Veröffentlicht am 18.07.2013 00:00

München/Schliersee · Sommer auf dem Land


Von red
Einer der beliebtesten Biergärten im Oberland finden Sie im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee.	 (Quelle: wasmeier.de)
Einer der beliebtesten Biergärten im Oberland finden Sie im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Quelle: wasmeier.de)
Einer der beliebtesten Biergärten im Oberland finden Sie im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Quelle: wasmeier.de)
Einer der beliebtesten Biergärten im Oberland finden Sie im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Quelle: wasmeier.de)
Einer der beliebtesten Biergärten im Oberland finden Sie im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Quelle: wasmeier.de)

Nun hat der Sommer doch noch Einzug gehalten und ganz Bayern nützt das Biergartenwetter aus. Bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee genießen die Gäste das kühle selbstgebraute Museumsbier aus

der historischen Schöpfbrauerei oder unsere alkoholfreien Getränke. In den Büros in der Stadt laufen die Klimaanlagen und so lässt sich trotz der Hitze gut arbeiten.

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Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor

Die Lebensmittel im Haushalt stellen wir in den Kühlschrank, damit sie nicht verderben, und all das ist für uns selbstverständlich. Vor noch nicht einmal 150 Jahren aber war dies jenseits der Vorstellungskraft. Erst mit Karl von Lindes Kältemaschine, die er im späten 19. Jahrhundert entwickelte, konnte man künstlich Kälte erzeugen. So war es bis dahin zum Beispiel nur im Winter möglich, untergäriges Bier zu brauen, da dieses eine Temperatur von 4 bis 10 Grad benötigt.

Aber natürlich entwickelten unsere Vorfahren auch Methoden mit der Wärme umzugehen, beziehungsweise sich davor zu schützen. So findet man vor vielen Bauernhäusern eine Linde oder einen Weinstock an der Hauswand, die im Sommer mit ihrem dichten Blattwerk vor der Sonne schützen, im Winter hingegen, wenn die Pflanzen die Blätter abgeworfen haben, können die wärmenden Strahlen auf das Haus scheinen. Auch das verwendete Baumaterial trug zur Klimatisierung bei. Als Dichtmaterial zwischen den Holzbalken der Wände wurde oft Moos verwendet, das im Herbst mit zunehmender Luftfeuchtigkeit aufquoll und die Ritzen schloss, im Sommer hingegen ausdörrte und für Belüftung sorgte.

Heute erkennt man zunehmend den Vorteil des natürlichen Dämmmaterials wieder. Einen großen Bedarf an Klimatisierung hatten die Brauereien, denn schon damals war warmes Bier eher unbeliebt. Aber woher bekam man in den Sommermonaten die benötigte Kühlung? Dazu mussten schon im Winter die Wirte und Brauer Eisblöcke aus einem nahegelegenen See oder dem Dorfweiher mit großen Eissägen schneiden. Die zentnerschweren Eisblöcke wurden dann mit Stangen aus dem See gehievt, eine schwere und auch gefährliche Arbeit. Mit Schlitten wurden die Blöcke dann in den Eiskeller gefahren. Eiskeller waren natürliche Höhlen oder künstlich angelegte tiefe Kelleranlagen, in denen das Eis mit Stroh als Isolation zugedeckt wurde, um im Sommer zur Verfügung zu stehen. Auch hier setzte man zusätzlich auf natürlichen Schattenwurf, und auf die Kellergewölbe wurden für gewöhnlich Kastanien gepflanzt, um die Keller vor der Sonne zu schützen. Die flachen Wurzeln der Kastanien schädigten dabei die Gewölbe nicht. Mit dem Eis konnte man dann das Bier das ganze Jahr kühl halten.

Dass der Schatten über den Kellern zum Verweilen einlädt hat man schnell erkannt: 1812 wurde erstmals im Isarkreis der Ausschank von Bier direkt aus den Kellern genehmigt. Der Biergarten war geboren. Erst später durften die Wirte auch Speisen anbieten, und so bürgerte es sich ein, dass die Leute ihre Brotzeit zum Verzehr selbst mitbrachten – eine Tradition, die in den Biergärten bis heute gepflegt wird, auch wenn mittlerweile kein Eis mehr in den Kellern lagert. In unserem Biergarten im Museum vor dem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« stehen zwar keine Kastanien, aber unter dem Nussbaum lässt es sich auch sehr gut aushalten. Besuchen Sie mich doch in Neuhaus am Schliersee und erleben Sie Dorfleben wie es einst war. Das Museum ist nur drei Gehminuten vom Bahnhof Fischhausen-Neuhaus entfernt, sodass Sie bei der Anreise mit dem Zug mit gutem Gewissen ein kühles Museumsbier genießen können. Wenn Sie dann Ihren Blick über die Schlierseer Berge schweifen lassen und das satte Grün der Almwiesen leuchtet, wissen Sie: Es ist Sommer!

Ihr Markus Wasmeier

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