Wenn Sie jetzt um diese Zeit noch das Glück haben, ob der warmen Temperaturen, in einem Biergarten sitzen zu können, dann werden Sie wahrscheinlich ein paar Menschen beobachten können, die sich Ihrer Verwunderung sicher sein können.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne : Hoamat Bayern
Diese Männer treffen sich am Stammtisch und beginnen mit den Worten So dann probiern mas heid amoi eine eigenartige Zeremonie. Sie bestellen sich eine Maß, essen eine große Breze, bestellen die zweite Maß und holen sich ein halbes Hendl, während der Banknachbar die dritte Maß kommen lässt. Die Herren überlassen in diesem Jahr nichts dem Zufall. Sie befinden sich in der vorletzten Phase ihrer persönlichen Wettkampf-Vorbereitung. Die erste Phase haben sie schon hinter sich, nämlich die zu erwartende Gewichtszunahme zu reduzieren.
Also sitzen da relativ schlanke Mannsbilder mit einer bissl zu großen Lederhosn, die genau wissen, dass sie nach den sechzehn Tagen Wiesn sowieso ihr altes Kampfgewicht wieder erreicht haben werden und dass auch dann die Lederhosn wieder genau sitzt. Akribisch haben sie ausgerechnet, was sie alles zu sich nehmen werden, diesen Probentag mit eingerechnet. Sie wissen genau, dass eine Maß Bier mit 470 Kalorien zu Bauche schlägt, eine große Breze mit 380 Kalorien (die es aber unbedingt braucht, weil sie gutes Saugmaterial ist), das halbe Hendl haut mit 400 Kalorien nei, aber man kann ja nicht lauter Bier gegen den Hunger trinken. Wenn man dann mit seiner Herzensdame eine Runde über die Wiesn dreht hoffentlich noch im aufrechten Gang dann isst man ganz nebenbei ein Tüterl gebrannte Mandeln, welches 500 Kalorien hat gut vielleicht nur 300, weil man ja mit dem Madl teilt. Und wenn man dann zwei Stunden gemütlich über die Wiesn geschlendert ist und zu seinen flüssigen 470 Kalorien zurückkehrt, dann hat man immerhin davon schon 380 abgewandert. Ist doch nett, wenn Sie so was beobachten können jetzt wissen Sie wenigstens auch warum.
Auf Ihrem Heimweg können Sie vielleicht noch eine oder mehrere Beobachtungen machen, wenn Sie an den Gärten Ihrer Nachbarschaft vorbeikommen. Wundern Sie sich nicht, wenn eine vermeintlich starke Männergruppe mit Geschrei durch die Grünanlagen tobt. Wenn einer mit einem Urschrei einen alten Baumstamm durch die Wiese schmeißt, um gleich darauf einen schweren Sandsack in die Höhe zu werfen, der dabei eine provisorischen Latte (zwei Kollegen halten einen krummen Ast) überqueren muss. Wenn sie die steinerne Zierkugel vom Eingangssockel zum Wurfgerät umfunktionieren und diese nach allgemeinem Jubel vier Meter weiter im liebevoll gepflegten Blumenbeet landet, dann jubeln Sie doch einfach mit. Und wenn sich dann diese Herren alte Ski mit Klebeband an die Füße pappen und damit ums Haus laufen, später ein Fassl mit zwei Besenstöcken aufm Gehweg an Ihnen vorbeirollen, zwischendurch auf aufgestellte Dosen werfen und zu guter Letzt sich gegenseitig mit rohen Eiern attackieren, dann sind Sie wiederum Zeuge eines Vorbereitungskampfes geworden. Ihre Nachbarn bereiten sich sicherlich auf die V. Bavarian Highland Games in meinem Museum vor. Und das ist auf keinen Fall zu spät, weil die Wettkämpfe schon nächsten Sonntag stattfinden.
Sie können sich jetzt noch eine Woche lang auf die Unterstützung der Teilnehmer vorbereiten, indem Sie einfach alle zwei Minuten einen Jubelschrei loslassen. Denken Sie sich nix, wenn andere Leute stehen bleiben und Sie beobachten Sie sind schließlich schon in der mentalen Wettkampfphase!
Ich würde mich freuen, das Ergebnis Ihrer Vorbereitung zu hören! Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier
Bavarian Highland Games 2012
Bayern gegen Österreich
16. September 2012