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Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über die richtige Hilfe
München · Zum Thema der Woche: Projekt „Neue Chance“, die Hilfe beim Ankommen
München · Die Krux an der Hilfe ist ja: man muss sie überhaupt annehmen können. Ich habe in meinem Leben schon öfter einmal mehr oder weniger laut andere gebeten, mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und habe es selbst überhaupt nicht gemerkt.
Wenn dann einer ankommt und einen schlauen Spruch raushaut, der tatsächlich schlau und gut war in der Situation, dann kam es nicht selten vor, dass ich ihn weitergeschickt habe. „Was willst denn? Rennt eh alles gut.“ Bis ich gemerkt habe: Gar nix geht weiter, und rennen schon gleich gar nicht.
- München · Alltagshilfe beim Ankommen
Artikel vom 06.06.2012: Projekt „Neue Chance“ sucht jugendliche Mentoren - München · So seh ich das! Zum Thema: Projekt „Neue Chance“ sucht Helfer
Artikel vom 06.06.2012: Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Gabriele Heigl über Mentoren für Jugendliche in schwieriger Lage - Umfrage zum Thema „Ehrenamt“
Umfrage vom 08.09.2012: „Sind Sie ehrenamtlich tätig?“
Es hat sehr lange gedauert bis ich gemerkt habe, dass Freunde manchmal viel
besser merken, wo es hakt. Manchmal muss man Freunde aber auch hart am Krawattl
packen, dann, wenn man selbst genau merkt, dass sie sich verrennen in etwas.
Meistens waren das – in beiden Fällen – genau nicht die Freunde, mit denen
das Weißbier im Stüberl ganz besonders gut schmeckt. Der gute alte Janosch,
der Kinderbuchphilosoph, hat einmal geschrieben: „Wer einen Freund hat,
der braucht sich vor nichts zu fürchten.“ Ich würde sogar noch einen Schritt
weitergehen. Wer einen Freund hat, der kann die Furcht in ihrem Ausmaß erst
richtig kennenlernen, weil er sie einem nehmen kann. Ich hatte immer das
Glück, dass ich auch Menschen hatte, die aus einer anderen Welt kommen,
in einer anderen Welt leben, einen anderen Blick haben, sehr wenig teilen
von dem, was meinen Alltag ausmacht. Und immer wieder merke ich: Der Rat,
die Hilfe, das Aufwecken greift von ihnen am besten. Umgekehrt ist's genau
so. Manchmal reichte ein einfacher, für meinen Dunstkreis ganz normaler
Spruch, mit dem ich ihre Situation einschätze, um ihren Kopf einmal im Kreis
zu drehen. Und plötzlich flutscht‘s.
Dafür braucht es allerdings
offene Ohren, offene Augen, der Kopf muss sich drehen können. Sonst wird
aus dem guten Willen des anderen nichts, es bleibt beim guten Willen. Ich
weiß noch gut, wie ich nach der Schule, mit Anfang Zwanzig bisweilen nicht
mehr wusste, wo hinten und vorne ist – weil der Kopf verdreht war. Hätte
ich damals nicht immer wieder jemand gehabt, der mir vehement gezeigt hat,
dass die Dinge im Moment nicht hinter und vor mir sind, sondern einfach
neben mir, rechts und links, ich würde mir heute raten: Geh auf die Straße,
frage den Erstbesten, was er denn so meint zu einem Leben, das sich gerade
so anfühlt, als ob es hakt. Das ist freilich sehr einfach gesagt: Denn die
Krux an der Hilfe ist ja, das sie einer überhaupt geben will. Der gute alte
Janosch hat noch so einen Spruch auf Lager: „Gemeinsam sind wir stark.“
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