Albrecht Ackerland über das Demonstrieren

München · Da schau her! Gutes Recht

München · Ich hab' ja den Eindruck, dass wir das Demonstrieren verlernt haben. Gut, das Bepperl ausm Stüberl, der weiß jetzt zwar auch nicht, wann er das letzte Mal auf einer Protestveranstaltung war, was aber daran liegen könnte, dass er einfach noch gar nie nicht dieses schöne, gute Recht genutzt hat.

Ein anderes wichtiges Recht nimmt er dafür sehr regelmäßig in Anspruch, er und seine Weißbierspezln: die Meinungsfreiheit. Gäbe es keine Meinungsfreiheit, wofür sollte das Bepperl sonst auch sechs Weißbier saufen, schon nach der dritten Halbe ist man ja schon quasi gezwungen, zu meinen. Was ich gelernt habe in all den Jahren härtester Boazn-Schule ist mindestens so ernüchternd, wie sechs Weißbier berauschend sind.

Diese Meinungen, die sind wie so ein ewiger Schaum, also eigentlich der Traum eines jeden Weißbiertrinkers, eine Krone, die niemals in sich zusammenfällt – außer man belastet sie. Schaum eben. Jetzt wünsche ich meinem Bierschaum keineswegs, dass er aushärtet, aber dem Bepperl seinen Meinungen würde ich es oft inbrünstig wünschen. Auf dass was weitergeht mit der Meinungsstärke des Bepperl. Aber am Ende bleibt nix als schaumige Schimpferei.

Allein schon deshalb freut es mich so, wenn ich manchmal eine Demo mit fünf Hanseln sehe. Und traurig macht's mich auch. Weil so eine Demonstration ein fantastisches Mittel zum Aufregen und Aufmerksammachen ist, und da gäbe es in dieser Stadt, im Land und zu dieser Zeit nun wirklich genug. Das wäre mal was, all die ganzen Bepperl der Stadt und ihre Spezln treffen sich und demonstrieren gegen das, was sie sonst auch immer aufregt. Oder sie treffen sich und freuen sich über etwas. Hauptsache, sie nutzen das, was uns eh allen gehört – die Straße. Klingt verrückt, wäre aber doch mal was. Ich wäre dabei.

Artikel vom 31.01.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

• München (weitere Artikel)
• Münchner Wochenblatt / SamstagsBlatt (weitere Artikel)

Login