Gibt es Raum für die Szene auf dem Heizkraftwerkgelände?

Zentrum · Riesenchance Kultur

Vielleicht bald ein Kunsttempel? Michael Mattar steht vor dem begehrten Heizkraftwerk – und der Chef des BA Maxvorstadt, Oskar Holl (kl. Foto), ist vom Bewerberkonzept sehr angetan. 	Fotos: Sylvie-Sophie Schindler/privat

Vielleicht bald ein Kunsttempel? Michael Mattar steht vor dem begehrten Heizkraftwerk – und der Chef des BA Maxvorstadt, Oskar Holl (kl. Foto), ist vom Bewerberkonzept sehr angetan. Fotos: Sylvie-Sophie Schindler/privat

Zentrum · Dürfen Nachwuchskünstler hoffen? Kein Geheimnis ist, dass Raum in dieser Stadt knapp ist, und so muss auch die freie Künstlerszene um jeden Quadratmeter kämpfen.

Im Gespräch ist nun, das ehemalige Heizkraftwerk an der Katharina-von-Bora-Straße in der Maxvorstadt für Kreative nutzbar zu machen. Nicht dauerhaft zwar, aber immerhin bis Ende 2015. Ob das Vorhaben tatsächlich realisiert wird, steht allerdings noch nicht fest. Die Stadt und die Münchner Stadtwerke (SWM), Eigentümer des Gebäudes, prüfen die Idee noch. Nun erhält die Möglichkeit, einen temporären Kunsttempel im Viertel zu installieren, Unterstützung von Lokalpolitikern.

In einem Antrag von Die Grünen/Rosa Liste ist eindeutig formuliert: »Kulturelle Zwischennutzung für das Heizwerk ermöglichen!« Deren Begründung: Raum für kulturelle Nutzungen sei gerade in der Innenstadt rar. Deshalb müssten neben der Planung dauerhafter Projekte wie dem Kunstareal Dachauer/Schwere-Reiter-Straße auch immer wieder temporäre kulturelle Nutzungen möglich gemacht werden, sagt der grüne Stadtrat Florian Roth. Der Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, Michael Mattar, drängt auf eine möglichst schnelle Entscheidung. »Das ist eine Riesenchance für das Viertel«, sagt er. Gerade in den Abendstunden sei das Kunstareal viel zu wenig belebt, das müsse sich ändern. »Ich hoffe, das Projekt kann möglichst bald an den Start gehen, es ist ohnehin viel zu viel Zeit verloren gegangen.«.

Ein kurzer Rückblick: Im Jahr 2006 wurde das Industriegelände stillgelegt, die SWM wollten es meistbietend verkaufen, 35 Investoren boten um die Wette, im April 2011 stoppte Oberbürgermeister Christian Ude das Bieterverfahren, um ein weiteres Luxusobjekt zu verhindern. Nun sollen auf dem Areal Mietwohnungen entstehen, davon über 30 Prozent sozial geförderte Werkswohnungen. Die Stadtwerke wollen laut Pressesprecherin Bettina Hess nach einem Realisierungswettbewerb, der noch in diesem Jahr stattfinden wird, und dem Abschluss des Vorhaben- und Erschließungsplanverfahrens auf dem Gelände spätestens ab 2016 Mietwohnungsbau realisieren. Ob bis dahin dort Künstler vorübergehend Raum haben werden für ihre Projekte, beantwortete Hess so: Momentan würden Gespräche über ­eine mögliche kulturelle Zwischennutzung des Geländes geführt. »Diese wird aber befristet bleiben.«

Jennifer Becker vom Kulturreferat konnte ebenfalls noch keine konkrete Aussage machen. Das Kulturreferat begrüße grundsätzlich kulturelle Zwischennutzungen, sagt die Sprecherin. Das Konzept könne allerdings derzeit inhaltlich noch nicht abschließend beurteilt werden, da es erst konkreter ­geprüft werden müsse. Eingereicht wurde das 71-seitige Konzept von Mathias Arifin, Constantin Mascher, Mark Maurer und Katrin Simonis. Das Team von »mixed munich artists«, kurz MMA, hat ein Projekt namens KUNST[statt]WERK ausgearbeitet, das auf den vorhandenen 400 Quadratmetern eine Ausstellungsfläche und eine Konzert- und Theaterbühne vorsieht und außerdem Café- und Barbetrieb. Die Ideen für Theater, Atelier, Musik und Gastronomie würden das Kunstareal für die kommenden Jahre in hervorragender Weise beleben, begeistert sich Michael Mattar. Auch der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) ist nach Angaben seines Vorsitzenden Oskar Holl »von dem guten und seriösen Konzept der Bewerber sehr angetan«. Jedoch hätten die Bewerber, so Holl weiter, seinerzeit davon gesprochen, dass sie mit einer Anlaufphase eine Nutzungsdauer von mindestes dreieinhalb Jahren benötigen würden, um ihre eigenen Investitionen wieder einzuspielen und das Projekt wirtschaftlich führen zu können.

Kurz nachgerechnet: Nun bleiben nur noch gut zweieinhalb Jahre, sofern der Betrieb ab Herbst 2013 aufgenommen werden kann. »Das sehr schöne und inhaltlich ehrgeizige Programm, das bisher vorlag, sollte nicht wegen reduzierter Investitionsbereitschaft bei der Komponente Kultur überproportional abgeschmolzen werden, so dass dann nur noch ein florierender Restaurant- und Amüsierbetrieb mit kulturellem Alibi-Anteil übrig bleibt«, sagt Holl.

Derlei befürchtet Mattar nicht. Das Team habe auch damals in Giesing beim alten Hertie hervorragend gearbeitet. »Auf ihre Professionalität ist Verlass«, ist er überzeugt. Die Stadt sollte dankbar sein, dass es überhaupt private Initiativen dieser Art gibt, das sei eine unglaubliche Bereicherung. Auch er bekräftigt, man müsse jede Möglichkeit zur kulturellen Zwischennutzung nutzen. München habe zwar eine hervorragende Hochkultur, aber, so Mattar, »wir brauchen auch unbedingt die jungen, noch nicht so bekannten Künstler«. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 26.02.2013
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