nun ein großer und moderner Komplex da.

Reissl und Salzhuber zeigten sich gleichermaßen stolz, dass der Stadtbezirk nun die dritte wichtige Einrichtung für München bekommen habe, nach der Stadtwerke-Zentrale und dem Abfallwirtschaftsbetrieb. »Das Technische Betriebszentrum ist jetzt in Moosach die dritte eher technisch orientierte Einrichtung für ganz München«, bilanzierte Stadtrat Reissl. Es sorgt für die ordnungsgemäße Funktion von 120 000 Straßenleuchten, 4450 Parkscheinautomaten, 1100 Ampeln und 170 Videokameras in München und überwacht zudem den Verkehr im ganzen Stadtgebiet. Der 41 Millionen Euro teure Neubau sei »die zentrale Steuerungseinheit für die Verkehrsströme in München«, erläuterte Baureferentin Rosemarie Hingerl. Sie freute sich, von den vier Rednern bei der Eröffnungsfeier »die allerbeste Nachricht« überbringen zu können.

Ursprünglich auf 43 Millionen Euro kalkuliert, habe man beim Bau des Komplexes zwei Millionen Euro einsparen können. Trotzdem seien natürlich auch 41 Millionen Euro nicht ohne, eine stolze Zahl. Doch »die Investition refinanziert sich nahezu zu 100 Prozent durch die voraussichtlichen Grundstückserlöse der Flächen an der Schwere-Reiter-Straße und Kagerstraße sowie durch die eingesparten Sanierungskosten«, betonte Hingerl. Die nun frei werdenden Grundstücke dieser beiden sanierungsbedürftigen Bauhöfe der Stadt seien für Stadtentwicklung und Wohnungsbau vorgesehen, insgesamt handele es sich um gut 32.000 Quadratmeter Flächen.

Herzstück des Technischen Betriebszentrums in Moosach ist die neue gemeinsame Leitzentrale von Stadt und Polizei mit einer riesigen Multimedia-Videowand. Sie bildet zeitgleich bis zu 140 Verkehrsvideobilder ab. Bei Störungen in den Straßentunnels, Unfällen auf Straßen und an Kreuzungen können damit Mitarbeiter von Polizei, Kreisverwaltungsreferat und Baureferat effektiv und reaktionsschnell die Verkehrssituation regeln, und das rund um die Uhr. Die sogenannten Operatorinnen und Operatoren üben in eigenen Simulationsräumen in der neuen Verkehrsleitzentrale in Moosach Notfälle und Schreckensszenarien, wie den Brand in einem Tunnel.

Verkehrszentrale in der Ettstraße wird nun abgeschaltet

Damit hat man die bisherige Verkehrszentrale im Polizeipräsidium München in der Ettstraße nach 54 Jahren abgeschaltet und ausrangiert. Sie sei am 17. Juli 1958 eröffnet worden, berichtete Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer. Mit dem Umzug nach Moosach »geht die Erfolgsgeschichte der Verkehrszentale in der Ettstraße zu Ende«. Die gemeinsame Verkehrszentrale mit der Stadt München in der Schragenhofstraße sei völlig neu gestaltet, freute sich der Polizeipräsident. Der städtische Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle zeigte sich von der Architektur des Technischen Betriebszentrums begeistert und geriet ins Schwärmen: »Die Anlage ist super.« Von einem »technischen Zweckbau« zu sprechen sei sehr untertrieben und werde dem »äußerst bemerkenswerten Gebäude« nicht gerecht. Der Komplex mit seiner Streckmetallfassade wurde nach dem Entwurf des Münchner Architekturbüros Auer+Weber realisiert, das unter 68 Bewerbern den Architektenwettbewerb gewonnen hatten.

Der Komplex besteht aus zwei großen Gebäuden: Sie sind jeweils 120 Meter lang, rund 25 Meter breit und etwa 15 Meter hoch. Ein Glasdach mit einer Photovoltaik­anlage überspannt die Haupterschließungsstraße und verbindet die beiden Gebäude. Das »Warmhaus« ist beheizt und enthält unter anderem Büros sowie die Verkehrsleitzentrale. Das »Kalthaus« ist nicht beheizt: Dort sind 130 Betriebsfahrzeuge abgestellt. Im Warmhaus und im Kalthaus gibt es außerdem jeweils ein hochmodernes Hochregallager. Allein im Hochregal-Warmlager fänden pro Jahr rund 900.000 Materialbewegungen statt, berichtete Baureferentin Hingerl.

7500 Störungen werden jährlich behoben

Von den Mitarbeitern des Technischen Betriebszentrums würden jährlich 7500 Störungen der Straßenbeleuchtung behoben sowie mehr als 27.000 Verkehrszeichen- und Straßennamenschilder montiert. Insgesamt sind in dem Neubau 260 Personen tätig. Innen in dem Komplex, aber auch außen zieht sich Knallorange wie ein roter Faden durch das Technische Betriebszentrum. Leuchtendes Orange ist aus Sicherheitsgründen die Kleidungsfarbe aller auf den Straßen und im Straßenbau tätigen Leute. Wally Schmidt

Artikel vom 30.04.2012
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