Protest der Menschen mit Behinderung

Erding · Caritas Erding mahnt

Unter der Leitung von Tanja Sachs (links) trifft sich einmal pro Woche der Donnerstagsclub. 	Foto: VA

Unter der Leitung von Tanja Sachs (links) trifft sich einmal pro Woche der Donnerstagsclub. Foto: VA

Erding · Der Donnerstagsclub der Caritas Erding nimmt den Internationalen Protesttag der Menschen mit Behinderung am 5. Mai zum Anlass, um auf Schwierigkeiten von Menschen mit Behinderung in ihrer Freizeitgestaltung hinzuweisen.

Es geht uns hierbei um „die Barrierefreiheit insbesondere in ländlichen Regionen oder die Ausgrenzung aufgrund des Erscheinungsbildes“, erläutert Diplom- Sozialpädagogin und Leiterin der Kontaktstelle der Caritas Erding für Menschen mit Behinderung, Tanja Sachs.

Seit gut einem Jahr treffen sie sich jeden Donnerstag in der Landshuter Straße, Menschen mit und ohne Behinderung, um miteinander Erfahrungen auszutauschen, einfach zum angeregten Plausch, zum Spielen oder auch um gemeinsam ins Kino oder die Kneipe zu gehen. Einige kommen zu Fuß, mit dem Bus oder werden vom Fahrdienst gebracht, alleine oder mit einem Elternteil. Der erste Blick täuscht, nur etwa einem Drittel der Teilnehmer merkt man die Behinderung sofort an, denn einen Hör-, Seh- oder Gehschaden erkennt man nicht äußerlich. „Ziel des Protesttages ist, die im Grundgesetz verankerte Gleichstellung aller Menschen auch ins wirkliche Leben zu übertragen“, so Sachs.

Dass dies nur manchmal, meist nur teilweise und oft gar nicht gelingt, belegen die Aussagen der Besucher des Donnerstags­clubs. Grundtenor sind Sätze wie „wir fühlen uns unerwünscht“ oder „wir werden angestarrt“. Von Privatpersonen können sich die Behinderten nur erhoffen, dass sie nicht absichtlich ausgegrenzt werden oder ihnen bei der Frage nach Hilfe etwa beim Einsteigen in den Bus diese nicht verweigert wird. „Aber in Gaststätten können wir von einer Bedienung die gleiche Aufmerksamkeit wie alle anderen zahlenden Gäste auch erwarten. Mit einer Sehbehinderung liest sich die Speisekarte langsamer oder dauert es länger, das Geld aus dem Geldbeutel abzuzählen, aber das ist kein Grund pampig zu werden“, so Sachs. Es geht schließlich auch anders, „vor Kurzem waren wir in der Gruppe beim Griechen, der war superfreundlich und hat uns behandelt, wie alle anderen auch“, berichtet die Mutter der behinderten Daniela.

Abgesehen vom menschlichen Verhalten gäbe es aber auch Vieles, was ganz einfach umsetzbar wäre: Behindertengerechte oder zumindest für einen Rollstuhl gut zugängige Toiletten in allen Gaststätten, Aufzüge oder Rampen an der S-Bahn, so wenig Kopfsteinpflaster wie möglich zu verlegen, da man dort mit einem Rollator nicht fahren kann. Ein junger Rollstuhlfahrer der Gruppe berichtet von so einem Alltagsproblem: „Ich wohne in Walpertskirchen, nur wenige Busse sind sogenannte Niederflurbusse in die ich ohne Probleme hineinkomme. Da mir meist niemand beim Einsteigen hilft, muss ich genau auf den Fahrplan schauen, wann ein für mich geeigneter Bus kommt.“ bb

Artikel vom 03.05.2012
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