Umstrittene Relegationsspiel-Wertung wird geprüft

Trudering · TSV-Handballer gehen vors Sportgericht

Trudering · Gut drei Wochen nach dem Relegations-Rückspiel der Truderinger Handballer beim TSV Winkelhaid gibt es nach wie vor keine Klarheit. Ein Einspruch wurde eingelegt, das Sportgericht entscheidet nun über das weitere Vorgehen.

Nach einem 29:25-Sieg im Hinspiel gegen den mittelfränkischen Vizemeister der Landesliga Nord, den TSV Winkelhaid, verloren die Truderinger das Rückspiel mit 24:28. Alle Beteiligten rechneten mit der nun fälligen Verlängerung, doch das Schiedsrichtergespann erklärte das Spiel für beendet und sprach den Winkelhaidern wegen des mehr erzielten Auswärtstreffers den Aufstieg in die Bayernliga zu. Erst nach Rücksprache mit BHV-Vizepräsidentin In­grid Schuhbauer wurde nach einer halbstündigen Verzögerung doch eine Verlängerung ausgespielt, die Trudering klar verloren hatte. Einige Spieler mussten dabei aus dem Vereinslokal oder den Duschen geholt werden.

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Der TSV Trudering legte beim Bayerischen Handball-Verband Einspruch ein, Abteilungsleiter Norbert Odenwald hofft auf einen zusätzlichen Aufstiegsplatz für Trudering. Von Seiten des Verbandes war bislang keine Stellungnahme zu erhalten. Vize-Präsidentin Schuhbauer bezog sich auf das laufende Verfahren. Die ganze Angelegenheit liege beim Sportgericht. »Ich habe da nun keine Kompetenz und keinen Einblick mehr, bis die Entscheidung gefallen ist«, so Schuhbauer.

Im Interview mit den Münchner Wochenanzeigern bezieht Truderings Handball-Abteilungsleiter Norbert Odenwald Stellung.

Münchner Wochenanzeiger: Herr Odenwald, gab es bereits Post vom Bayerischen Handball-Verband?

Norbert Odenwald: Nein, bisher noch nicht. Ich gehe auch nicht davon aus, dass hier eine schnelle Entscheidung fallen wird – leider. Dafür ist der gesamte Vorfall zu komplex. Das heißt, wir müssen weiter bangen und hoffen.

Wie sehen Sie die Chancen für den TSV Trudering?

Odenwald: Das ist schwer zu beurteilen. Zunächst muss das Sportgericht entscheiden, wie das Rückspiel hätte beendet werden müssen. Hier gibt es zwei Auffassungen: Klaus-Dieter Sahrmann (Verbandsmännerspielwart und verantwortlich für den Spielbetrieb der Relegation, die Red.) ist der Meinung, dass die Auswärtstore entscheidend sind. So sieht es im Grundsatz auch die Spielordnung des Verbandes vor. Wir und im Übrigen auch unser Relegationsgegner TSV Winkelhaid sowie die Vizepräsidentin Spielbetrieb (Ingrid Schuhbauer, die Red.) lesen aber aus der Ausschreibung klar heraus, dass im Falle einer Punkt- und Torgleichheit eine Verlängerung die Entscheidung bringen muss. Wir haben uns in diesem Fall rechtlich beraten lassen. Wir sind der Meinung, dass die Ausschreibung definitiv diese Verlängerung vorsieht.

Also ein Fehler des Schiedsrichtergespannes?

Odenwald: Ja und nein. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Schiedsrichter neben der Einteilung für das Spiel die Ausschreibung erhalten haben, die an die teilnehmenden Vereine versendet wurde. Hier habe ich zu wenig Einblick.

Trudering beantragt einen zusätzlichen Startplatz in der Bayernliga. Warum wird keine Neuansetzung des Rückspiels gefordert?

Odenwald: Eine unangenehme Frage. Im Grunde haben wir keinen Einspruch gegen die Spielwertung an sich eingelegt. Unser Einspruch bezieht sich konkret auf die »Ordnungsmäßigkeit der Durchführung der Verlängerung«. Die Frage ist ja: Die Schiedsrichter haben das Spiel beendet. Kann das Spiel nun erneut aufgenommen werden? Das schließe ich aus. Allerdings sind wir faire Sportkameraden und möchten im Grunde den Winkelhaidern den Aufstieg nicht am grünen Tisch wegnehmen. Daher dieser Antrag, der unserer Meinung nach auch eine sehr gute Außenwirkung für den Verband in dieser ohnehin bereits schwierigen Situation hätte. Im Übrigen haben wir hilfsweise beantragt, dass die Verlängerung erneut ausgetragen wird. Auf die Entscheidung des Sportgerichts bin ich bereits gespannt.

Gab es ähnliche Vorfälle im Handballsport, die Ihnen bekannt sind?

Odenwald: Ja, durchaus. Wegen der gleichen Unklarheit über die Fortsetzung wurde ein Aufstiegsspiel zwischen dem TSV Simbach und dem TV Eggenfelden erneut angesetzt. Diesen Tipp haben wir nach der Berichterstattung des Südost-Kuriers von einem damals Beteiligten erhalten. Hier war es wohl so, dass zunächst nach der Auswärtstorregelung gewertet, diese Entscheidung dann allerdings revidiert wurde.

Nochmal zu den Chancen Ihres Einspruchs. Glauben Sie, dass der Verband respektive das Sportgericht hier Ihren Erläuterungen folgt?

Odenwald: Wir haben uns den Einspruch samt Begründung und Antrag sehr gut überlegt und gründlich ausformuliert. Ich denke auch, dass wir dem Sportgericht einen möglichen Weg aufgezeigt haben, der sowohl dem Verband als auch beiden Vereinen gerecht werden würde. Dass wir eindeutig und entscheidend benachteiligt worden sind, ist unstrittig. Insofern erwarte ich schon, dass uns das Sportgericht entgegenkommt.

Vielleicht hilft es ja, dass in einer Online-Umfrage auf www.wochenanzeiger.de über 61 Prozent der Abstimmenden Ihrem Vorschlag folgen und den »Aufstieg für beide Mannschaften« als die am meisten nachvollziehbare Lösung erachten.

Odenwald: Ja, die Umfrage habe ich auch gesehen. Das Ergebnis bestätigt uns letztlich in unserer Meinung. Jetzt liegt der Ball allerdings beim Sportgericht, darauf haben wir zunächst keinen Einfluss mehr. Ich vertraue aber hier auf ein sportliches und für alle Seiten nachvollziehbares Urteil.

Sebastian Weber

Artikel vom 04.06.2013
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