Veröffentlicht am 11.07.2013 00:00

München/Schliersee · Handwerk mit langer Tradition – Der Schäffler


Von red
Schäfflertanzgruppe des MTV Pfaffenhofen 1862 zu Gast im Markus Wasmeier Freilichtmuseum.  (Foto: Heinz Thalmeir)
Schäfflertanzgruppe des MTV Pfaffenhofen 1862 zu Gast im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. (Foto: Heinz Thalmeir)
Schäfflertanzgruppe des MTV Pfaffenhofen 1862 zu Gast im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. (Foto: Heinz Thalmeir)
Schäfflertanzgruppe des MTV Pfaffenhofen 1862 zu Gast im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. (Foto: Heinz Thalmeir)
Schäfflertanzgruppe des MTV Pfaffenhofen 1862 zu Gast im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. (Foto: Heinz Thalmeir)

Fast schon ausgestorben schien der Beruf des Schäfflers, auch Büttner oder Fassbinder genannt. In einer Zeit von Aluminiumfässern und Plastikkisten wurden Holzfässer beinahe überflüssig. Doch im Moment erlebt das Handwerk einen kleinen Aufschwung, denn egal ob Whiskydestillerien, gehobene Weingüter oder heimische Brauereien, das Holzfass ist hier wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt – wie ich finde zu Recht.

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Der Beruf des Schäfflers war früher unheimlich wichtig und angesehen. Wir denken bei Fässern heute immer zuerst an Wein oder Bier, der ein oder andere vielleicht auch noch an Sauerkraut. Aber lange Zeit waren Fässer das wichtigste Behältnis zum Lagern und Transportieren von Lebensmitteln

aller Art. Egal ob Getreide, Zucker oder flüssige Waren, die einzige Möglichkeit die Güter zu verpacken war, sie in Fässer zu füllen. Die Arbeit ging für den Schäffler somit nie aus, denn die Holzfässer wurden regelmäßig kaputt, waren nicht mehr dicht oder aber hatten mit der Ware den Besitzer gewechselt.

Viele Arbeitsschritte sind nötig, um aus etwas Holz und Eisen ein Fass herzustellen.

Das Holz, in der Regel Eichenholz, musste einige Jahre trocknen, damit man dann daraus die Fassdauben schnitzen konnte. Hier war Genauigkeit vonnöten, das Fass sollte ja hinterher dicht sein. Die Dauben mussten anschließend in Form gebogen werden. Dazu wurden sie in einem großen Kessel gekocht und danach, noch heiß und nass, geformt. Die Dauben eines Fasses werden durch einen Eisenring zusammengehalten. Der Ring wurde vom Schmied angefertigt und vom Schäffler mit dem Hammer in die gewünschte Position gebracht, eine Arbeit bei der jeder Handgriff sitzen musste. Nun war das Fass in Form und Aussehen bereits erkennbar, aber bei weitem noch nicht fertig, denn es war noch nicht dicht. Zum Abdichten wurde nun Pech erhitzt und anschließend in das Fass gegossen. Damit das Pech gut verteilt und das Fass somit absolut dicht war, musste der Fassbinder das Holzfass auf dem Boden hin- und herrollen solange das Pech noch flüssig war. Diese Arbeit hatte natürlich ihren Preis und ein Holzfass oder auch ein Holzeimer wurde entsprechend pfleglich behandelt und man besaß davon nicht mehr als nötig.

Da verwundert es nicht, dass die Zunft der Schäffler, im übrigen ebenso die der Bierbrauer und Maurer, in den Städten zur Feuerbekämpfung zwangsverpflichtet wurden. Denn sie verfügten über die nötigen Gefäße, um das Löschwasser an den Brandherd zu bekommen.

Die Zunft der Schäffler ist noch für etwas anderes bekannt, nämlich für den Schäfflertanz. Als 1517 die Pest in München wütete und sich die Menschen nicht mehr vor die Tür trauten waren die Schäffler diejenigen, die als erste mit ihrem Zunfttanz durch die Straßen tanzten und den Bewohnern wieder Mut machen wollten. Herzog Wilhelm IV ordnete daraufhin an, dass der Tanz auch in der Zukunft als Dank für das Ende der Pest getanzt werden sollte. Noch heute wird in Erinnerung daran alle sieben Jahre der Schäfflertanz in München aufgeführt. München war aufgrund der vielen Brauereien für Schäffler sicher ein attraktiver Ort, denn nicht nur Fässer und Eimer stellten die Schäffler in ihren Werkstätten her. Auch Maischbottiche für Brauereien waren ein Betätigungsfeld für die vielseitigen Handwerker.

In unserer Schöpfbrauerei im Freilichtmuseum in Schliersee können Sie so einen Bottich besichtigen. Es ist schon beeindruckend, wenn man sich vorstellt, wie viel Arbeit dafür nötig ist. Selbstverständlich ist der Maischbottich in unserem altbayrischen Dorf nicht nur ein Ausstellungsstück. Wie fast

alles in unserem lebendigen Museum ist er ständig in Betrieb und unser Braumeister setzt darin die Maische für unser süffiges Museumsbier an. Im gemütlichen Biergarten vor unserer Museumsgaststätte »Zum Wofen« können Sie es selbst probieren oder Sie nehmen einmal an einem unserer regelmäßigen Bierbraukurse teil und erleben Handwerkskunst wie vor 300 Jahren.

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